Heidelberger Geschichtsverein e.V.

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Karl Theodor Jaspers

*23. Februar 1883 Oldenburg/Oldenburg

26. Februar 1969 Basel

Philosoph, Psychiater

Ehefrau: Gertrud Mayer (16. Februar 1879 Prenzlau/Brandenburg -25. Mai 1974 Basel)



1901/1902: stud. Jura in Heidelberg

1906-1909: stud. Medizin in Heidelberg

1908: Promotion

1909: Approbation

1910: Heirat mit Gertrud Mayer (1879-1974)

1913/1914: Habilitation in Psychologie („Allgemeine Psychopathologie“)

1914: lehrt im Fach Psychologie

1916: Extraordinarius für Psychologie in Heidelberg

1919: „Psychologie der Weltanschauungen“

1922-1937: Ordinarius für Philosophie in Heidelberg

1923-1948: wohnt Plöck 66

1928: Hannah Arendt (1906-1975) promoviert bei Jaspers über den „Liebesbegriff bei Augustin“

1932: „Philosophie“

18. März 1933: Besuch Martin Heideggers bei Jaspers

14. Mai 1937: Entlassung wegen „jüdischer Versippung". Das Ordinariat wird an Paul Schmitthenner (1884-1963) übertragen (Ordinariat für Kriegsgeschichte und Wehrkunde)

5. April 1945: politisch unbelastet gebliebene oder im Dritten Reich entlassene Professoren ("Dreizehnerausschuß"- Karl Heinrich Bauer, Ernst Engelking, Alfred Weber, Karl Jaspers, Karl Engisch, Gustav Radbruch, Hans Schaefer, Renatus Hupfeld, Walter Jellinek, Wolfgang Gentner, Martin Dibelius, Karl Freudenberg, Alexander Mitscherlich, Johannes Hoops) bemühen sich um eine baldige Wiedereröffnung und um eine geistige sowie personelle Erneuerung der Universität Heidelberg http://www.uni-heidelberg.de/studium/journal/2010/07/neubeginn.html

8. August 1945: 22 Professoren und Dozenten wählen den Mediziner Karl Heinrich Bauer zum Rektor (Nachfolger von Johannes Hoops), Fritz Ernst zum Prorektor und Karl Jaspers zum Ersten Senator der Universität Heidelberg. Sie bilden mit den Dekanen den Engeren Senat.

28. November 1945: die Militärregierung genehmigt die neue Satzung für die Universität, an deren Entwurf Karl Jaspers und Walter Jellinek (1885-1955) maßgeblich beteiligt waren

30. November 1945: die erste Nummer der Zeitschrift Die Wandlung erscheint in Heidelberg bei Lambert Schneider (bis Herbst 1949), gegründet von Karl Jaspers, dem Politikwissenschaftler Dolf Sternberger (Herausgeber), dem Romanisten Werner Krauss und dem Kultursoziologen Alfred Weber. Die Publikation, direkt nach der Zeit des Nationalsozialismus, sollte zur geistigen Erneuerung der Deutschen (nicht nur) in den Westzonen beitragen. Autoren sind u. a. Hannah Arendt, T. S. Eliot, Karl Jaspers, Marie-Luise Kaschnitz, Werner Krauss, Dolf Sternberger, Gerhard Storz, Wilhelm E. Süskind, Alfred Weber und Viktor von Weizsäcker.

1945-1947: Lehrstuhl für Philosophie in Heidelberg

WS 1945/46: „Die geistige Situation in Deutschland“ (Vorlesung)

November 1946: erster Vortrag der Reihe „Die Universitätsstunde“ der Wissenschaftsredaktion des SDR, Referent Karl Jaspers, Thema: „Volk und Universität“

1947/48-1961: Ordinarius für Philosophie in Basel

1956: Karl Jaspers verfaßt ein Gutachten für E. J. Gumbels (1891-1966) Wiedergutmachungsverfahren

1958: „Die Atombombe und die Zukunft des Menschen“

28. September 1958: Friedenspreis des deutschen Buchhandels (Laudatio: Hannah Arendt)

[20. Dezember 1963: vor dem Landgericht Frankfurt beginnt die Hauptverhandlung in der Strafsache gegen Mulka und andere]

[1. Dezember 1966: Ministerpräsident Kurt Georg Kiesinger zum Bundeskanzler gewählt]

1967: Jaspers wird Schweizer Staatsbürger



1981: Stadt und Universität Heidelberg stiften den Karl-Jaspers-Preis, der alle drei Jahre für ein wissenschaftliches Werk von internationalem Rang verliehen wird, das von philosophischem Geist getragen ist

15. Juni 1983: der in Frankreich lebende Philosoph Emmanuel Lévinas (1906-1995) erhält den Karl-Jaspers-Preis der Stadt und Universität Heidelberg

