Heidelberger Geschichtsverein e.V.   HGV

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Jean Paul (Johann Paul Friedrich Richter)

*21. März 1763 Wunsiedel/Fichtelgebirge (Oberfranken)

14. November 1825 Bayreuth

Hofmeister, Lehrer, Dichter

Legationsrat von Sachsen-Hildburghausen (1803)

Großvater: Johann Richter (Musiker, Kantor, Organist und Rektor in Neustadt am Kulm (Oberpfalz))

Großmutter: Magdalena Margaretha Hugo (Heirat 1712 in Rehau)

Großvater: Johann Paul Kuhn (8. Oktober 1780)

Großmutter: Eva Barbara Kuhn (21. 3. 1782)

Vater: Johann Christian Christoph Richter, Lehrer und Pfarrer (*16. Dezember 1727 Neustadt am Kulm, studiert in Jena Tonkunst, in Erlangen Theologie, bis 1759 Hauslehrer in Bayreuth, 1760 Organist und Lehrer in Wunsiedel, 13. Oktober 1761 Heirat mit Sophia Rosina)

Mutter: Sophia Rosina Richter, geb. Kuhn (1737-1797)

Neffe: Richard Otto Spazier (1803-1854), Schriftsteller




1765: Freifrau von Plotho in Zedwitz ernennt den Vater zum Pfarrer von Joditz

[1774: der Roman Die Leiden des jungen Werthers von Johann Wolfgang von Goethe erscheint]

9. Januar 1776: Umzug nach Schwarzenbach/Saale. Erster regelmäßiger Besuch einer öffentlichen Schule. Privater Unterricht in Philosophie und Geographie durch Kaplan Johann Samuel Völkel (1748-1795) den jungen Jean Paul. Er lernt außerdem seinen "ältesten litterarischen Wolthäter", den Rehauer Pfarrer Erhard Friedrich Vogel (1750-1825), kennen.

9. Februar 1779-11. Oktober 1780: Besuch des Gymnasium in Hof/Saale, wo er bei seinen Großeltern Kuhn (Klostergasse 190) lebt. - Mitschüler und Freunde: Johann Bernhard Hermann (1761-1790, Vorbild für die Figur des Leibgeber im Siebenkäs), Georg Christian Otto (1763-1828), Adam Lorenz von Oerthel (1763-1786)


25. April 1779: Tod des Vaters (Grabmal auf dem Friedhof Schwarzenbach)


8. Oktober 1780: Tod des Großvaters Johann Paul Kuhn. Verarmung der Familie.


11. Oktober 1780: Richter wird in einem Valediktions-Akt verabschiedet, wobei er in seiner Abschiedsrede über das vom Rektor bestimmte Thema spricht: „Über den Nutzen und Schaden der Erfindung neuer Wahrheiten“. - Ritt von Schwarzenbach nach Bayreuth, um vor dem Konsistorium eine Prüfung abzulegen, um in Leipzig (d.h. außerhalb des Fürstentums Ansbach-Bayreuth) studieren zu können.


1781: erster Romanversuch: Abelard und Heloise (Briefroman)

13. Mai 1781-1784: studiert Theologie und Philosophie in Leipzig

[1782: in Paris steigt der erste Heißluftballon der Brüder Montgolfier auf]

1783: „Ich bin kein Theolog mer; ich treibe keine einzige Wissenschaft ex professo, und alle nur insofern als sie mich ergözen oder in meine Schriftstellerei einschlagen; und selbst die Philosophie ist mir gleichgültig, seitdem ich an allem zweifle.“ (in einem Brief an den Pfarrer Erhard Friedrich Vogel)

1783: Grönländische Prozesse (Satiren) http://gutenberg.spiegel.de/buch/gronlandische-prozesse-3202/1 (sein erstes publiziertes Buch)

13. November 1784: Flucht aus Leipzig vor den Gläubigern nach Hof. Unterkunft bei seiner Mutter (Klostergasse 190)

13. Oktober 1786: sein Freund Adam Lorenz von Oerthel (23) stirbt in Töpen

1787-April 1789: Hofmeister auf dem Rittergut des Kammerrats Johann Georg von Oerthel in Töpen (bei Hof)

April 1789: Tod des Bruders Heinrich. Rückkehr nach Hof

1789: Auswahl aus des Teufels Papieren http://gutenberg.spiegel.de/buch/auswahl-aus-des-teufels-papieren-3200/1

3. Februar 1790: Tod des Freundes Johann Bernhard Hermann (28) in Göttingen

8. März 1790-Mai 1794: Privatlehrer der Kinder seiner Freunde Cloeter, Völkel und Vogel (Winkelschule) in Schwarzenbach/Saale

15. November 1790: Vision des eigenen Todes. (Tagebucheinträge am 15. November 1790: „Wichtigster Abend meines Lebens; denn ich empfand den Gedanken des Todes“, und am 16. November: „Ich richte mich wieder auf, daß der Tod das Geschenk einer neuen Welt sei und die unwahrscheinliche Vernichtung ein Schlaf...“). Jean Paul wendet sich endgültig von der Satire ab und beginnt sich mit den großen Themen seiner späteren Romane auseinander zu setzen.

1790/1791: Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wutz (Roman) http://gutenberg.spiegel.de/buch/schulmeisterlein-wutz-3206/1

[Dezember 1791: Karl Alexander, der letzte Markgraf von Brandenburg-Ansbach (seit 1769 in Personalunion auch von Brandenburg-Bayreuth) verzichtet gegen eine finanzielle Entschädigung auf seine Residentschaft und tritt seinen Herrschaftsbereich an das Königreich Preußen ab]

[1791: der Ansbacher Markgraf Karl Alexander dankt zugunsten Friedrich Wilhelms II. von Preußen ab. Bayreuth wird preußisch]

[[20. April 1792: Ludwig XVI. von Frankreich erklärt Preußen und Österreich den Krieg. 1. Koalitionskrieg]

9. Mai 1792: erste Erwähnung des Dichternamens "Jean Paul" in einem Brief

7. Juni 1792: Übersendung des "Loge"-Manuskripts an Karl Philipp Moritz (1756-1793), der begeistert reagiert

[21. Oktober 1792: kampflose Übergabe von Mainz durch die Mainzer Jakobiner an die Franzosen unter General de Custine]

März 1793: Die unsichtbare Loge (Roman, im Anhang: Das Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wuz in Auenthal) http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-unsichtbare-loge-3197/1

[21. September 1792: Abschaffung der Monarchie in Frankreich. Gründung der französischen Republik. Beginn der republikanischen Zeitrechnung]


16. Januar 1793: Liebeserklärung an Amöne Herold

[21. Januar 1793: Hinrichtung von König Ludwig XVI.]

