Heidelberger Geschichtsverein e.V. HGV

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Theodor Heuss

*31. Januar 1884 Brackenheim (Zabergäu)

12. Dezember 1963 Stuttgart

Nationalökonom, Schriftsteller, Journalist, Politiker



1902: Abitur in Heilbronn

1902-1905: Studium der Nationalökonomie, Geschichte, Philosophie, Kunstgeschichte und Staatswissenschaften in München und Berlin

1903: Mitglied der Freisinnigen Vereinigung (ab 1910 Fortschrittliche Volkspartei)

1905: Promotion zum Doktor der Staatswirtschaft bei Lujo Brentano in München („Weinbau und Weingärtnerstand in Heilbronn am Neckar“)

1905-1943: Berlin

Juni 1905-1912: Mitglied der Redaktion von Friedrich Naumanns Zeitschrift "Die Hilfe" in Berlin

Oktober 1905: Begegnung mit Elly Knapp bei Friedrich Naumann

1907: Übernahme des politischen Ressorts der Zeitschrift "Die Hilfe"

Frühjahr 1907: Verlobung mit Elly Knapp

11. April 1908: Heirat mit Elly Knapp in Straßburg

5. August 1910: der Sohn Ernst Ludwig Heuss wird in Berlin-Schöneberg geboren (Jurist, Angehöriger einer Widerstandsbewegung zur Zeit des Nationalsozialismus, nach Kriegsende Unternehmer, †1967 in Lörrach)

[1910: Gründung der Fortschrittlichen Volkspartei]

1912-1918: Heilbronn. Chefredakteur der "Neckarzeitung"

1912: erfolglose Kandidatur für den württembergischen Landtag

1913: Redaktion der Zeitschrift "März"

Frühjahr 1918: Berlin

24. November 1918: Mitglieder der Fortschrittlichen Volkspartei und des liberalen Flügels der Nationalliberalen Partei mit dem Publizisten Theodor Wolff und Professoren wie Max Weber, Alfred Weber und Hugo Preuß gründen die 'Deutsche Demokratische Partei' (DDP). Alfred Weber wird erster Vorsitzender (bis Dezember 1918). Heuss wird Mitglied der DDP (ab 1930: Deutsche Staatspartei)

1918-1933 Geschäftsführer und ab 1928 Vorstandsmitglied des Deutschen Werkbundes in Berlin

1918-1922: Redaktion der Zeitschrift "Deutsche Politik"

1919: Bezirksverordneter in Schöneberg bei Berlin; Mitarbeiter der "Vossischen Zeitung" und der "Frankfurter Zeitung"

Oktober 1920: die Deutsche Hochschule für Politik wird als private Hochschule in Berlin gegründet. Heuss wird (bis 1924) Studienleiter und bis 1933 Dozent.

1923-1926: Redaktion der Zeitschrift "Die Deutsche Nation"

1924: DDP-Abgeordneter im Reichstag

1928: Verlust des Mandates bei der Reichstagswahl

1930: die DDP vereinigt sich mit der Volksnationalen Reichsvereinigung Artur Mahrauns („Jungdeutscher Orden“) zunächst für die Reichstagswahl zur Deutschen Staatspartei. Der Jungdeutsche Orden löst sich direkt nach der Reichstagswahl wieder von der DDP, die sich im November 1930 auch formell in Deutsche Staatspartei umbenennt.

1930: Wahl zum Reichstagsabgeordneten (Deutsche Staatspartei)

Dezember 1931: Theodor Heuss, Hitlers Weg erscheint

5. März 1933: Wahl zum Reichstagsabgeordneten (Deutsche Staatspartei erhält 0,9 % der Stimmen, 5 Sitze)

23. März 1933: Heuss stimmt unter Fraktionszwang mit den vier anderen Abgeordneten seiner Partei (darunter Ernst Lemmer und Reinhold Maier) dem „Ermächtigungsgesetz“ zu, obwohl er sich vorher in seiner Fraktion gegen die Zustimmung ausgesprochen hatte

28. Juni 1933: erzwungene Selbstauflösung der DStP

Verlust der Dozentur an der Deutschen Hochschule für Politik

12. Juli 1933: Aberkennung des Reichstagsmandates

1936: Publikationsverbot. Ausscheiden aus der Redaktion und Herausgabe der "Hilfe". Arbeit an den Biographien über Friedrich Naumann, Hans Poelzig, Anton Dohrn und Robert Bosch, die 1937, 1939, 1940 und 1946 erscheinen. Karl Christian von Loesch beschäftigt Heuss an dem von ihm geleiteten "Institut für Grenz- und Auslandsstudien".

