Heidelberger Geschichtsverein e.V.
Beate Barbara Juliane von Krüdener (geb. von Vietinghoff, genannt Scheel)
*11. Novemberjul./ 22. November 1764greg Riga/Livland
†13. Dezemberjul./ 25. Dezember 1824greg. Karasu-Basar/Krim
Mystikerin, Pietistin, Beraterin des russischen Zaren, Schriftstellerin, aus deutsch-baltischem Adel
befreundet mit Jean Paul, Anne Louise Germaine de Staël, Antoine de Rivarol und François-René de Chateaubriand
Vater: Otto Hermann von Vietinghoff genannt Scheel
1782: Heirat mit Burckhard Alexius Constantin von Krüdener (*1744), kaiserlich-russischer Gesandter in Mitau, später in Venedig und Kopenhagen
1784: Geburt des Sohnes Paul in Sankt Petersburg
läßt sich nach dem Tod ihres Mannes als wohlhabende Witwe in Paris nieder
Schreibt den damals berühmten Roman Valérie, der 1803 in Paris erscheint
17. August 1796: Besuch bei dem Dichter Jean Paul in Hof
1804: erlebt auf ihrem Gut Kosse eine religiöse Bekehrung und sagte später die Rückkehr Napoleons I. von Elba voraus
1809: versucht gemeinsam mit dem Genfer Pastor Fréderic Fontaine und der Cleebronnerin Maria Gottliebin Kummer, auf dem Landgut Katharinenplaisir bei Cleebronn eine die Apokalypse beschwörende „christliche Kolonie“ zu errichten. Wird noch im selben Jahr aus Württemberg ausgewiesen.
1815: versucht mit Fréderic Fontaine eine erneute Koloniegründung auf dem Rappenhof bei Weinsberg
Juni 1815: Kaiser Alexander I. von Rußland empfängt im Pickfordschen Haus vor dem Heidelberger Karlstor („Haus mit den versunkenen Säulen“) den Besuch der Frau von Krüdener
1816: Fontaine wird verhaftet und aus Württemberg ausgewiesen
1816-1818: Krüdener bereist Baden, das Elsass und die Nordschweiz
Wird aus Süddeutschland und aus Basel des Landes verwiesen und unter polizeilicher Bewachung nach Russland abgeschoben
Stirbt in Ungnade, verarmt, während einer Badereise auf der Krim
Zitat:
Junge Huren, alte Nonnen
Hatten sonst schon viel
gewonnen,
Wenn, von Pfaffen wohlberaten,
Sie, im Kloster Wunder
taten.
Jetzt geht’s über Land und Leute
Durch
Europens edle Weite!
Hofgemäße Löwen
schranzen,
Affen, Hund und Bären tanzen –
Neue
leidge Zauberflöten –
Hurenpack, zuletzt Propheten!
(Johann Wolfgang von Goethe, Werke Bd. 56, S. 88)
Veröffentlichungen:
Barbara Juliane von Krüdener, Valérie oder Briefe Gustavs von Linar an Ernst von G... : Roman ; in der Übersetzung der erweiterten Fassung der Leipziger Ausgabe von 1804. Mit einer Einl. neu hrsg. von Isolde Döbele-Carlesso. - 1. Aufl.. Brackenheim 2006 [2006 A 7206]
Barbara Juliane von Krüdener, Der Einsiedler / von der Frau von Krüdener. Hg. und mit einer Biographie dieser merkwürdigen Frau begleitet von K. S.. Leipzig 1818 [G 6256-26 RES]
Literatur:
Oswald Dammann, Johann Friedrich Schlosser auf Stift Neuburg und sein Kreis, in: Neue Heidelberger Jahrbücher, 1934, S. 110 [Sonderdruck: G6369/7]
Irma Drygalski, Juliane von Krüdener. Der Roman eines Lebens. Jena 1928
Carola L. Gottzmann, Petra Hörner, Lexikon der deutschsprachigen Literatur des Baltikums und St. Petersburgs. Berlin 2007, S. 766–769
Ursula Kern, Vom Genuss `am Austausch der Gedanken´. Marianne von Willemer, Sophie Schlosser und das kulturelle Leben auf Stift Neuburg, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Jg. 15 (2011), S. 195-214
Susanne Kraatz, Ilona Scheidle, Stift Neuburg. Vom Frauenkloster zum literarischen Treffpunkt, in: Die Vergangenheit ist die Schwester der Zukunft. Ubstadt-Weiher 1996, S. 100-113
Wilhelm Traugott Krug, Gespräch unter vier Augen mit Frau von Krüdener. Leipzig 1818
https://de.wikipedia.org/wiki/Juliane_von_Kr%C3%BCdener
https://en.wikipedia.org/wiki/Barbara_von_Kr%C3%BCdener (englisch, ausführlicher)