Heidelberger Geschichtsverein e.V.

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Carlo Mierendorff

*24. März 1897 Großenhain (Landkreis Meißen)

4. Dezember 1943 Leipzig (Luftangriff der RAF) (auf dem Waldfriedhof Darmstadt begraben)

Schriftsteller, Politiker



1917: beginnt in Heidelberg ein Volkswirtschaftsstudium, das er nach dem Krieg in Freiburg im Breisgau und Frankfurt am Main fortführt

27. Juni 1922: Staatsbegräbnis von Walther Rathenau. Der Tag wird in Baden zum Staatsfeiertag erklärt. Der Physiker Professor Philipp Lenard weigert sich, die allgemeine Arbeitsruhe anläßlich des Staatsbegräbnisses einzuhalten und am Physikalischen Institut der Universität Heidelberg halbmast zu flaggen. Das Institut wird, von dem sozialdemokratischen Studenten Carlo Mierendorff angeführt, durch Arbeiter und Studenten besetzt, Lenard zum Gewerkschaftshaus in der Rohrbacher Straße gebracht. - Der Senat der Universität verurteilt Lenards Verhalten und leitet ein Disziplinarverfahren gegen ihn und Mierendorff ein. Als der badische Kultusminister Willy Hellpach Lenard vom Dienst suspendiert, bittet dieser um seine Entlassung. Physikalische Gesellschaften, einzelne Physiker und Heidelberger Studenten setzen sich für Lenard ein, so daß Hellpach die Suspendierung und Lenard sein Entlassungsgesuch zurücknimmt

aus: Hugo Marx, Der Fall Lenard

1930: Mitglied des Reichstages (SPD)

1933-38: Konzentrationslager Osthofen

22. Februar 1944: Totenfeier von Freunden auf dem Waldfriedhof Darmstadt (Gedenkrede: Theodor Haubach)



>Philipp Lenard, Emil Henk, Sergej Tschachotin



Veröffentlichungen

Carlo Mierendorff, Sergej Tschachotin, Grundlagen und Formen politischer Propaganda. (Bundesvorstand des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold). Magdeburg 1932



Literatur:

Richard Albrecht, Der militante Sozialdemokrat. Carlo Mierendorff 1897 bis 1943. (Dietz) Berlin 1987

Norbert Giovannini, „Was wir uns damals dachten und was daraus geworden ist.“ Eine Heidelberger Rede des Schriftstellers und Politikers Carlo Mierendorff (1932), in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. II/1997, 209ff.

Wilhelm Güde: Das Verfahren vor dem Disziplinargericht der Universität Heidelberg gegen Carlo Mierendorff wegen seiner Beteiligung an der Erstürmung des Physikalischen Instituts der Universität, in: Rechtshistorische und andere Rundgänge. Festschrift für Detlev Fischer. Herausgegeben von Ulrich Falk, Markus Gehrlein, Gerhard Kreft und Markus Obert. Karlsruhe 2018, S. 207–218

Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. IV, 108, 120

Hans-Martin Mumm, Theodor Haubach und Emil Henk. Zwei Georgeaner im Widerstand gegen Hitler, in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins, Nr. 23 (2019), S. 117-136


Reinhard Riese, Dreipfeil gegen Hakenkreuz. Von der Erfindung eines Freiheitssymbols in Heidelberg, in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins, Nr. 23 (2019), S. 144ff.


Carl Zuckmayer, Gedenkrede auf Carlo Mierendorff [1944 in New York gehalten], in: Deutsche Blätter. Für ein europäisches Deutschland / Gegen ein deutsches Europa. Heft 6. Santiago de Chile 1944

Carl Zuckmayer, Als wär`s ein Stück von mir. Erinnerungen. 1967, S. 272ff. et passim

http://www.fes.de/fulltext/historiker/00145.htm (Widerstand gegen den Nationalsozialismus - eine „sozialistische Aktion“? Zum 100. Geburtstag von Carlo Mierendorff von Peter Steinbach)

https://de.wikipedia.org/wiki/Carlo_Mierendorff