Heidelberger Geschichtsverein e.V.

www.haidelberg.de

Nikolaus Kistner (Cisnerus)

*24. März 1529 Mosbach


6. März 1583 Heidelberg (Grabdenkmal Nr. 364 in der Heiliggeistkirche, 1689 zerstört)


Doktor und Magister der Philosophie, Jurist, kurpfälzicher Rat, Professor der Pandekten an der Universität Heidelberg, Assessor am Reichskammergericht zu Speyer, Rektor der Universität Heidelberg, Vizehofrichter in Heidelberg

Humanist, reformierter Christ ("calvinistisch gefärbter Melanchthonianer", Wilhem Kühlmann), neulateinischer Lyriker

Wird in seiner Berufsausbildung zum Juristen durch Kurfürst Friedrich II. und dessen Nachfolger Kurfürst Ottheinrich gefördert


Vater: Jodocus (Jost) Kistner, Kaufmann und Ratsherr

Ehefrau: Anna (Tochter des Juristen >Hartmannus Hartmanni d.Ä.; †1547)

Bruder: Paul Kistner (Cisnerus) (†1566), kurpfälzischer Rat und Professor der Rechte in Heidelberg. Sein Sohn Paul Kistner (†1583) wird 1575 an der Universität Heidelberg immatrikuliert.


Onkel: Wilhelm Kistner, erster evangelischer Pfarrer in Lohrbach


Neffe: Dr. Quirin Reuter (Theologe, 1558-1613, Sohn des Bürgers Johann Reuter und der Barbara Kistner (1476-1529), Cousine N. Kistners)




Lateinschule Mosbach (Trivium)


besucht bis 1544 die Neckarschule in Heidelberg (Quadrivium)

1544: stud. in Heidelberg am Contubernium Dionysianum (seit 1588 "Casimirianum")


[3. Januar 1546: erster lutherischer Gottesdienst in der Heiliggeistkirche mit Abendmahl]


1547: Doktor und Magister der Philosophie. Lehrt an der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg Mathematik und Philosophie.


Studienaufenthalt in Straßburg, wo er mit dem lutherischen Theologen Martin Bucer zusammentrifft (Bucers erste Frau Elisabeth Silbereisen (†1541) ist eine Großcousine von Nikolaus Kistner aus Mosbach)


1549: Rückkehr nach Heidelberg zu seinem Lehramt an der Heidelberger Philosophischen Fakultät


1551: Studienaufenthalt in Wittenberg, wo er Freundschaft mit Philipp Melanchthon schließt


22. November 1551: Philipp III. von Hanau-Münzenberg (1526-1561) vermählt sich in Heidelberg mit Pfalzgräfin Helene zu Simmern (†5. 2. 1579), Tochter des Pfalzgraf Johann II.

25. November 1551: Graf Philipp I. von Leiningen-Westerburg (†1597) vermählt sich in Heidelberg mit Pfalzgräfin von Zweibrücken (1537-1577), Tochter des Grafen Simon VIII. zu Lichtenberg und Bitsch (Kurfürst Friedrich II. richtet die Hochzeiten aus, neuntägiges Fest mit Feuerwerk und Kriegsspielen auf dem Turnierplatz in der Vorstadt. Beschreibung durch Nikolaus Kistner)

1552: Rückkehr nach Heidelberg, Professor der Ethik


1553: Studium der römischen Rechtswissenschaft in Bourges, dann in Angers, Poitiers, Bologna, Padua. Er findet auf der Reise dorthin im Hause des Schweizer Reformators Johannes Calvin in Genf Aufnahme


1555/1556: Pest in Heidelberg


[4./16. April 1556: Mit Regierungsantritt führt Kurfürst Otto Heinrich die lutherische Reformation in der gesamten Pfalz ein]


[1559: Kurfürst Friedrich III. Mit seinem Regierungsantritt werden Heidelberg und die Universität zu einem der politischen Zentren des calvinisch geprägten Protestantismus]


1559: Promotion zum Dr. jur. in Pisa. Rückkehr nach Heidelberg. Kurfürst Friedrich III. ernennt ihn zum Professor der Pandekten an der Universität Heidelberg, womit die Würde und Tätigkeit eines kurfürstlichen Rates am Hofgericht (Vizehofrichter) verbunden ist.


19. April 1560: Philipp Melanchthon stirbt in Wittenberg


1562: Heirat mit Anna Hartmanni, Tochter Hartmannus Hartmannis des Älteren (1495-1547, pfälzischer Kanzler) (kinderlos)

1562-1564: Rektor der Universität Heidelberg.