1937: Biografie über Friedrich Naumann

1938-1943: Feuilletonist für die Frankfurter Zeitung

1939: Biografie über Hans Poelzig

1941: fester Mitarbeiter der Frankfurter Zeitung

1942: die Nationalsozialisten verbieten auf Anweisung Adolf Hitlers den deutschen Zeitungen, Texte von Heuss abzudrucken. Er schreibt weiter unter dem Pseudonym „Thomas Brackheim“ und dem Kürzel r.s.

1942: Biografie über Justus von Liebig

Oktober 1943: Übersiedlung nach Heidelberg-Handschuhsheim (wohnt im Haus seiner verwitweten Schwägerin Marianne Lesser-Knapp, Kehrweg 4). Hier schreibt er im Frühjahr 1945 das Vorwort zu seinem Buch "Robert Bosch, Leben und Leistung" und erlebt die Besetzung durch die Amerikaner. Augenzeugenbericht vom Einmarsch der Amerikaner http://www.stiftung-heuss-haus.de/heussdritt7.htm

5. September 1945: Die Amerikaner erteilen Theodor Heuss, Hermann Knorr und Rudolf Agricola die Lizenz zur Herausgabe der „Rhein-Neckar-Zeitung“ in Heidelberg. Er bleibt Mitherausgeber der RNZ bis zur Wahl als Bundespräsident.

24. September 1945: Heuss wird von der amerikanischen Militärregierung als "Kultminister" im 1. Kabinett der Allparteienregierung (DVP, CDU, SPD, KPD) von Württemberg-Baden unter Reinhold Maier berufen (bis 1946). Er verlegt seinen Wohnsitz nach Stuttgart. Er verläßt die RNZ, steuert aber noch einige Zeit als freier Mitarbeiter Artikel bei.

6. Januar 1946: Gründung der DVP für Württemberg-Baden in Stuttgart

30. Juni 1946: Mitglied der Verfassungsgebenden Versammlung des Landtags

Herbst 1946: die Biographie Robert Bosch, Leben und Leistung erscheint im Rainer Wunderlich Verlag Tübingen

Dezember 1946: verzichtet zugunsten seines Parteifreundes Reinhold Maier auf das Amt des Kultministers

10. Dezember 1946-1949: Mitglied des württemberg-badischen Landtags

28./29. September 1946: Vorsitzender der DVP der US-Zone

1946/1947: lehrt als Professor an der Technischen Hochschule in Stuttgart Geschichte

17. März 1947: Vorsitzender der Demokratischen Partei Deutschlands (zusammen mit Wilhelm Külz)

Anfang 1948: Honorar-Professur für politische Wissenschaft an der Technischen Hochschule in Stuttgart

1. September 1948: Abgeordneter des Parlamentarischen Rates in Bonn

12. Dezember 1948: Vorsitzender der in Heppenheim gegründeten Freien Demokratischen Partei

Vorsitzender der FDP-Fraktion im parlamentarischen Rat

12. Juni 1949: Bestätigung als Bundesvorsitzender der FDP durch den Bundesparteitag in Bremen

14. August 1949: Bundestagsabgeordneter

12. September 1949: Wahl zum Bundespräsidenten durch die Bundesversammlung in Bonn. Verzicht auf das Amt des Bundesvorsitzenden der FDP

16. Dezember 1949: Theodor Heuss hält eine Rede vor den Studenten der Universität Heidelberg (über Max Weber, studentische Korporationen, Europa, Nationalismus)