Februar 1986: Die Stadt Heidelberg bringt am langjährigen Wohnsitz des Philosophen Karl Jaspers, Plöck 66, eine Gedenktafel mit dem Wortlaut an: „Hier wohnte / Karl Jaspers / während seiner Heidelberger / Zeit von Januar 1923 bis / März 1948.“

Juni 1986: Prof. Dr. Hans-Georg Gadamer erhält den Karl-Jaspers-Preis

28. Januar 1990: der französische Philosoph Paul Ricoeur (1913-2005) erhält den Karl-Jaspers-Preis

Dezember 1995: Karl-Jaspers-Preis für Jürgen Habermas

6. Februar 1999: Karl-Jaspers-Preis für Prof. Jean Starobinski

28. November 2001: der 7. Karl-Jaspers-Preis der Stadt Heidelberg und der  Universität Heidelberg wird an Prof. Robert Spaemann verliehen (10.000 DM)

Dezember 2004: Prof. Dr. Michael Theunissen Träger des Jaspers-Preises der Stadt Heidelberg (5000 €)

9. Februar-21. April 2007: Karl Jaspers: Das Buch Hannah (Ausstellung im Universitätsmuseum)

26. Juni 2008: der französische Philosoph Prof. Dr. Jean-Luc Marion erhält den Karl-Jaspers-Preis von Universität und Stadt Heidelberg

Oktober 2008: das Karl Jaspers Zentrum für Transkulturelle Forschung (Voßstraße 2) wird gegründet

31. Januar 2014: der Historiker und bayerische Kultusminister a. D. Prof. Dr. Hans Maier erhält den Karl-Jaspers-Preis der Universität Heidelberg, der Akademie der Wissenschaften und der Stadt Heidelberg (25.000 Euro)



Wohnungen in Heidelberg:

Bergheimer Straße 85

Handschuhsheimer Landstraße 38

Plöck 66



Zitate:

"Es sind doch noch ordentliche Leute dort. Und die Stadt bleibt herrlich, die schönste in Deutschland." (K.J. an Hannah Arendt, Basel, 9. Juli 1952, in: Lotte Köhler, Hans Saner (Hg.), Hannah Arendt Karl Jaspers Briefwechsel 1926-1969. München, Zürich 1985)

Die Stadt ist leer und ohne Mittelpunkt ohne Sie.“ (Hannah Arendt an Gertrud und Karl Jaspers, 26. Juli 1952, , in: Lotte Köhler, Hans Saner (Hg.), Hannah Arendt Karl Jaspers Briefwechsel 1926-1969. München, Zürich 1985, S. 224

Im Scheitern kommt der Mensch zu sich selbst(Jaspers, Einführung in die Philosophie)

"Daß wir leben, ist unsere Schuld" (Jaspers, Die Schuldfrage, Heidelberg 1946)

"Der Abstand in der Denkungsart zwischen meinen Kollegen und mir war so groß, daß eine Gemeinschaft nicht mehr möglich war". (Karl Jaspers, Schicksal und Wille. Autobiographische Schriften. Hg. von Hans Saner. München 1967, S. 173 und 179)

Demokratie im Wortsinn ist ihrem Sinn nach zugleich aristokratisch“ (Karl Jaspers, Zur Kritk meiner Schrift „Wohin treibt die Bundesrepublik“. München 1967)



Zitate über Jaspers:

"Aus heutiger Sicht bildet die Jaspersche Achsenzeit-Doktrin … eine der letzten unter den übergroßen Konfabulationen, mit deren Hilfe sich westliche Ideen- und Religionshistoriker der Vergangenheit der Menschheit zurechtlegten. Die Kühnheit des Epochen-Märchens aus der Feder des neuberufenen Baseler Professors besteht darin, die Aufklärung … um 2500 Jahre zurückzudatieren" (Peter Sloterdijk, Nach Gott. Berlin 2017, S. 42f.)

Der Hitler hat aber auch garnichts geschafft; nicht mal von diesen daemlichen Bildungsphilistern hat er das deutsche Volk erloesen können“ (Hannah Arendt an Dolf Sternberger, in: Hannah Arendt, Dolf Sternberger, hg. von Udo Bermbach: «Ich bin Dir halt ein bißchen zu revolutionär» Briefwechsel 1946 bis 1975. Berlin 2019, S. 119; Anm. 3: „Der Romanist Ernst Robert Curtius hatte Jaspers in … der Welt am Sonntag scharf angegriffen und ihm u. a. vorgeworfen, Jaspers habe die Kollektivschuld der Deutschen festgestellt“)


Und auch Karl Jaspers war unzufrieden mit der raschen Rückkehr zu vermeintlicher Normalität, hinter der seiner Meinung nach die geistige »Neugründung« der Universität in Vergessenheit zu geraten drohte. Er verließ bekanntlich Heidelberg in dem Bewusstsein: »Die Jahre von 1945 bis 1948 waren vertan.« In seiner Tendenz, wenn auch vielleicht nicht in seiner Schärfe, wird man dem Urteil von Jaspers auch heute noch zustimmen können: In dem Zielkonflikt zwischen der ethisch gebotenen politischen Neufundierung und der praktisch motivierten raschen Wiederherstellung institutioneller Effizienz optierten die neue Universitätsleitung und auch maßgebliche Personen aufseiten der Besatzungsmacht für Letztere.

