Heidelberger Geschichtsverein e.V.

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Alexander Mitscherlich

*20. September 1908 München

26. Juni 1982 Frankfurt am Main

Psychoanalytiker, Psychosomatiker, Sozialpsychologe, Schriftsteller

Ehefrauen:


1 ∞ Berlin, 29. 3.1932, Melitta, geb. Behr (1906-1992), Dr. med., Ärztin, gesch. 1935 oder 1936;


2 ∞ Freiburg, 23. 5.1936, Augusta Georgia, geb. Wiedemann (1902-?), Pianistin, gesch. Nov. 1954;


3 ∞ Heidelberg, 3. 3.1955, Margarete, geb. Nielsen (1917-2012), Psychoanalytikerin.


Kinder:

Monika (1932-2002), verh. Seifert, Soziologin, Pädagogin

Barbara (* Nov. 1933), verh. Kuhn, Psychotherapeutin

Meret Lucinde (* Febr. 1935)

Oliver Malte (1936-1946)

Christoph René (* 1939), Architekt

Thomas Viktor (1942-1998), Filmregisseur

Alexander Mathias (* 1949), Manager



stud. Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie in München sowie Medizin in Berlin, Zürich und Heidelberg

September 1930: Begegnung mit Ernst Jünger (1895-1989)

1931: eröffnet in Berlin eine Buchhandlung und gründet einen Verlag. Bekanntschaft mit Ernst Niekisch (1889-1967).

1933-1937: wegen Widerstandsarbeit mehrfach verhaftet

1935/1936: Ehescheidung


1937: drei Monate in Nürnberg gefangen gehalten. Geht für 8 Monate in die Schweiz. Dort Fortsetzung des Medizinstudiums.

1938: wohnt in Neckargemünd. Medizinstudium in Heidelberg.

1939: Doktorand der Medizin in Heidelberg

1941: medizinische Promotion bei Viktor Freiherr von Weizsäcker. Arbeitet als Privatdozent für Neurologie an der Universität Heidelberg.

5. April 1945: politisch unbelastet gebliebene oder im dritten Reich entlassene Professoren ("Dreizehnerausschuß"- Karl Heinrich Bauer, Ernst Engelking, Alfred Weber, Karl Jaspers, Karl Engisch, Gustav Radbruch, Hans Schaefer, Renatus Hupfeld, Walter Jellinek, Wolfgang Gentner, Martin Dibelius, Karl Freudenberg, Alexander Mitscherlich, Johannes Hoops) bemühen sich um eine baldige Wiedereröffnung und um eine geistige sowie personelle Erneuerung der Universität Heidelberg http://www.uni-heidelberg.de/studium/journal/2010/07/neubeginn.html

18. Mai 1945: Amtseinführung von Dr. Hermann Heimerich, ehemaliger Oberbürgermeister von Mannheim, als Oberpräsident für das neu geschaffene Verwaltungsgebiet Saar-Pfalz-Südhessen, in den Räumen der Handelskammer Neustadt. Zusammen mit Heimerich werden sein Stellvertreter und Dezernent für Wirtschaft, der Mannheimer Rechtsanwalt Wilhelm Zutt, sowie Abteilungsleiter („Minister“) ernannt: der ehemalige badische Finanzminister Wilhelm Mattes (Finanzabteilung), Dr. Alexander Mitscherlich, Oberarzt und Dozent an der Universität Heidelberg (Dezernent für Gesundheitsfürsorge), der frühere Postrat Paul Machold (Dezernent für Post, Telefon und Telegrafenwesen), Adolf Rausch (Arbeitsfragen und öffentliche Wohlfahrt), Hermann Hussong, vor 1933 Dezernent der Stadt Heidelberg (Bau und Wiederaufbau), Emil Henk (Dezernat für Erziehung und religiöse Fragen), Dr. Hans Anschütz, Richter in Heidelberg (Abteilung öffentliche Sicherheit und Justiz), Dr. Dolf Sternberger (Pressereferent). (bis 8. Juli 1945)

1946: Habilitation. Arbeitet er an der medizinischen Poliklinik in Zürich.

13.-19. Oktober 1946: Ausstellung „Das Schweizer Buch“ in der Stadtbücherei Heidelberg

November 1946: Gründung der Heidelberger Aktionsgruppe zur Demokratie und zum freien Sozialismus (Dolf Sternberger, Alexander Mitscherlich, Lambert Schneider, Alfred Weber)

1947: Gründer und Herausgeber der Zeitschrift "Psyche"

1949: Alexander Mitscherlich und Viktor Freiherr von Weizsäcker (1886-1957) gründen an der Universität Heidelberg die Abteilung für Psychosomatische Medizin, die bald zu einer eigenen Klinik ausgebaut wird

1949: wohnt Im Gabelacker 13

November 1954: Ehescheidung


1956/57: wohnt Max-Wolf-Straße 8

1961: wohnt Max-Reger-Straße 10

1960: gründet in Frankfurt am Main das (1964 so benannte) Sigmund-Freud-Institut, dessen Leiter er bis zu seiner Emeritierung ist

1966-1973: Professor für Psychologie an der Universität Frankfurt/Main

Mai 1967: die Stadt Heidelberg schreibt einen Wettbewerb zur Erschließung von 56 ha Gelände auf dem Emmertsgrund, welches sie vom Land gekauft hat, aus

20. Juli 1967: der Gemeinderat erteilt der Neuen Heimat Baden-Württemberg den Zuschlag für die Bebauung des Emmertsgrund und verkauft ihr denselben