[26. Juni 1793: der Dichter Karl Philipp Moritz (*1756) stirbt in Berlin]

5. Juli 1793: Besuch in Neustadt an der Aisch

[13. Juli 1793: Jean Paul Marat wird in Paris von Charlotte Corday ermordet]

August 1793: Verlobung mit der jüngeren Schwester von Amöne Herold, Karoline Herold (15)

3. September 1793: Reise nach Bayreuth, Freundschaft mit Emanuel Osmund

[5. April 1794: Georges Jacques Danton, während der Französischen Revolution Justizminister und Leiter des ersten Wohlfahrtsausschusses, wird als angeblicher Verschwörer gegen die Revolution in Paris hingerichtet]

3. Mai 1794: Rückkehr von Schwarzenbach nach Hof

1. Dezember 1794: Auflösung der Verlobung mit Karoline Herold

April 1795: Hesperus, oder 45 Hundsposttage (Roman) http://gutenberg.spiegel.de/jeanpaul/hesperus/hesperus.xml

17. August 1796: Besuch von Juliane von Krüdener (1764-1824)

November 1795: Leben des Quintus Fixlein http://gutenberg.spiegel.de/buch/leben-des-quintus-fixlein-3209/1

9. Juni-2. Juli 1796: Reise nach Weimar (Begegnungen mit Herzogin Anna Amalia, Goethe, Schiller, Charlotte von Kalb (geb. Freiin Marschalk von Ostheim, 1761-1843), J. G. von Herder, Knebel u.a.)

29. Juni 1796: Richter nennt sich jetzt "Jean Paul Friedrich Richter" (Vorrede zum Roman Leben des Quintus Fixlein)

8. Juli 1796: Christoph Martin Wieland schreibt an Karl August Böttiger in Weimar: "Ich zweifle nicht, daß wir noch (in kurzem) die Freude erleben werden, diesen außerordentlichen Menschen auf dem Punkt der schriftstellerischen Vollkommenheit zu sehen, wohin nur wenige ohne Neid zu ihm hinaufblicken werden."

1796/97: Siebenkäs. Blumen-, Frucht- und Dornenstücke oder Ehestand, Tod und Hochzeit des Armenadvokaten F. St. Siebenkäs im Reichsmarktflecken Kuhschnappel. Roman, 4 Bde., darin: „Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott sei) http://gutenberg.spiegel.de/buch/siebenkas-3215/1

25. Juli 1797: wandert von Hof nach Franzensbad, um Emilie von Berlepsch (1755-1830) zu besuchen. - Tod der Mutter.

5.-12. August 1797: Franzensbad. Treffen mit Emilie von Berlepsch und Esther Bernard (1767-1833)

28. Oktober 1797: zieht nach Leipzig

1797: Das Kampaner Tal oder über die Unsterblichkeit der Seele (Erzählung). http://gutenberg.spiegel.de/buch/das-kampaner-tal-3219/1

20. Dezember 1797: Emilie von Berlepsch trifft in Leipzig ein, um den Winter mit Jean Paul zu verbringen

13. Januar 1798: Eheversprechen für Emilie von Berlepsch, Rücknahme des Eheversprechens im folgenden Monat

15.-30. Mai 1798: Reise nach Dresden mit Emilie von Berlepsch

25. August 1798: erste Begegnung mit Christoph Martin Wieland in Oßmannstedt

14. September 1798: Christoph Martin Wieland schreibt an seinen Schwiegersohn Reinhold über Jean Paul: "Er ist einer der besten, liebenswürdigsten und reinsten Menschen, die mir in meinem ganzen Leben vorgekommen sind".

25. Oktober 1798-1800: Weimar (2. Aufenthalt)

21. Januar 1799: Jean Paul, Goethe und Schiller soupieren bei Charlotte von Kalb

Mai 1799: Jean Paul reist auf Einladung von Herzogin Charlotte von Sachsen-Hildburghausen (Prinzessin zu Mecklenburg-Strelitz, 1769-1818) nach Hildburghausen. Während seines Aufenthaltes lernt er Caroline von Feuchtersleben kennen, Hofdame der Herzogin Charlotte, Tochter des Generaladjutanten von Herzog Friedrich von Sachsen-Hildburghausen. Im Juli 1799 erklärt er ihr brieflich seine Liebe und im Oktober des gleichen Jahres verloben sich beide heimlich. Die nichtstandesgemäße Verbindung stößt auf die Ablehnung von Carolines Familie, die jedoch auf einer Heirat mit Jean Paul beharrt. Auf einem Treffen beider in Ilmenau, zu dem Jean Paul das Ehepaar Herder begleitet, löst Jean Paul die Verlobung überraschend und läßt die unglückliche Caroline zurück.

2.August 1799: Herzog Friedrich von Sachsen-Hildburghausen verleiht Jean Paul auf Anregung seiner Gattin Charlotte von Sachsen-Hildburghausen (Prinzessin zu Mecklenburg-Strelitz, 1769-1818) den Titel Legationsrat.

23. Mai-24. Juni1800: erster Besuch in Berlin (Begegnungen mit Josephine von Sydow, Rahel Levin, dem Verleger Matzdorff, Tieck, Schleiermacher, August Ferdinand Bernhardi, Friedrich Nicolai, Helmina von Chézy u.a.).

