Heidelberger Geschichtsverein e.V.

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Johann Georg Christian Kapp

*18. März 1798 Bayreuth

31. Dezember 1874 Neuenheim bei Heidelberg

Philosoph, Politiker

Hofrat, Abgeordneter in der Nationalversammlung der Paulskirche

Vater: Johann Kapp (1739–1817, Konsistorialrat und Superintendent)


Mutter: Henriette, geb. Müller


Tochter: Johanna Kapp (1825-1883)



stud. evangelische Theologie und Philosophie an den Universitäten Berlin und Erlangen


1818: Beitritt zur Alten Berliner Burschenschaft


1819: wird in Erlangen zum Dr. phil. promoviert. Privatdozent.


1824: Professor für Philosophie in Erlangen


1825: Geburt der Tochter Johanna Kapp (1883)


1832: wird aus politischen Gründen in den Ruhestand versetzt. Zieht nach Heidelberg.


1839: wird aus dem bayerischen Staatsdienst entlassen. Honorarprofessor für Philosophie an der Universität Heidelberg.


1840: wird zum badischen Hofrat ernannt


1841: Während eines Sommeraufenthaltes in Heidelberg entwickelt sich eine Liebesbeziehung zwischen dem 37jährigen Philosophen Ludwig Feuerbach und Johanna Kapp (16)

1844: freiwilliges Ausscheiden aus der Universität „Niemand begrüßte diese Entscheidung enthusiastischer als Kapps Freund Feuerbach, der ihm mit süffisanter Ironie zur förmlichen Entlassung aus dem Carcer der Universität Heidelberg gratulierte. Der Freund passe sowenig wie er selbst in die Schranke einer officiellen Kommune dieser Zeit. Das Neckartal sei zwar allerdings herrlich, aber je enger das Thal, um so breiter machen sich nur die Hofräthe und übrigen Universitätspudel.“ (Jörn Leonhard)

1845/46: Kapp kauft das Wirtshaus zum Hörnchen („Waldhorn am Neckar“), Neuenheimer Landstraße 18 (1826 erbaut)

Finanziell durch seine Heirat mit einer Pfälzerin aus wohlhabender Familie abgesichert, entwickelte sich sein Haus auf der rechten Neckarseite, das 1884 für den Landfriedschen Neubau zerstört wurde, sehr bald zu einem Kristallisationspunkt für die demokratische Opposition Heidelbergs im Vormärz.“ (Jörn Leonhard)

1845: Kapp wird für Offenburg in die Zweite Kammer der Badischen Ständeversammlung gewählt (bis 1849)

12. September 1847: in der Offenburger Versammlung werden die „Forderungen des Volkes in Baden“ nach Bürgerrechten, sozialer Sicherheit und Gleichheit erhoben. Kapp ist einer der Hauptredner.

5. März 1848: Versammlung von Politikern im „Badischen Hof“ (heute Hauptstraße 113), die die Einberufung einer deutschen Nationalversammlung beschließen. Über die Heidelberger Versammlung und das Frankfurter Vorparlament gelangt Kapp als Abgeordneter in die Nationalversammlung der Paulskirche

http://www.bundesarchiv.de/foxpublic/files/DB50_Anhang.pdf (Liste der Mitglieder des Vorparlaments)

29. Mai 1848-30. Juni 1849: Kapp vertritt den Wahlkreis Tauberbischofsheim in der Frankfurter Nationalversammlung (Fraktion Donnersberg)


Dezember 1848-1850: der Dichter Gottfried Keller (1819-1890) stud. in Heidelberg, wohnt ab März 1849 Neckarstaden 62. Liebe zu Johanna Kapp, Tochter von Professor Christian Kapp

Dezember 1848-März 1849: Der Philosoph Ludwig Feuerbach hält auf Einladung von Studenten im Rathaussaal Heidelberg 30 Vorlesungen über das Wesen der Religion. Die Universität hatte ihm für die Vorlesungen ihre Räume versagt, auf Bitten der Studenten stellt der Gemeinderat den Großen Bürgerausschußsaal zur Verfügung. Sein Publikum, etwa 250 Personen, besteht zu einem guten Drittel aus Studenten (darunter Gottfried Keller, der das Erlebnis im Grünen Heinrich verarbeitet), im übrigen aus Bürgern, Handwerkern und Arbeitern.

30. Juni 1849: Kapp tritt als Abgeordneter in der Nationalversammlung zurück


1849: Johanna Kapp geht nach München, bekommt Malunterricht bei dem Maler Bernhard Fries (1820-1879), kehrt 1857 nach Heidelberg zurück. Seit 1871 geistig umnachtet, stirbt sie am 17. Mai 1883.



Literatur:


Dr. Christian Kapp und seine literarischen Leistungen. Brockhaus, Leipzig u. a. 1839 (Verfasser: Ludwig Feuerbach u. Karl Friedrich Scholler?)

Karl Christ, Alt-Heidelberger Wirtschaften. Ziegelhausen 1925, S. 2f.

Herbert Derwein, Hoffmann von Fallersleben und Johanna Kapp. Begegnung in Heidelberg. Hg. von der Hoffmann von Fallersleben- Gesellschaft e.V. Fallersleben [1956] https://portal.dnb.de/opac.htm;jsessionid=5376D126F173E4E43ED0FA84E50B8C9A.prod-worker1?method=showFullRecord&currentResultId=%22120402548%22%26any&currentPosition=3

Helge Dvorak, Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I Politiker, Teilband 3: I–L. Heidelberg 1999, S. 64-65

Peter Koppenhöfer, Im „Waldgebirgsschoss“. Helmina von Chézys letzter Heidelberg-Aufenthalt 1843-1848, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein 13, 2009, S. 50, 55

Barbara Rommé, Herrin ihrer Kunst – Elisabet Ney konstruiert ihr Künstlerimage in Münster, München, Heidelberg und Berlin (1852–1858) https://www.wienand-koeln.de/pdf/978-3-87909-945-0.pdf

https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Kapp

http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~it5/unispiegel/2_98/kapp.htm (Jörn Leonhard, Unispiegel)

http://www.uni-freiburg.de/histsem/badrev/id-nr/40000022989.htm (Christian Kapp, 1848)

https://www.wienand-koeln.de/pdf/978-3-87909-945-0.pdf (Porträt Johanna Kapp 1853)

>Gottfried Keller, Friedrich Hecker