(Frank Engehausen, Erst geschlossen, dann wiedereröffnet - Das Ende des Zweiten Weltkriegs an der Ruperto Carola, in: Unispiegel 1/2020, S. 8)

https://backend-484.uni-heidelberg.de/sites/default/files/documents/2020-08/Unispiegel_2020_01.pdf




> Gedenktafel Plöck 66 (1986)

> Jaspersstraße (Emmertsgrund)

> Jaspersplatz (Emmertsgrund)

> Karl-Jaspers-Zentrum für transkulturelle Forschung, Voßstraße 2 www.asia-europe.uni-heidelberg.de

siehe auch >Hannah Arendt, Heinrich Rickert, Benno von Wiese



Veröffentlichungen:

Karl Jaspers, Die Schuldfrage, Heidelberg 1946, in: ders., Erneuerung der Universität. Reden und Schriften 1945/46. Heidelberg 1986, S. 113-213

Karl Jaspers, Die Schuldfrage. Für Völkermord gibt es keine Verjährung. München 1979

Karl Jaspers, Vom Ursprung und Ziel der Geschichte. München 1949

Karl Jaspers, Nikolaus Cusanus. München 1964

Karl Jaspers, Schicksal und Wille. Autobiographische Schriften. Hg. von Hans Saner. München 1967



Literatur:

Wilhelmine Drescher, Erinnerungen an Karl Jaspers in Heidelberg. Meisenheim am Glan 1975

Wolfgang U. Eckart, Volker Sellin, Eike Wolgast et al. (Hg.), Die Universität Heidelberg im Nationalsozialismus. Heidelberg 2006, S. 335ff. et passim


Norbert Giovannini, "...dass Sie eine Welt schildern, in der auch ich gelebt habe." Karl Jaspers an Hugo Marx 1965, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. III/1998, 269ff.

Elzbieta Ettinger, Hannah Arendt Martin Heidegger. Eine Geschichte. München, Zürich 1995 [LB25Heid]

Lotte Köhler, Hans Saner (Hg.), Hannah Arendt Karl Jaspers Briefwechsel 1926-1969. München, Zürich 1985 [LB25Jasp]

Heidelberger Köpfe. Die Professorenporträts von Dénes v. Szebeny. Ausstellung im Universitätsmuseum Heidelberg, 28. Oktober 2004 - 23. Januar 2005. Texte von Carsten Juwig und Reinhard Düchting. Heidelberg 2004. S. 50

Karl Jaspers im Schnittpunkt von Zeitgeschichte, Psychopathologie, Literatur und Film. Hg. von Dietrich von Engelhardt und Horst-Jürgen Gerigk. Heidelberg 2009

Frank Moraw, Heidelberg – Theresienstadt – Heidelberg. Zur letzten Deportation aus Heidelberg im Februar 1945, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein 13, 2009, S. 93ff.

Hans-Martin Mumm, Theodor Haubach und Emil Henk. Zwei Georgeaner im Widerstand gegen Hitler, in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins, Nr. 23 (2019), S. 132f.


Wolfram Schmitt, Karl Jaspers und die Psychotherapie. Grundlinien psychiatrisch-psychotherapeutischer Praxis, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. 11/2006, S. 83-93

Julia Scialpi, Dem Geist verpflichtet in schöpferischem Sinn. Richard Benz (1884-1966). Eine Biographie. (Phil. Diss.). Heidelberg 2009, S. 225f.

Bernd Weidmann, in: Norbert Giovannini (Hg.), Ingrid Moraw, Reinhard Riese und Claudia Rink, Stille Helfer. Eine Spurensuche in Heidelberg 1933-1945. Heidelberg 2019, S. 159-186

Peter Zimber, Er baute mit am Fundament der neuen Uni (Berühmte Persönlichkeiten in Heidelberg, 18), in: RNZ, 12. 2. 2008

http://www.zum.de/Faecher/G/BW/nationalsozialismus/jaspers.htm Karl Jaspers' vier Schuldbegriffe (1946)

http://www.sgipt.org/gesch/kronf.htm Arthur Kronfeld (1886-1941), Psychologe, Sexualwissenschaftler, Psychotherapeut

http://www.embock.de/strassen/jaspers/ Jaspersstraße auf dem Emmertsgrund

http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Jaspers