30. Mai 1800: Einladung von Königin Luise von Preußen zum Tee auf Schloß Sanscouci

9. Juni 1800: lernt Karoline Mayer kennen (1778-1860, Tochter des Geheimrats Johann Siegfried Wilhelm Mayer)

3. Oktober 1800: Übersiedelung nach Berlin

10. November 1800: Verlobung mit Karoline Mayer

1800/1803: Titan (Roman). Jean Paul widmet seinen Roman den „vier schönen und edlen Schwestern auf dem Thron“, den Schwestern Herzogin Charlotte von Sachsen-Hildburghausen, Königin Luise von Preußen, Königin Friederike von Hannover und Fürstin Therese von Thurn und Taxis. http://gutenberg.spiegel.de/buch/titan-3216/1

1801: Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch (Erzählung im 2. Anhangsbändchen zu Titan)

Januar 1801: "Ich lebe hier ziemlich mit Tiek und [August Ferdinand] Bernhardi zusammen; eh` wir divergieren, konvergieren wir doch recht sehr; diese Parthei hat doch den rechten poetischen Geist, indes die feindliche nicht einmal das Seelenorgan davon besizt." (Jean Paul an Friedrich Heinrich Jacobi)

27. Mai 1801: Heirat mit Karoline Mayer (1778-1860; 3 Kinder) in Berlin.

2. Juni 1801: Reise des Paares nach Weimar

16. Juni 1801: Übersiedelung nach Meiningen

20. September 1802: Geburt der Tochter Emma (1853; ⚭1826 Ernst Förster, 1800-1885, Maler und Kunsthistoriker in München. Dessen Sohn Brix Förster (1836-1918) veröffentlicht 1889 eine Auswahl von Briefen seiner Mutter)

[18. Februar 1803: Johann Wilhelm Ludwig Gleim stirbt 83jährig in Halberstadt]

[25. Februar 1803: Reichsdeputationshauptschluß. Neugliederung aller Territorien des Reiches]

4. Juni 1803: die Familie zieht nach Coburg

1803: Geburt des Sohnes Max Richter (1821)


18. Dezember 1803: Johann Gottfried von Herder (*1744) stirbt in Weimar

12. August 1804: die Familie zieht (für immer) nach Bayreuth

1804: Vorschule der Ästhetik http://gutenberg.spiegel.de/buch/vorschule-der-asthetik-3210/1

1804/1805: Flegeljahre (5. Roman, 4 Bde., unvollendet) erscheint bei Cotta in Tübingen http://gutenberg.spiegel.de/buch/flegeljahre-3211/1

1805: ab jetzt sucht Jean Paul regelmäßig das Haus von Friedrich und Anna Dorothea Rollwenzel auf, die ihm eine eigene Schaffensstube einrichten (erst am 1. November 1809 bekommen die Rollwenzels das offizielle Schankrecht)

1805: Jean Pauls Freiheits-Büchlein; oder dessen verbotene Zueignung an den regierenden Herzog August von Sachsen-Gotha; dessen Briefwechsel mit ihm; – und die Abhandlung über die Preßfreiheit

[15. Dezember 1805: im Vertrag von Schönbrunn muß Preußen das Fürstentum Ansbach-Bayreuth im Tausch gegen das Kurfürstentum Hannover an Frankreich abgeben; zum 1. Januar 1806 kommt es an das neue Königreich Bayern]

1807: Levana oder Erziehlehre http://gutenberg.spiegel.de/buch/levana-oder-erziehlehre-3195/1

1808: Besuch von Karl August Varnhagen von Ense (1785-1858)

1808: Aloys Schreiber veröffentlicht anonym die gegen die Romantiker, vor allem gegen Görres gerichtete Satire Comoedia divina (mit drei Vorreden von Peter Hammer, Jean Paul und dem Herausgeber, „W. G. H. Gotthardt“)

September 1808: Friedens-Predigt an Deutschland erscheint bei Mohr & Zimmer in Heidelberg http://gutenberg.spiegel.de/buch/friedens-predigt-an-deutschland-6392/1

1809: Carl Theodor von Dalberg, Fürstprimas von Mainz, setzt Jean Paul eine Pension von 1000 Gulden aus (bis 1813)


April 1809: Dr. Katzenbergers Badereise erscheint bei Mohr & Zimmer in Heidelberg http://gutenberg.spiegel.de/buch/dr-katzenbergers-badereise-3192/1


[12. Juni 1809: Bayreuth wird von österreichischen Truppen eingenommen]


[17. Juli 1809: die Franzosen erobern Bayreuth zurück]


1810: Begegnung mit E.T.A. Hoffmann in Bamberg

1812: Treffen mit Hegel und F.H. Jacobi

[9. Juni 1815: Unterzeichnung der Schlußakte des Wiener Kongreß]

1815: König Max I. Joseph von Bayern übernimmt die Fortzahlung der Pension (vgl. 1809)

14. August-6. September 1816: Aufenthalt in Regensburg auf Einladung von Carl Theodor von und zu Dalberg (1744-1817)

[1816/17: „Theuerungs- und Nothjahre“ durch weltweite Naturkatastrophe: Winter im Sommer, ausgelöst von der Stauberuption des Tambora-Vulkans 1815. Teuerung, Hungersnot, Auswanderung. Die Heidelberger Universitätsprofessoren erhalten keine Besoldungsfrucht. Pferde können nicht mehr gehalten werden]

WS 1816-SS 1818: G.W.F. Hegel Professor für Philosophie in Heidelberg

10. Februar 1817: Carl Theodor Anton Maria Kämmerer von Worms, Reichsfreiherr von und zu Dalberg (*1744, Erzbischof und Staatsmann, 1806 "Fürstprimas des Rheinbundes", 1810-1813 "Grand Duc de Francfort"), Jean Pauls Gönner, stirbt in Regensburg (Jean Paul hatte von ihm seit 1809 eine jährliche Pension von 1000 Gulden bezogen)

2. Juli-26. August 1817: Reise nach Heidelberg, über Bamberg, Würzburg. In Heidelberg Begegnung mit Heinrich Voß, Hegel, Schwarz, Paulus, Thibaut, Creuzer, Boisserée, Henriette von Ende

2. Juli 1817: Abreise aus Bayreuth, Route über Bamberg und Würzburg

6. Juli 1817: Ankunft in Heidelberg. Unterkunft im "Goldenen Hecht" Neckarstaden 66

9. Juli 1817: erstes Zusammentreffen mit Henriette von Ende

10. Juli 1817: Abendessen in der Familie des Theologen Paulus (die Familie Paulus wohnt 1817-1824 im 2. Obergeschoß des Palais Moraß). Lernt dort dessen Tochter Sophie Paulus (1791-1847) kennen, seine Altersliebe, "die fast nur mich und die Bibel liest“ (Richter an Karoline, 18. 7. 1817)

