Heidelberger Geschichtsverein e.V.                 HGV

www.haidelberg.de

Papst Innozenz III.

geboren als Lotario dei Conti di Segni (Lothar von Segni)

*1160/ 1161 Kastell Segni in Gavignano (60 km südöstlich von Rom)

†16. Juli 1216 Perugia

gilt als der bedeutendste Papst des Mittelalters

Vater: Graf Trasimondo aus dem Hause Conti

Mutter: Claricia Scotti

Schule im St.-Andreas-Kloster in Rom

stud. an der Pariser Universität beim Theologen Pierre von Corbeil

1178-1187: stud. Rechte in Bologna

November 1187: Weihe zum Subdiakon durch Papst Gregor VIII.

1190: Kardinaldiakon von Santi Sergio e Bacco

1194-1195: De miseria conditionis humanae

8. Januar 1198: im zweiten Wahlgang zum Papst gewählt

22. Februar 1198: Weihe, nimmt den Namen Innozenz III. an (37 Jahre)

1198: ruft den Vierten Kreuzzug aus, der das Heilige Land nie erreicht

1198: Papst Innozenz III. nennt sich als erster Papst Stellvertreter Christi

1198-1218: nach der Doppelwahl Philipps IV. von Schwaben (Staufer) und Ottos IV. von Braunschweig (Welfe) zu deutschen Königen Thronstreit zwischen Staufer und Welfen. Nach dem Tod Kaiser Heinrichs VI. war Friedrich II. als dessen Sohn zum deutschen König gewählt, jedoch im Reich nicht anerkannt worden. Friedrich selbst erhielt unter der Vormundschaft des Papstes 1198 die Krone von Sizilien.

1199: Verbot der Lektüre der Bibel bei nicht kirchlichen Zusammenkünften

1201: „Owê, der bâbest ist ze junc. Hilf, hêrre, dîner cristenheit“ (Walther von der Vogelweide)

Unter seiner Regie weitet sich der kirchliche Besitz durch Rekuperationen in Mittelitalien auf die doppelte Größe aus. Zu den wichtigsten Gebieten, die er für das Patrimonium Petri beansprucht, zählen die Toskana, die Mark Ancona und das Herzogtum Spoleto.

Innozenz schlägt aus den Streitigkeiten zwischen Welfen und Staufern Kapital, er sichert sich Ländereien für den Kirchenstaat und besteht darauf, daß der Papst bei der Kaiserwahl das letzte Wort haben sollte (Dekret Venerabilem 1202). Innozenz' Auffassung war, daß er nur jemanden zum Kaiser krönt, den er als würdig empfindet. Entsprechend könne auch nur derjenige König werden, den er für das Amt des Kaisers als würdig empfindet (Päpstliche Approbation).

1201: Innozenz ergreift für Otto als Kaiser Partei, der ihm im Gegenzug Schutz verspricht, während die meisten deutschen Fürsten hinter Philipp stehen

1202: Plünderung von Zara

1204: Plünderung von Konstantinopel

1208: Philipp IV. von Schwaben (Staufer) wird von einem Wittelsbacher ermordet

4. Oktober 1209: Papst Innozenz krönt den Welfen Otto IV. von Braunschweig in Rom zum deutschen Kaiser

1209: Papst Innozenz III. ruft zum Kreuzzug gegen die Albigenser im Languedoc auf

1209-1229: Albigenserkreuzzug unter der Führung des Simon IV. de Montfort. Massaker an den Katharern von Béziers und Minerve.

1210: Otto erobert Teile des Kirchenstaates. Innozenz spricht den Kirchenbann über ihn aus.

September 1211: die deutschen Fürsten treffen sich in Nürnberg, wo sie Friedrich II. erneut zum König wählen. Dieser dankt dem Papst seine Initiative mit der Goldenen Bulle von Eger, welche den Kirchenstaat in seiner bestehenden Form rechtlich anerkennt.

bis 1212 wird Innozenz Oberlehnsherr von Aragon, Portugal, Sizilien, Bulgarien und sogar England. Er befürwortet die Kreuzzüge und verfolgt eine Politik der Förderung und Integration neu gegründeter Orden, etwa der Humiliaten, Dominikaner und Franziskaner. Die Brüder vom Orden des Heiligen Geistes erfreuen sich seiner besonderen Gunst. Zugleich geht er mit harter Hand gegen Ketzerbewegungen vor. Er gilt als unerbittlicher Gegner der Häresie. Die Häretiker sollen der päpstlichen Linie folgen oder exkommuniziert werden.

1213: König Friedrich II. verzichtet auf die Mitwirkung bei Bischofswahlen

November 1215: Innozenz eröffnet das Vierte Laterankonzil, wo er zum Fünften Kreuzzug in das Heilige Land aufruft und 70 in der katholischen Kirche teilweise bis heute geltende Edikte verabschieden läßt

16. Juli 1216: stirbt im Alter von 55 Jahren in der Nähe von Perugia und wird in der dortigen Kathedrale beigesetzt

1891: sein Leichnam wird nach Rom überführt und von Papst Leo XIII. in San Giovanni in Laterano beigesetzt

1233: Einrichtung der Inquisition. Innozenz sorgt für die massive Verfolgung der Katharer und anderer Abweichler in allen päpstlich kontrollierten Staaten.

Werke:

Lothar von Segni, Vom Elend des menschlichen Daseins, übersetzt und eingeleitet von Carl-Friedrich Geyer, Hildesheim/Zürich/New York 1990

De quadripartita specie nuptiarum

De missarum mysteriis

De miseria conditionis humanae (‚Über den elenden Zustand des Menschen‘, 1194-1195) („Aus Erde geformt ist der Mensch, empfangen in Schuld und geboren zur Pein. Er handelt schlecht, gleichwohl es ihm verboten ist, er verübt Schändliches, das sich nicht geziemt, und setzt seine Hoffnung auf eitle Dinge [...]. Er endet als Raub der Flammen, als Speise der Würmer, oder er vermodert.“)(„Der Papst jedoch ist geringer als Gott, aber größer als der Mensch“)

Literatur:

Friedrich Baethgen, Die Regentschaft Papst Innozenz III. im Königreich Sizilien. Nendeln 1977 (Nachdruck der Ausgabe Heidelberg 1914)

Thomas Frenz (Hg.), Papst Innozenz III. Weichensteller der Geschichte Europas. Interdisziplinäre Ringvorlesung an der Universität Passau. Stuttgart 2000

Manfred Laufs, Politik und Recht bei Innozenz III. Kaiserprivilegien, Thronstreitregister und Egerer Goldbulle in der Reichs- und Rekuperationspolitik Papst Innozenz’ III. Köln/Wien 1980

Helene Tillmann, Papst Innocenz III. Bonn 1954

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Innozenz_III._(Papst)&oldid=94223119