1968: Mitscherlich wird von der Neuen Heimat mit einem Gutachten zur geplanten Siedlung Heidelberg-Emmertsgrund beauftragt

1969: Baubeginn zur Siedlung Emmertsgrund. Erschließung und Anbindung an die B 3

1969: Friedenspreis des Deutschen Buchhandels

1972: Erkrankung an Parkinson

1974: Mitscherlich scheidet aus der Gutachter-Kommission für den Emmertsgrund aus

1976: Emeritierung



19./20. September 2008: Begegnungen mit Alexander Mitscherlich (Symposium der Klinik für Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin am Universitätsklinikum Heidelberg im DAI)

23. März 2022: der Platz vor dem Seniorenzentrum Boxberg-Emmertsgrund wird als "Alexander-Mitscherlich-Platz" eingeweiht




Veröffentlichungen:

Alexander Mitscherlich, Alfred Weber, Freier Sozialismus. Heidelberg 1946

Alexander Mitscherlich, Freiheit und Unfreiheit in der Krankheit. Das Bild des Menschen in der Psychotherapie. 1946

Alexander Mitscherlich, Fred Mielke, Das Diktat der Menschenverachtung. Der Nürnberger Ärzteprozeß und seine Quellen. Heidelberg 1947

Alexander Mitscherlich, Fred Mielke, Wissenschaft ohne Menschlichkeit: Medizinische und Eugenische Irrwege unter Diktatur, Bürokratie und Krieg. Heidelberg 1949

Alexander Mitscherlich, Fred Mielke, Medizin ohne Menschlichkeit (Neuauflage von „Wissenschaft ohne Menschlichkeit“). Frankfurt 1960

Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft. Ideen zur Sozialpsychologie. 1963

Die Unwirtlichkeit unserer Städte. Thesen zur Stadt der Zukunft. 1965, 1967

Krankheit als Konflikt. 1966

Alexander und Margarete Mitscherlich, Die Unfähigkeit zu trauern. Grundlagen kollektiven Verhaltens. München 1967

Alexander und Margarete Mitscherlich, Die Idee des Friedens und die menschliche Aggressivität. 1969

Alexander Mitscherlich, Sozialpsychologische Anmerkungen zum Bauvorhaben Heidelberg-Emmertsgrund, in: architekturwettbewerbe 59, August 1969, S. 28-32 (nachgedruckt in Alexander Mitscherlich, Thesen zur Stadt der Zukunft. Frankfurt am Main 1971, S. 120-136)

Alexander und Margarete Mitscherlich, Eine deutsche Art zu lieben. 1970

Massenpsychologie ohne Ressentiment - Sozialpsychologische Betrachtungen. 1972

Toleranz – Überprüfung eines Begriffs. 1974

Der Kampf um die Erinnerung. 1975

Das Ich und die Vielen. Parteinahme eines Psychoanalytikers. 1978

Ein Leben für die Psychoanalyse. 1980 [Autobiografie]

Gesammelte Schriften 1-10. Frankfurt 1983

Kranksein verstehen. Ein Lesebuch. Timo Hoyer (Hg.). Frankfurt 2010.



Literatur:

Beate Brehm, Zum Phantasten idealisiert. Vortrag des Bürgervereins Emmertsgrund beleuchtete Alexander Mitscherlichs intellektuelle Entwicklung, in: RNZ, 13. 5. 2008, Heidelberger Nachrichten S. 7

[Michael Buselmeier], Erlebte Geschichte erzählt 2005-2010. Michael Buselmeier im Gespräch mit... Hg. von der Stadt Heidelberg. [Bd. 4]. Heidelberg 2011, S. 30f.

Martin Dehli, Leben als Konflikt. Zur Biographie Alexander Mitscherlichs. Göttingen 2007


Tobias Freimüller, Alexander Mitscherlich. Gesellschaftsdiagnosen und Psychoanalyse nach Hitler. Göttingen 2007


Timo Hoyer, Im Getümmel der Welt. Alexander Mitscherlich. Ein Porträt. Göttingen 2008 – Rezension: RNZ, 20. 9. 2008

Heinz W. Krewinkel, Heidelberg-Emmertsgrund. Ein neuer Stadtteil für 11.000 Menschen. Ein Bericht. Hg. Neue Heimat Baden-Württemberg. Stuttgart 1971 (Drk)

H. Rieger, Zum Tode von Alexander Mitscherlich, in: Ruperto Carola 34, (67/68), (1982), S. 264

Wolfram Schmitt, Karl Jaspers und die Psychotherapie. Grundlinien psychiatrisch-psychotherapeutischer Praxis, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. 11/2006, S. 91f.

http://news.uni-hd.de/inhalt/2000-06-einr_psychosomatik_2.ssi (50 Jahre Psychosomatische Universitätsklinik Heidelberg

http://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Mitscherlich

http://www.kipnis.de/index.php/alexander/kurzbiografien/122-mitscherlich-alexander-1908-1982-psychoanalytiker-sozialpsychologe-publizist

https://taz.de/Autor-und-Soziologe-Alexander-Mitscherlich/!5182883/ (Vorsicht vor moralischen Urteilen: ein Gespräch mit dem Historiker Martin Dehli über Alexander Mitscherlich, 2008)

https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-9747 (Dehli, Martin: Leben als Konflikt. Zur Biographie Alexander Mitscherlichs. Göttingen 2007. Freimüller, Tobias: Alexander Mitscherlich. Gesellschaftsdiagnosen und Psychoanalyse nach Hitler. Göttingen 2007. Rezensiert für H-Soz-Kult von Daniel Morat, Friedrich-Meinecke-Institut, Freie Universität Berlin)