17. Dezember 1949: Eröffnung der Heidelberger Friedrichsbrücke durch Theodor Heuss, Rede vor der Universität

31. Januar 1950: Gründung der Elly-Heuss-Knapp-Stiftung, Deutsches Müttergenesungswerk

1950/1951: Abriß des Geburtshauses von Theodor Heuss in Brackenheim und Errichtung einer Weinkelter daselbst

7. September 1951: der Bundespräsident schafft den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland als äußeres Zeichen der Anerkennung und des Dankes für verdiente Deutsche und für ausländische Staatsbürger

19. Juli 1952: Elly Heuss-Knapp stirbt

13. Mai 1953: Festakt aus Anlaß der 150. Wiederkehr des Tages der Erneuerung der Universität durch Großherzog Karl Friedrich von Baden. Rede von Theodor Heuss im Auditorium maximum: „Liebe ist Dank, Dank ist der Preis“

1954: Wiederwahl zum Bundespräsidenten

1954: „Dank und Bekenntnis“ (Gedenkrede zum 20. Juli 1944 in Tübingen)

5. Mai 1955: Eröffnung des Hauptbahnhof Heidelberg. Pariser Verträge in Kraft, BRD souverän

Mai 1956: Staatsbesuch in Griechenland

Mai 1957: Staatsbesuch in der Türkei

November 1956: Staatsbesuch in Italien

Juni 1958: Staatsbesuch in den USA

Oktober 1958: Staatsbesuch in Großbritannien

1959: Auszeichnung mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels



Zitate:

Wer Wein säuft, sündigt. Wer Wein trinkt, betet.“

Das Radio ist eine Strafe Gottes.“

"Es gibt Gehorsamsverweigerungen, die historischen Rang besitzen." (Dank und Bekenntnis. Gedenkrede zum 20. Juli 1944. Tübingen 1954)



>Theodor-Heuss-Brücke (bis 1964: Friedrichsbrücke)

>Tafel am Haus Kehrweg 4, Handschuhsheim

13. Mai 1953: Festakt aus Anlaß der 150. Wiederkehr des Tages der Erneuerung der Universität durch Großherzog Karl Friedrich von Baden. Rede von Bundespräsident Theodor Heuss im Auditorium maximum:„Liebe ist Dank, Dank ist der Preis“

Besetzung Heidelbergs 1945

vgl. Josef Amberger



Veröffentlichungen:

Theodor Heuss, Einführung, in: Das Haus der Freundschaft in Konstantinopel. Ein Wettbewerb deutscher Architekten. Hg. vom Deutschen Werkbund und der Deutsch-Türkischen Vereinigung. München, Bruckmann, 1918 [Mit Entwürfen von Peter Behrens, German Bestelmeyer, Paul Bonatz, Hugo Eberhardt, Martin Elsässer, August Endell, Theodor Fischer, Bruno Paul, Hans Poelzig, Richard Riemerschmid, Bruno Taut]

Die neue Demokratie (1920)

Staat und Volk (1926)

Hitlers Weg (1932)

Friedrich Naumann (1937)

Hans Poelzig. Bauten und Entwürfe eines deutschen Baumeisters. (1939)

Justus von Liebig (1942)

Anton Dohrn in Neapel. Berlin 1940

Robert Bosch, Leben und Leistung. Tübingen 1946 (Neuausgabe 1986, 2002)

Schattenbeschwörung (1947)

Rede vor Studenten der Universität Heidelberg am 16. Dezember 1948. Typoskript, Archiv der Deutschen Hochschule für Politik, Berlin

1848. Werk und Erbe (1948)

Vorspiele des Lebens (1953)

Festrede des Bundespräsidenten Prof. Dr. Theodor Heuss [vor der Heidelberger Universität, 13. Mai 1953] [„Liebe ist Dank, Dank ist der Preis“], in: Ruperto Carola 5. Jg., Nr. 9/10 (Juni 1953), S. 11-16

Dank und Bekenntnis. Gedenkrede zum 20. Juli 1944. Tübingen 1954

Von Ort zu Ort (hg. 1959)

Erinnerungen 1905-1933 (hg. 1963)

Die großen Reden. Der Staatsmann. (hg. von Ernst Ludwig Heuss). Tübingen 1965

Aufzeichnungen 1945-1947 (hg. 1966)

Die Machtergreifung und das Ermächtigungsgesetz (hg. 1967)

Politiker und Publizist: Aufsätze und Reden. Tübingen 1984

Theodor Heuss, Erzieher zur Demokratie. Briefe 1945-1949, herausgegeben und bearbeitet von Ernst Wolfgang Becker. (Stuttgarter Ausgabe, Bd. 1). München 2007 [2007 A 10866::4]

Theodor Heuss, Bürger der Weimarer Republik. Briefe ?-?, herausgegeben und bearbeitet von Ernst Wolfgang Becker(?). (Stuttgarter Ausgabe, Bd. 2). München 2008 – Rez.: RNZ, 28. 11. 2008

Theodor Heuss. In der Defensive. Briefe 1933-1945 (Stuttgarter Ausgabe, Bd. 3). München 2009

Theodor Heuss, Aufzeichnungen 1945-1947. Aus dem Nachlaß von Theodor Heuss hg. von Eberhard Pikart. Tübingen 1966



Literatur:

Margret Boveri, Walter Prinzing, Die literarische Gestalt. Und: Bibliographie und Reden von Theodor Heuss und Elly Heuss-Knapp, Hg. Württembergische Bibliotheksgesellschaft. Stuttgart 1954

Frank Fehlberg, Protestantismus und Nationaler Sozialismus. Liberale Theologie und politisches Denken um Friedrich Naumann. Bonn 2012. (Politik- und Gesellschaftsgeschichte; Bd. 93) [2013 A 124]

Hildegard Hamm-Bruecher, Hermann Rudolph, Theodor Heuss: eine Bildbiographie. Stuttgart 1983

Werner Keller, „Alle Liebe ist Kraft” - Elly Heuss-Knapp, geboren am 25. Januar 1881, zu ihrem Todestag am 19. Juli 2012, in: Jahrbuch des Stadtteilvereins Handschuhsheim 2012, S. 29ff.

Birgit Pape, Kultureller Neubeginn in Heidelberg und Mannheim 1945-1949. Heidelberg 2000, S. 101-106

Otto Pfeffer, [Besprechung der Bücher „Staat und Volk“ und „Führer aus deutscher Not“ von Theodor Heuss], in: Heidelberger Tageblatt, 21. 8. 1928

Friederike Reutter, Heidelberg 1945-1949. Zur politischen Geschichte einer Stadt in der Nachkriegszeit. (Buchreihe der Stadt Heidelberg Bd. 5, im Auftrag der Stadt Heidelberg Hg. von Peter Blum) Heidelberg 1994

Friedrich Wernz, Theodor Heuss, Wahl-Handschuhsheimer von 1943-1945, in: Jahrbuch des Stadtteilvereins Handschuhsheim 1991, S. 61-63

Alexander R. Wenisch, In Krisenzeiten fand er die richtigen Worte. Theodor Heuss, Deutschlands erster Bundespräsident, wäre heute 125 Jahre alt geworden, in: RNZ, 31. 1. 2009

Kurt Ziesel, Der rote Rufmord. Eine Dokumentation zum kalten Krieg. 2. Aufl. Tübingen 1961 [B 4439-280-70]

http://www.uni-karlsruhe.de/~za204/heuss-ho.htm (Theodor-Heuss-Gymnasium Mühlacker. Kurzbio Heuss)

http://www.dhm.de/lemo/html/dokumente/JahreDesAufbausInOstUndWest_redeSylvesteranspracheHeuss1950/ (Sylvesteransprache Theodor Heuss 31. Dezember 1950)

http://www.lpb.bwue.de/heuss/heuss8.htm (Stiftung Bundespräsident Theodor Heuss Haus, Stuttgart: Lebensübersicht Theodor Heuss)

http://www.stiftung-heuss-haus.de/ueberheuss.htm (Stiftung Bundespräsident Theodor Heuss Haus, Stuttgart)

www.theodor-heuss-museum.de (Theodor-Heuss-Museum Brackenheim: Do 14-17h, Samstag, Sonntag, Feiertag 11-17h, