Heidelberger Geschichtsverein

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Raschi (Schlomo ben Jizchak, Rabbi Schelomo Jizchaki, Salomon von Troyes)

*1040 Troyes/Champagne

30. Juli oder 5. August 1105 Troyes (heute Dép. Aube, Region Grand Est)

Winzer, Weinhändler, Rabbiner, maßgeblicher Herausgeber und Kommentator des Talmud im hohen Mittelalter. Der auf ihn zurückgehende Talmud-Kommentar gilt bis heute als einer der bedeutendsten und wird in den meisten Ausgaben mit abgedruckt.



wächst in Troyes auf, wo seine Familie einen großen Weinberg besitzt, mit dem sie ihren Lebensunterhalt bestreitet

1055: Mainz, dann Worms, um dort an den Jeschiwot zu studieren, die zu den bedeutendsten in Europa zählen. Zu seinen Wormser Lehrern zählen Jakob ben Jakar und Isaak ben Eleasar ha-Levi.

1065: Troyes, arbeitet als Winzer und Weinhändler

um 1070: gründet in Troyes eine Jeschiwa, die er mit den Gewinnen aus seinen Weinbergen finanziert. In dieser Schule entstehen umfangreiche Kommentare zu Tanach und Talmud, die heute unter dem Titel Raschi-Kommentare zusammengefaßt werden. Für sie wurde wohl im 15. Jahrhundert die Raschi-Schrift geschaffen. Sein Pentateuch-Komentar (gedr. 1475) war das erste hebräisch gedruckte Buch.

Die Raschi-Kommentare sind eine wichtige Quelle für die Romanistik, da sie zahlreiche altfranzösische Wörter in hebräischer Umschrift überliefern. Da Raschi diese Umschrift rein lautlich durchführt, kann daraus die Aussprache des damaligen Französisch besser rekonstruiert werden als aus lateinschriftlichen Texten, in denen die überlieferte lateinische Rechtschreibung die tatsächliche mündliche Sprachgestalt überlagert.

In einem Anbau der romanischen Synagoge in Worms wird der steinerne „Lehrstuhl Raschis“ gezeigt, der wohl aus dem 16. Jahrhundert stammt. Eine aus Troyes nach Worms gewanderte Legende führt eine Einbuchtung in der Außenmauer der Synagoge darauf zurück, daß seine Mutter während ihrer Schwangerschaft mit dem späteren Gelehrten vor einem heranpreschenden Fuhrwerk Schutz gesucht habe.

Raschi wird von dem Franziskanermönch und Theologen Nikolaus von Lyra (*um 1270/75, †1349 in Paris) so viel zitiert, daß man ihn „Raschis Affen“ nennt. Martin Luther zitiert wiederum oft diesen Mönch.



Werke:

Selig Bamberger (Übersetzer), Raschis Pentateuchkommentar. Basel, vierte Auflage 2002



Literatur:

Gerold Bönnen, Rachi à Worms, in: Rachi de Troyes. La vie en Chapagne, in: Revue trimestrielle publiée par l`Association Champagne historique, Nouvelle édition, Mai 2009, S. 28-31

Roland Graser, Les villes Schum: Spire, Worms et Mayence, les racines rhénanes du judaïsme champenois, in: Rachi de Troyes. La vie en Chapagne, in: Revue trimestrielle publiée par l`Association Champagne historique, Nouvelle édition, Mai 2009, S. 23-27

Geoffroy Grassin (Hg.), Raschi 1105-2005. Leben und Wirken Raschis, die Juden in der Champagne und am Rhein. Worms 2005

Klaus Kienzler, Raschi, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 14. Herzberg 1998, Sp. 1386–1389

Moses Mannheimer, Die Judenverfolgungen in Speyer, Worms und Mainz im Jahre 1096. Darmstadt 1877

Rachi de Troyes. La vie en Chapagne, in: Revue trimestrielle publiée par l`Association Champagne historique, Nouvelle édition, Mai 2009

Lucia Raspe, Jüdische Hagiographie im mittelalterlichen Aschkenas. Tübingen 2006, S. 199-241

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Raschi

http://www.worms.de/deutsch/tourismus/sehenswuerdigkeiten/juedisches_museum.php (Raschi-Haus Worms)