11. Juli 1817: Punsch-Abend bei Heinrich Voß (mit Hegel)

12. Juli 1817: Nachmittags Tee-Einladung von Henriette von Ende im Schloßgarten mit 80 Gästen. - Abends Einladung der am 23. 2. 1817 gestifteten allgemeinen Burschenschaft zur "Feier der Anwesenheit zu Heidelberg des so verehrten wie geliebten J. P. Fr. Richter`s". 200 Studenten ziehen zu seinem Logis ("Goldener Hecht" Neckarstaden 66), dort treten „einige 50 mit Fackeln versehene Männer, die wir in einem benachbarten Hause verborgen hatten, zu uns“, um ein dreifaches Vivat auf den Dichter auszubringen

13. Juli 1817: Fahrt mit dem Wagen mit den Hegels und Heinrich Voß nach Neckargemünd, von dort mit dem Schiff und Beiboot (Musikkapelle) nach Hirschhorn mit 80 Personen. Picknick auf einer Neckarwiese. Die Neckarfahrt wird veranstaltet vom Prinzen von Waldeck und seinem Hofmeister Heinrich August Schuhmacher (1790-1864).

15. Juli 1817: Besuch bei Hegel (heute: Plöck 48)

17. Juli 1817: Besuch des Singabend bei Prof. Thibaut (heute: Karlstraße 16)

18. Juli 1817: Überbringung des Doktordiploms (Dr. phil. h. c.) der Universität Heidelberg durch Hegel und Georg Friedrich Creuzer und zwei Pedellen

19. Juli 1817: Doktorschmaus bei G.F. Creuzer (am Kurzen Buckel 77)

20. Juli 1817: Fahrt nach Weinheim (Sophie Paulus, Marie Hegel, Heinrich Voß)

21. Juli 1817: wohnt bei Kirchenrat Friedrich Heinrich Christian Schwarz (1766-1837) in der Plöck 36/38 (südliche Straßenseite mit großem Garten zum Berghang hin, "Schwarzisches Erziehungs-Institut für Knaben", Haus 1876 zerstört)

23. Juli 1817: Lustfahrt nach Schwetzingen mit 12 Heidelberger Professoren

24. Juli 1817: Besuch einer Händel-Aufführung bei Prof. Thibaut

27. Juli 1817: Ausflug über die Bergstraße nach Weinheim. Küßt auf der Rückfahrt Sophie "stundenlang", ein Vorfall, der zu einer jahrelangen Verstimmung der Eheleute führt.

30. Juli 1817: "Und wie hoch steht und stellt vollends Sophie Paulus! Sie und du wären innigste Freundinnen. [...] Kochen, Klavierspielen, der Mutter-Vorlesen sind ihre 3 Tagträume" (an Karoline)

31. Juli 1817: Besuch des Singabend bei Prof. Thibaut

2. August 1817: Essen der Heidelberger Professorenschaft zu Ehren Jean Pauls im "Goldenen Hecht" (Neckarstaden 66) mit 60 Teilnehmern

7. August 1817: Reise nach Mannheim. Trifft dort Rosalie von Voelderndorff., verheiratet mit Baron von Ungern-Sternberg, eine Bekannte aus Bayreuth.

9.-16. August 1817: Flußreise nach Mainz. Treffen mit Franz Wilhelm Jung (1757-1833), Mitbegründer des "Frankfurter Museums". Ausflüge nach Worms, Bingen, Wiesbaden

17. August 1817: Besuch einer eigens für ihn arrangierten Aufführung der Oper "La Vestale" von Gaspare Spontini im Mannheimer Nationaltheater

18. August 1817: Rückkehr nach Heidelberg

20. August 1817: "Welche liebe weibliche Gestalten kamen nicht vor mich! Ich habe seit 10 Jahren nicht so viel und so viele und so jugendlich empfindend geküßt als bisher; aber ich fühlte dabei das Feste und Hohe und Durchwurzelnde der ehelichen Liebe." (an Karoline)

21. August 1817: Besuch der Gemäldesammlung der Brüder Boisserée. Abends bei Paulus Begegnung mit Ludwig Uhland.

22. August 1817: Begegnung mit Ludwig Tieck

23. August 1817: Abreise aus Heidelberg (Jean Paul schreibt in Heidelberg "Über das Immergrün unserer Gefühle" und die "Vorrede zur zweiten Auflage des Ergänzungsblattes zur "Levana". Er arbeitet jeden Morgen von 8 bis 13 Uhr im Gartenhäuschens („Oberes Häusel“, jetzt Freikneipe) der Müllerei "eifrig von Fernrohren beobachtet", vgl. Kranz um Jean Paul, S. 60f.) (Auberge de Müller = Sattler-Müllerei = Sattler Müllers Gastwirtschaft, Berggarten des Sattlers Johann Gottlieb Müller, zwischen Riesenstein und Schießtor; Leopoldstraße, heute: Friedrich-Ebert-Anlage 44, Corps Saxo-Borussia)

26. August 1817: Ankunft in Bayreuth

27. November 1817: der schwedische Dichter und Literaturhistoriker Per Daniel Amadeus Atterbom (1790- 1855) besucht Paul in seiner Wohnung in der Bayreuther Friedrichstraße 5

26. Mai-4. Juli 1818: Reise nach Frankfurt und Heidelberg

26. Mai 1818: Abreise von Bayreuth

11. Juni 1818: „Das Unglück bei all diesen Überhäufungen mit Menschen und Genüssen ist nur, daß ich gerne wieder in Ruhe und zu Hause sein möchte unter den Meinigen. Ich fürchte mich jetzo ordentlich vor Heidelberg und dessen Abend-Trink-Runde. Glauben Sie mir, man wird dieses sogenannte `Verehren´ doch satt und will zu Bette gehen.“ (an Emanuel Osmund). Karoline schreibt ihm, er solle, solange er wolle, in Heidelberg bleiben, ja es sei vielleicht das Beste, wenn er ganz dort bliebe und sie ihm seine Sachen nachschicke.

