Heidelberger Geschichtsverein e.V.

www.haidelberg.de

José Protasio Rizal Mercado y Alonso

*19. Juni 1861 Calamba auf Luzón (Philippinen)

30. Dezember 1896 Campo de Bagumbayan in Manila (erschossen)

Augenarzt, Schriftsteller, philippinischer Freiheitsheld



Rizal wird als siebtes von elf Kindern in eine wohlhabende Mestizo-Familie geboren


1877: Abitur am Ateneo Municipal in Manila


1878: Einschreibung an der Universität Santo Tomás in Manila für das Studium der Medizin und an der Philosophischen Fakultät


Mai 1882: Abreise nach Spanien. Immatrikulation an der Medizinischen und an der Philosophischen Fakultät der Universität Madrid

1884: Erwerb des medizinischen Diploms an der Universität Madrid. Rizal belegt Deutsch-Kurse und beginnt mit der Arbeit an seinem Roman Noli me tangere.


1885: Promotion zum Doktor der Philosophie. Abreise aus Spanien.

Winter 1885/1886: Spezialisierung und Fortbildung in der Augenheilkunde an der Pariser Klinik des Augenchirurgen Louis de Wecker (1832-1906)


3. Februar-9. August 1886: Aufenthalt in Heidelberg und Wilhelmsfeld. Hospitation an der Universitäts-Augenklinik bei Otto Becker (1828-1890). Er wohnt zunächst in der Karlstraße, dann in der Grabengasse 12.


April-Juni 1886: Aufenthalt als Gast im Haus des evangelischen Ortspfarrers Karl Ullmer in Wilhelmsfeld. Erster Briefkontakt mit dem Philippinisten Ferdinand Blumentritt (Leitmeritz, 1853-1913). http://ufreytag.michel-media.de/page13.html http://ufreytag.michel-media.de/page20.html


August-Oktober 1886: Aufenthalt in Leipzig. Übersetzung von Friedrich Schillers "Wilhelm Tell" und von Erzählungen Hans Christian Andersens in seine Muttersprache Tagalog. Rizal reist nach Dresden und trifft Adolf Bernhard Meyer (1840-1911), Direktor des Königlichen Zoologischen und Anthropologisch-Ethnographischen Museums.


1. November 1886: Ankunft in Berlin. Rizal hospitiert in der Augenklinik, studiert u.a. die in der Königlichen Bibliothek vorhandene Philippinen-Literatur und besucht Adolf Bastians Museum für Völkerkunde. Er wird Mitglied der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte und hält dort einen Vortrag in deutscher Sprache über die Verskunst der Tagalen.


März 1887: in Berlin erscheint sein erster Roman "Noli me tangere" in spanischer Sprache

Mai 1887: Rizal reist nach Leitmeritz, um Ferdinand Blumentritt persönlich kennenzulernen. Er setzt die Reise über Brünn, Wien, Salzburg und Abstechern nach München und Nürnberg bis in die Schweiz fort. Von Genf geht er nach Rom, von dort nach Marseille, wo er die Schiffsreise nach Manila antritt.


Rückkehr nach Manila, wo sein Roman v.a. in klerikalen Kreisen erhebliche Kritik auslöst.

Februar 1888: Rizal flieht vor den Drohungen der kolonialistischen Exekutive nach Hongkong und schifft sich Ende des Monats von dort nach Yokohama ein. Er wohnt als Gast in der Vertretung Spaniens in Tokio und lernt Japanisch.


April 1888: USA, San Francisco, New York


Mai 1888: Rizal reist nach Liverpool. Er mietet ein Zimmer in London, erhält Zugang zur Bibliothek des British Museum und beginnt dort mit der Kommentierung von Antonio de Morga`s (1559-1636) Sucesos de las Islas Filipinas aus dem Jahr 1609.


September 1888: Rizal arbeitet in der Bibliothèque Nationale in Paris


Dezember 1888: Rizal trifft sich in Madrid und Barcelona mit Marcelo del Pilar und Mariano Ponce, den Häuptern der philippinischen propagandista-Bewegung. Sie gründen die Asociación La Solidaridad.


Frühjahr 1889: in Barcelona wird die erste Nummer des zweiwöchentlich erscheinenden Periodikums La Solidaridad. Quincenario democrático herausgegeben. Im Laufe des Jahres publiziert Rizal kolonialismuskritische Essays.


Paris. Rizal bereitet u.a. die Gründung der forschungszentrierten Association Internationale des Philippinistes unter Ferdinand Blumentritts Präsidentschaft vor.


Januar 1890: Brüssel. Dort erreichen ihn Nachrichten über die von den Mönchsorden und der Guardia Civil ausgehenden Repressalien gegen seine Familie. Im Pariser Verlag Garnier erscheint seine kommentierte Ausgabe von Morga`s Sucesos de las Islas Filipinas mit einem Vorwort von Ferdinand Blumentritt.


1890: La Solidaridad veröffentlicht im Lauf des Jahres drei seiner bedeutendsten Essays: Die Philippinen in hundert Jahren, Über die Indolenz der Philippiner und Über die neue Orthografie des Tagalog.


August 1890: Madrid


Februar 1891: Rizal verläßt Madrid wegen persönlicher Querelen innerhalb der propagandista-Bewegung.


Februar/März 1891: Biarritz, Paris, Brüssel, Gent


September 1891: sein zweiter Roman El Filibusterismo erscheint in Gent in spanischer Sprache


Oktober 1891: Rizal geht in Marseille an Bord eines Dampfschiffs Richtung Hongkong. Dort eröffnet er eine Praxis als Augenchirurg und operiert mit Erfolg seine Mutter.


1892: Rizal kehrt nach Manila zurück und gründet im Juli gemeinsam mit Freunden den reformistischen Geheimbund Liga Filipina. Die Vereinigung wird sofort verboten.


Juli 1892: Rizal wird wegen staatsfeindlicher Umtriebe auf die Insel Mindanao verbannt


1892-1896: Rizal ist in Dapitan auf Mindanao als Arzt, Farmer, Lehrer und Entwicklungshelfer für die Einheimischen tätig


Dezember 1895: Rizal bewirbt sich bei den spanischen Behörden in Manila für das Amt eines Militärarztes auf Kuba


Juli 1896: Er erhält die Zusage


September 1896: Ausbruch der philippinischen Revolution, Ausrufung des Ausnahmezustands. Rizal verläßt unter Bewachung Manila, um von Barcelona aus nach Kuba verschifft zu werden. Kaum in Barcelona angekommen, wird er an Bord eines Dampfschiffs gebracht, das ihn wieder nach Manila zurückbringt. Dort wird er im Fort Santiago eingekerkert.


20. November 1896: Rizal wird vom spanischen Kriegsgericht verhört. Die Anklage lautet: Anstiftung zur Rebellion und Vorbereitung eines gewaltsamen Umsturzes.


26. Dezember 1896: das Kriegsgericht verurteilt Rizal zum Tod durch Erschießen


30. Dezember 1896: Rizal wird auf dem Campo de Bagumbayan in Manila erschossen


Quellen: Universitätsbibliothek Heidelberg, Dietrich Harth

Gedenken:

Januar 1960: Anbringung einer Erinnerungstafel am evangelischen Pfarrhaus in Wilhelmsfeld

19. Juni 1960: Anbringung einer Erinnerungstafel an der ehemaligen Augenklinik (Bergheimerstraße 20)

Juni 1964: Umbenennung der Pfarrgasse in Wilhelmsfeld in José-Rizal-Straße

23. September 1978: Einweihung des José-Rizal-Park (Wilhelmsfeld, Karl-Ullmer-Weg/Schulstraße) mit Brunnen und Bronzestatute Rizals von Anastacio Caedo

1980: der Weg am Heidelberger Neckarufer entlang der Mannheimer Straße, östlich von Wieblingen-Süd, wird Rizal-Ufer benannt

2014: Einweihung eines Rizal-Gedenksteins am Rizal-Ufer



Inschriften:

"Dr. Jose Rizal 1861-1896/ Philippinischer Nationalheld/ In diesem Gebäude, früher Ludwigsplatz 12, wohnte Rizal vom 18. Februar bis zum Juni 1886, sein Gedicht "An die Blumen von Heidelberg", wurde hier am 22. Februar 1886 verfasst" (Inschrift einer Tafel in der Grabengasse 12)

"Dr. Jose Rizal 1861-1896/ Philippinischer Nationalheld/ Hier, Bergheimerstraße 20,/ praktizierte Rizal Augenheilkunde von Februar bis August 1886 unter Prof.Dr. Otto Becker Direktor der Universitäts-Augenklinik./ Philippinische Botschaft 19.6.1960" (Inschrift einer Tafel in der Bergheimerstraße 20, ehemalige Augenklinik)





Werke:

José Rizal, Noli me tangere. Roman. Aus dem phil. Spanisch von Annemarie del Cueto-Mörth. Frankfurt a.M. 1987 [87 A 11859]


José Rizal, Die Rebellion. Roman. Aus dem philippinischen Spanisch ins Deutsche übersetzt von Gerhard Walter Frey. Heidelberg 2016 [2016 A 5189]




Literatur:

Bernhard Dahm, José Rizal, Der Nationalheld der Filipinos. (= Persönlichkeit und Geschichte. Band 134). Göttingen/ Zürich 1989

Dietrich Harth, Er kämpfte mit den Mitteln der Satire. Schriftsteller und Kolonialismuskritiker: Heute vor 160 Jahren wurde José Rizal geboren – In Heidelberg ließ er sich zum Facharzt für Augenheilkunde ausbilden, in: Rhein-Neckar Zeitung | Heidelberger Nachrichten, Samstag, 19. Juni 2021, Seite 14

Dietrich Harth, José Rizals Kampf um Leben und Tod. Facetten einer kolonialismuskritischen Biografie. (Verlag der Universitätsbibliothek Heidelberg) Heidelberg 2021 [https://doi.org/10.11588/heibooks.839]

Annette Hug, Wilhelm Tell in Manila. Roman. Heidelberg 2012 [2016 A 3646]

Julia Lauer, „Der Widerstand war sein Lebensthema“ Vor 160 Jahren wurde der Mediziner und Freiheitskämpfer José Rizal geboren – 1886 war er in Heidelberg – Prof. Harth: „Er war genial“, in: Rhein-Neckar Zeitung | Heidelberger Nachrichten, Samstag, 19. Juni 2021, Seite 3

Nicolas Lewe, Hier ist José Rizal allgegenwärtig. In Wilhelmsfeld erinnern eine Straße, ein Park und ein Denkmal an den philippinischen Freiheitskämpfer, in: Rhein-Neckar Zeitung | Heidelberger Nachrichten, Samstag, 19. Juni 2021, Seite 8