1567: Assessor (Richter) am Reichskammergericht zu Speyer


[1576: Kurfürst Ludwig VI. führt in der Pfalz das lutherische Bekenntnis wieder ein und entfernt reformierte (calvinische) Prediger-Professoren von der Universität]


1580: Rückruf nach Heidelberg zum nichtadeligen Vizepräsidenten des Hofgerichts und Rat, a.o. Professor der Rechtswissenschaft an der Universität Heidelberg. Berater bei der Abfassung der pfälzischen Landesordnung und des pfälzischen Landrechts von 1582.


1582: Landrecht und Landesordnung der rheinischen Pfalz erscheinen (verfaßt von den Rechtsgelehrten Noe Meurer, Nikolaus Cisnerus, Hartmann Hartmanni d.J., Justus Reuber und Julius Micyllus) http://www.uni-mannheim.de/mateo/desbillons/land.html


8. März 1583: Beisetzung in der Heiliggeistkirche



1583: Kurfürst Ludwig VI. schenkt dem Rat und Hofrichter Hartmann von Eppingen, Dr. jur., einen Weinberg am Oberen Linsenbühl, der dem verstorbenen kurfürstlichen Rat Dr. Nikolaus Kistner gehört hatte

1611: sein Neffe, der 1558 in Mosbach geborene Theologe Dr. Quirin Reuter (†1613; Sohn des Bürgers Johann Reuter und der Barbara Kistner, Cousine N. Kistners), gibt in Frankfurt am Main viele der kleinen Schriften von Nikolaus Kistner ("Opuscula historica et politico-philologica") heraus.


1617: Johannes Cisnerus aus Mosbach, Schulmeister und Pfarrer, wird Spitalprediger in Heidelberg, engagiert sich gegen Hexenprozesse


um 1936: die Stadt Mosbach setzt Kistner vor der Rathaustreppe ein Denkmal, das nach 1945 vor die Stadtapotheke in der Kistnerstraße versetzt wird. Auf der quadratischen Säule aus rotem Sandstein, die von einem Kurpfälzer Löwen mit Rautenschild gekrönt ist, stehen die Worte: "Dem Sohn dieser Stadt / Nicolaus Kistner / Rektor der Universität Heidelberg / Richter am Reichskammergericht z. Speyer / 1529 – 1583" https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Mosbach_Kistnerdenkmal.JPG


1958: das Gymnasium in Mosbach wird Nicolaus-Kistner-Gymnasium benannt





Literatur:

Melchior Adamus, Apographum monumentorum Haidelbergensium. Heidelberg 1612 http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/adam1612/

Karl Wilhelm Beichert, Wilhelm Kühlmann, Hermann Wiegand, mit Beiträgen von Teresa Baier, Kurt Schneider (†) und Harry C. Schnur (†), Der Jurist Nikolaus Kistner (Cisnerus), 1529–1583, und sein literarisches Werk im Kontext des pfälzischen Späthumanismus. Editionen und Untersuchungen. (Mattes) Heidelberg 2018

Günther Dickel, Kistner, Nicolaus, in: Neue Deutsche Biographie. Band 11, Berlin 1977, S. 690 f.

100 Jahre Nicolaus-Kistner-Gymnasium 1894–1994. Mosbach 1994

Otto Jaeger, Die Flurnamen von Neuenheim. Heidelberg 1988, Nr. 351

Walther Killy (Hg.), Literaturlexikon, Band 2, Seite 419

Gustav C. Knod, Deutsche Studenten in Bologna (1289-1562) Biographischer Index zu den Acta natiois Germanicae universitatis Bononiensis. 1899

Tino Licht, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, 6/2001, S. 255

Renate Neumüllers-Klauser (Bearb.), Die Inschriften der Stadt und des Landkreises Heidelberg. (Die deutschen Inschriften, 12. Heidelberger Reihe, 4) Stuttgart 1970, Nr. 364

Quirin Reuter (Hg.), "Opuscula historica et politico-philologica". Frankfurt am Main 1611


Roderich von Stintzing, Cisnerus, Nikolaus (Kistner), in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4. Leipzig 1876, S. 267 f.

Hermann Wiegand, Der zweigipflige Musenberg. Studien zum Humanismus in der Kurpfalz (Rhein-Neckar-Kreis. Historische Schriften 2). Ubstadt-Weiher 2000 - Rezension: Tino Licht, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, 6/2001, S. 254-257 (s. d. S. 255)

https://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_Cisnerus

www.home.t-online.de/home/nkg.sys/home.htm (Homepage des Nikolaus-Kistner-Gymnasiums Mosbach mit Lebensbeschreibung Kistners)

http://www.nkg-mosbach.de/index.php/ueber-uns/geschichte-des-nkg (Lebensbeschreibung Kistners)

https://www.deutsche-biographie.de/sfz41206.html