12. Juni 1818: „Ich habe die Nachtfreuden und Mittag- und Abendessen und Nachtwachen bis ein Uhr und die Lobreden so satt, daß ich lieber zu meiner theueren Familie umkehrte, wenn ich nicht in Heidelberg innig geliebteste Menschen hätte, worunter freilich Heinrich [Voß] und Sophie [Paulus] voranstehen“ (an Heinrich Voß)

15. Juni 1818: Abreise aus Frankfurt

16. Juni 1818: Ankunft in Heidelberg. Unterkunft im Gasthaus zum Carlsberg (Wirtschaft beim Mitteltor, heute: Hauptstraße 131-133, Sparkasse)

17. Juni 1818: Abendessen mit Heidelberger Professoren, an der auch August Wilhelm Schlegel teilnimmt

18. Juni 1818: Jean Paul schreibt an Karoline: "Ich bin hier nicht halb so froh als früher." Sophie Paulus, von der er sich auffallend zurückzieht, sei "auf dem Wege einer Abblüte [...]. Sie zersetzt sich durch ihr übermäßiges Klavierspielen"

19.Juni 1818: Teilnahme an einer Séance von Magnetiseuren bei dem Arzt Franz Joseph Schelver (heute Hauptstraße 39). Abends Begegnung mit Christoph Wilhelm Hufeland.

20. Juni 1818: "Die 'poetische Blumenliebe des vorigen Jahres' ist leider (denn sie war so unschuldig) ganz und gar verflogen." (an Karoline). Vivat für August Wilhelm Schlegel und Jean Paul.

22. Juni 1818: Begegnung mit Johann Heinrich Meyer (1760-1832), Schweizer Maler und Kunstschriftsteller, Freund Goethes

23. Juni 1818: Gesellschaft im Pickfordschen Hause (heute Schlierbacher Landstraße 3, vor dem Karlstor, 1910 zerstört) . - "Die Trennung von Dir ist es, ohne weitere Nebenideen, die lange als gefürchtetes Unglück, jetzt als erlebtes mein Wesen gestört und gebrochen hat." (Karoline an Richter)

1. Juli 1818: Abreise aus Heidelberg, wo er diesmal "keinen einzigen rein frohen Tag" (an Karoline, 28. 6. 1818) erlebte - wohl aus Furcht vor den Vorhaltungen Karolines und wegen des sich anbahnenden Verhältnisses zwischen Sophie Paulus und A. W. Schlegel

4. Juli 1818: Ankunft in Bayreuth

14. Juli 1818-22. Januar 1819: Selberlebensbeschreibung (Kindheitserinnerungen, Fragment) http://gutenberg.spiegel.de/buch/selberlebensbeschreibung-3201/1

30. August 1818: August Wilhelm Schlegel (1767-1845) heiratet in Heidelberg Sophie Paulus (die Ehe scheitert nach einigen Wochen)

[30. März 1819: die Gebrüder Boisserée gehen mit ihrer Gemäldesammlung von Heidelberg nach Stuttgart]

7. Juni-9. Juli 1819: Stuttgart

22. Juni 1819: Treffen mit Friedrich von Matthison (1761-1831) in Stuttgart

31. August-17. September1819: Jean Paul verbringt den Sommer als Gast der Herzogin Anna Dorothea von Kurland (1761-1821) in Löbichau

[1819: Die Welt als Wille und Vorstellung. Erster Band, von Arthur Schopenhauer erscheint]

20. Mai 1820: Carl Ludwig Sand (*1795 in Wunsiedel), der Mörder August Kotzebues, wird in Mannheim hingerichtet

30. Mai-9. Juli 1820: Jean Paul in München

9. Juni 1820: Audienz bei König Maximilian Joseph I. und seiner Frau Karoline

3./4. Juli 1820: Besuch des Starnberger Sees

1820: auswärtiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

1820/1822: Der Komet (Roman, unvollendet) http://gutenberg.spiegel.de/jeanpaul/komet/komet.xml

25. September 1821: Tod des Sohnes Max (18) in Bayreuth

5. Mai-12.Juni 1822: 2. Aufenthalt in Dresden

20. Oktober 1822: Heinrich Voß (*1779) stirbt in Heidelberg

1824/25: Jean Paul erblindet

17. November 1825: Beisetzung auf dem Friedhof in Bayreuth (Grabrede des Rektors des Gymnasiums)

2. Dezember 1825: Ludwig Börne hält in Frankfurt eine Denkrede auf Jean Paul

1826: Christian Otto gibt das Fragment der Selberlebensbeschreibung (Kindheitserinnerungen, die Jean Paul vom 14. Juli 1818 bis zum 22. Januar 1819 schrieb) bei Joseph Max in Breslau aus dem Nachlass des Dichters im ersten Band der Reihe „Wahrheit aus Jean Pauls Leben“ heraus

1860: Karoline Richter geb. Mayer (*1778) stirbt

1900: Deutsche Dichtung. Jean Paul. Ein Stundenbuch für seine Verehrer, hg. von Stefan George, erscheint

8. Juli 1946: das Gymnasium in Hof wird "Jean Paul Gymnasium" benannt

2009: anlässlich des 250. Geburtstages von Jean Paul gründet sich in Bayreuth der Jean-Paul 2013 e.V.

21. März 2013: Enthüllung der Jean-Paul-Litfaßsäule vor der Stadtbücherei Heidelberg durch Hans-Martin Mumm, Leiter des Kulturamts http://www.jean-paul-2013.de/images/Litfasssaeulen/Pressemitteilungen/pmlitenthg_heidelberg.pdf

Januar 2018: »Jean Paul in Heidelberg«, Vortrag von Dr. Peter Staengle (Universität Heidelberg) im Museum Haus Cajeth



Zitate von Jean Paul:

Nie vergeß' ich die noch keinem Menschen erzählte Erscheinung in mir, wo ich bei der Geburt meines Selbbewußtseins stand, von der ich Ort und Zeit anzugeben weiß. An einem Vormittag stand ich als ein sehr junges Kind unter der Haustüre und sah links nach der Holzlege, als auf einmal das innere Gesicht »ich bin ein Ich« wie ein Blitzstrahl vom Himmel vor mich fuhr und seitdem leuchtend stehen blieb: da hatte mein Ich zum ersten Male sich selber gesehen und auf ewig. Täuschungen des Erinnerns sind hier schwerlich gedenkbar.“ (Selberlebensbeschreibung, 1818/19, S. 1061, 9 )

Lasse sich doch kein Dichter in einer Hauptstadt gebären und erziehen, sondern womöglich in einem Dorfe, höchstens in einem Städtchen. Die Überfülle und die Überreize einer großen Stadt sind für die erregbare schwache Kindseele ein Essen an einem Nachtisch und Trinken gebrannter Wasser und Baden in Glühwein [...] Man gewinnt und errät aber nicht so viel, wenn man aus der Stadt ins Dorf kommt als umgekehrt aus Joditz nach Hof“. (Selberlebensbeschreibung)

Noch besser als alle Aufgaben sind vielleicht gar keine.“ (Selberlebensbeschreibung)


Mir ist als Autor und fast als Mensch jede neue Erfahrung gleichgültig, weil sie doch im Höchsten zu nichts führt und ich nach meinen der Gegenwart abmodellierten Werken nichts suche als Ruhe“ (Vita-Buch)

"Das Unentbehrlichste am Roman ist das Romantische" (Vorschule der Ästhetik, § 69)


"Nur du, heiliger Fenelon, konntest beten, denn du liebtest Gott!" (Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch)


Die jetzige Menschheit versänke unergründlich tief, wenn nicht die Jugend vorher durch den stillen Tempel der großen alten Zeiten und Menschen den Durchgang zum Jahrmarkte des späteren Lebens nähme“.

(Levana, H. I,5, S. 863)


"Wir achten eine Geschichte, die einmal die unsrige war, viel zu wenig, und doch werden die Zeittropfen, durch die wir schwimmen, erst in der Ferne der Erinnerung zum Regenbogen des Genusses" (Hesperus S. 75)


"Jeder große Kopf geht mit einer ganzen Bibliothek ungedruckter Gedanken in die Erde" (Hesperus S. 119)


"Wie vermögen es große Schriftsteller, daß ihr unsichtbarer Geist in ihren Werken uns ergreift und festhält, ohne daß wir die Worte und Stellen angeben können, womit sie es thun" (Hesperus S. 183)


"Gott ist die Ewigkeit. Alles Unendliche und Unbegreifliche im Menschen ist sein Widerschein" (Hesperus S. 359)


Ich habe hier Stunden erlebt, wie ich sie unter dem schönsten Himmel meines Lebens gefunden, besonders die Wasserfahrt, das Studentenvivat, und gestrige Gesänge (…) Der gesellige Ton ist hier Leichtigkeit, Anstand und Freude; vier angetrunkene Punschbowlen bei Voß und 100 ausgetrunkene Weinflaschen auf dem Schiff ließen doch diesen Ton bestehen.“ (über Heidelberg, 1817)


"So spricht er endlos, hört selten den anderen zu, ja läßt sie nicht zu Wort kommen, und wo er nicht allein sprechen kann, wo man ihn nicht zum Zentrum macht, sei es der ganzen Gesellschaft, sei es eines Teils, ist er höchst verdrießlich und zu Zeiten auch grob." (Therese Huber, 1764-1829, Stuttgart 1819)


„… Schöne Leserin, Sie konnten, wenn Sie in Löbichau an der Tafel saßen oder nachher auf dem Kanapee, welche Meinung Sie wollten, ergreifen oder angreifen – gegen oder für Magnetiseurs – gegen oder für Juden – gegen oder für die Ultras und Liberale; – ja Sie konnten besonders im letzten politischen Falle, wie Sie da wohl als Dame zuweilen tun, Ihre schöne Stimme geben als eine lauteste: niemand wird etwas dagegen sagen – als höchstens seine Gründe…“ (Jean Paul, „Briefblättchen an die Leserin des Damen-Taschenkalenders bei gegenwärtiger Übergabe meiner abgerissenen Gedanken vor dem Frühstück und dem Nachtstück in Löbichau“, in: Jean Paul, Taschenbuch für Damen auf das Jahr 1821, Tübingen bey Cotta 1821. S. 293)


Denn die reine Liebe will nur geben und nur durch Beglücken glücklich werden.“


Der Tod ist der eigentliche Schauspieldirektor und Maschinenmeister der Erde.“


Für Kinder gibt es kaum Abschiede; denn sie kennen keine Vergangenheit, sondern nur eine Gegenwart voll Zukunft.“


"O ihr gedrückten Menschen, wie überlebt ihr Müden es, o wie könnt ihr denn alt werden, wenn der Kreis der Jugendgestalten zerbricht, und endlich ganz unterliegt, wenn die Gräber eurer Freunde wie Stufen zu euern eigenen hinuntergehen, und wenn das Alter die stumme,, leere Abendstunde eines erkalteten Schlachtfeldes ist; o ihr armen Menschen, wie kann es euer Herz ertragen!"


"Die Ehe wird nicht glücklich durch Liebe — oft das Gegenteil — sondern durch Vernunft."



Zitate über Jean Paul:

Glauben Sie nicht, daß Jean Paul leicht etwas Leidenschaftliches oder eine Neigung mit in seine Verbindungen oder persönlich individuellen Anteil nimmt. Wir sind ihm alle nur Ideen, und als Personen gehören wir zu den gleichgültigsten Dingen. Ideendarstellung des Lebens in der Masse der ihm bekannten Welt aufzusuchen – das ist's, was ihn reizt, beschäftiget, belebt. Er hat einen sehr freien Sinn und einen unbefangenen Blick; er durchschaut leicht eine Kette von Umständen, die einen Charakter bilden, und dann kann er nicht mehr lieben noch hassen.“ (Charlotte von Kalb in einem Brief an Karoline Herder)

"Ein Schriftsteller wie Jean Paul ist mir noch nicht vorgekommen, unter allem, was ich seit jeher gelesen habe. Eine solche Verbindung von Witz, Phantasie und Empfindsamkeit möchte auch wohl ungefähr das in der Schriftsteller-Welt sein, was die große Konjunktion dort oben am Planeten-Himmel ist. Einen allmächtigern Gleichnis-Schöpfer kenn ich gar nicht" (Georg Christoph Lichtenberg)


Nicht allen hat er gelebt! Aber eine Zeit wird kommen, da wird er allen geboren, und alle werden ihn beweinen. Er aber steht geduldig an der Pforte des zwanzigsten Jahrhunderts und wartet lächelnd, bis sein schleichend Volk ihm nachkomme. Dann führt er die Müden und Hungrigen ein in die Stadt seiner Liebe; er führt sie unter ein wirtliches Dach: die Vornehmen, verzärtelten Geschmacks, in den Palast des hohen Albano; die Unverwöhnten aber in seines Siebenkäs enge Stube, wo die geschäftige Lenette am Herde waltet und der heiße beißende Wirt mit Pfefferkörnern deutsche Schüsseln würzt. (...)(Ludwig Börne, Denkrede am 2. Dezember 1825 im Museum zu Frankfurt) http://www.zeno.org/Literatur/M/B%C3%B6rne,+Ludwig/Schriften/Aufs%C3%A4tze+und+Erz%C3%A4hlungen/Denkrede+auf+Jean+Paul

Er sang nicht in den Palästen der Großen, er scherzte nicht mit seiner Leier an den Tischen der Reichen. Er war der Dichter der Niedergeborenen, er war der Sänger der Armen, und wo Betrübte weinten, da vernahm man die süßen Töne seiner Harfe…“ (Ludwig Börne)

„… Ich langte gestern gegen 3 Uhr in Baireuth an und schickte zu den Legationsrath Richter oder Jean Paul – […] und dan gab ich diesem ausgezeichneten Schriftsteller ein paar Stunden. Sein Äußeres hat nichts Aesthetisches – groß, stark und roth im Gesichte, Obzwar er sich der Brille bedient, so sind seine Augen verständig und Lebendig. Er scheint mir gemüthlich, seine Sprache ist schön, man möchte ihn hundert zungen goennen um alle seine Gedanken die sich drängen und viel Seitig sind auszudrücken. – es ist so viel Lebendigkeit in seinem Geistigen Wesen er spricht wie er schreibt, man hat dabey den Gewinn daß er zugleich die belege zu seine ansichten giebt und ihn gleich faßt und verstehet, in seinen Schriften muß man manche Stelle wiederholt Lesen um ihn fassen zu können. Er schien sich bey mir zu gefallen, und versprach mich diesen Sommer in Loebichau zu besuchen …“ (Herzogin Anna Dorothea von Kurland am 3. Mai 1819 in Bayreuth)

"In Jean Paul hat jenes geheimnisvolle Deutschland, das noch immer lebt, obwohl seit manchen Jahrzehnten ein anderes, lauteres, hurtigeres, seelenloses Deutschland ihm im Lichte stand, seinen eigensten, reichsten und verworrensten Geist geboren, eine der größten Dichterbegabungen aller Zeiten, dessen Werke einen wahren Urwald der Poesie darstellen..." (Hermann Hesse, Eine Literaturgeschichte in Rezensionen und Aufsätzen)

"Jean Pauls Periodenbau besteht aus lauter kleinen Stübchen, die manchmal so eng sind, daß, wenn eine Idee dort mit einer anderen zusammentrifft, sie sich beide die Köpfe zerstoßen; oben an der Decke sind lauter Haken, woran Jean Paul allerlei Gedanken hängt, und an den Wänden sind lauter geheime Schubladen, worin er Gefühle verbirgt. Kein deutscher Schriftsteller ist so reich wie er an Gedanken und Gefühlen, aber er läßt sie nie zur Reife kommen, und mit dem Reichtum seines Geistes und seines Gemütes bereitet er uns mehr Erstaunen als Erquickung." (Heinrich Heine)

"Jean Paul. — Jean Paul wusste sehr viel, aber hatte keine Wissenschaft, verstand sich auf allerlei Kunstgriffe in den Künsten, aber hatte keine Kunst, fand beinahe nichts ungeniessbar, aber hatte keinen Geschmack, besaß Gefühl und Ernst, goss aber, wenn er davon zu kosten gab, eine widerliche Tränenbrühe darüber, ja er hatte Witz, — aber leider für seinen Heisshunger danach viel zu wenig: weshalb er den Leser gerade durch seine Witzlosigkeit zur Verzweiflung treibt. Im ganzen war er das bunte, starkriechende Unkraut, welches über Nacht auf den zarten Fruchtfeldern Schillers und Goethes aufschoss; er war ein bequemer, guter Mensch, und doch ein Verhängnis, — ein Verhängnis im Schlafrock." (Friedrich Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches II. Ein Buch für freie Geister (1879), § 99)



Veröffentlichungen:

Jean Paul, Friedens-Predigt an Deutschland. (Zimmer) Heidelberg 1808 http://gutenberg.spiegel.de/buch/friedens-predigt-an-deutschland-6392/1

Jean Paul, Taschenbuch für Damen auf das Jahr 1821. Tübingen bey Cotta 1821

Jean Paul, Über das Immergrün unserer Gefühle. Berlin 1824

Jean Paul, Über das Immergrün unserer Gefühle und andere kleine Dichtungen. Leipzig [1885] [G 6245-10-30]

Jean Paul, Über das Immergrün unserer Gefühle, in: Johann Paul Friedrich Richter, Sämmtliche Werke, Bände 45-47, 1827, S. 97-105

Jean Paul, Selberlebensbeschreibung, in: Werke in 12 Bänden. Bd.XII, München (Hanser) 1975, S. 1037–1103



Literatur:  

Karl Bartsch, Jean Paul in Heidelberg, in: Nord und Süd, 33. Bd., 1885, Heft 97, S. 83-100

Richard Benz (Hg.), Blumen- Frucht- und Dornenstücke aus Jean Pauls Werk. München 1924

[Eduard Berend (Hg.)], Jean Pauls Persönlichkeit in Berichten der Zeitgenossen. Berlin, Weimar 1956 (Jean Pauls sämtliche Werke, Erg.bd.)

Eduard Berend (Hg.), Erinnerungen an Jean Paul. En face – Texte von Augenzeugen. Bd. 3. Wädenswil 2013 [ergänzte und aktualisierte Neuauflage von "Jean Pauls Persönlichkeit in Berichten der Zeitgenossen"]

Günter de Bruyn, Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter. Eine Biographie. Halle (Saale) 1975

Helmina von Chézy Handbuch für Reisende nach Heidelberg... Neue Auflage. Mit Zusätzen und den neuesten Veränderungen und einem Vorschlag zu genussreichen Spaziergängen, größern Wanderungen und Reisen aus Heidelberg. Mit 24 Ansichten, 4 Planen und 1 Karte. (2. Auflage von „Gemählde von Heidelberg...“) 1820 (1821) [A 2714 D RES]

Helmina von Chézy, Unvergessenes. Denkwürdigkeiten aus dem Leben von Helmina von Chézy. Von ihr selbst erzählt, hg. von Bertha Borngräber. I und II. Teil, Leipzig 1858 www.zeno.org

Adalbert Elschenbroich, Jean Paul, in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 372-382 https://www.deutsche-biographie.de/gnd118557211.html#ndbcontent

Emma Förster, Das Leben Emma Försters, der Tochter Jean Pauls in ihren Briefen (Hg. von Brix Förster). Berlin 1889 [F 6724-5]

Stefan George (Hg.), Deutsche Dichtung. Jean Paul. Ein Stundenbuch für seine Verehrer. 1900

Walther Harich, Jean Paul in Heidelberg. [Novelle. Mit 12 Zeichn. und einem 3-farbigen Umschlagsbild von Alfred Kubin]. Berlin [u.a.] 1929 [G 6896-24-60 ] [Dok Hari]


Walther Harich, Jean Paul in Heidelberg. Nachw. von Ernst Leopold Stahl. Mit 12 Federzeichn. von Alfred Kubin. Dobel/Württ. 1948 [G 6896-24-60::(1948)]


Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins, Nr. VII, 54; X, 144, 193, 252, 254; XI, 63; XII, 23


Jean Paul Taschenatlas, hg. von Bernhard Echte und Michael Mayer unter Mitarbeit von Julia Knapp. Wädenswil: Nimbus. Kunst und Bücher AG, [2016] [2016 A 8854]

Karl Philipp Kayser, Aus gärender Zeit. Tagebuchblätter des Heidelberger Professors Karl Philipp Kayser aus den Jahren 1793 bis 1827 mit 10 Abbildungen nach zeitgenössischen Bildern von Friedrich Rottmann. Herausgegeben von Franz Schneider. Karlsruhe 1923, S. 88ff.

Navid Kermani, Über den Zufall. Jean Paul, Hölderlin und der Roman, den ich schreibe; Frankfurter Poetikvorlesungen. München 2012. (Edition Akzente) [2012 A 8864]

Carl Cäsar von Leonhard, Fremdenbuch für Heidelberg und die Umgegend. Mit Holzschnitten, eingedruckten Lithographien und einer Karte (Karl Groos) Heidelberg 1834 [Batt 412 RES, Barth 73 Res.1-2]

Paul Nerrlich, Jean Paul und seine Zeitgenossen. Berlin 1876 [G 6247]

Hanns-Josef Ortheil, Jean Paul. Reinbek bei Hamburg 1984

Ursula Reichert, Musik in Heidelberg. Die Zeit der Romantik, in: [Susanne Himmelheber, Barbara Böckmann (Red.)], Musik in Heidelberg 1777-1885. Eine Ausstellung des Kurpfälzischen Museums der Stadt Heidelberg in Zusammenarbeit mit dem Musikwissenschaftlichen Seminar der Universität. Heidelberg [1985], S. 90

Karl Alexander von Reichlin-Meldegg, Heinrich Eberhard Gottlob Paulus und seine Zeit, nach dessen literarischem Nachlasse, bisher ungedrucktem Briefwechsel und mündlichen Mitteilungen dargestellt von Karl Alexander Freiherrn von Reichlin-Meldegg. Bd. 1 [1761-1810] und 2 [1810-1851]. Stuttgart 1853

Werner Schindler, Jean Paul vor 150 Jahren in Heidelberg, in: Heidelberger Fremdenblatt, 15. 7. 1967, S. 5-8

[Armin Schlechter], 'Ein Knab auf schnellem Roß'. Die Romantik in Heidelberg. Ausstellungskatalog / Universitätsbibliothek Heidelberg. Bearb. von Armin Schlechter unter Mitwirkung von Martina Rebmann. (Schriften der Universitätsbibliothek; Bd. 7) Heidelberg 2006, S. 61f.

Uwe Schweikert, Jean Paul und Johann Georg Zimmer, in: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts, 1973, S. 347-353

Gerhard Schwinge, „freundlich und ernst“ Friedrich Heinrich Christian Schwarz. Theologieprofessor und Pädagoge in Heidelberg 1804-1837 und die Heidelberger Gesellschaft seiner Zeit. Ubstadt-Weiher 2007

Rudolf Sillib, Eine Heidelberger Jean-Paul-Anekdote, in: Neues Archiv für die Geschichte der Stadt Heidelberg und der rheinischen Pfalz 13, 1928, S. 115-119 [G 6247-24-25] [Bei einem Besuch in Heidelberg 1817 redet Jean Paul über Sauerkraut und Schweinefleisch]

Heinrich Voß, Briefwechsel zwischen Heinrich Voss und Jean Paul. Herausgegeben von Abraham Voss. Heidelberg (Winter) 1833 (Briefe von Heinrich Voss, herausgegeben von Abraham Voss; 1) [G 6075-1 RES::1]


[Heinrich Voß], Kranz um Jean Paul. Heidelberger Festtage in ungedruckten Briefen von Heinrich Voß (1817-1820). Hg. von Ludwig Bäte. (Schriftenreihe der akademischen Mitteilungen Heidelberg ; 3) Heidelberg 1925 [BHGV] [ F 2160-10::3]

Franz Werner, Georg Weber 1808–1888. Schulmann, Familienmensch und Universalhistoriker in Heidelberg. (Mattes) Heidelberg 2021, S. 266


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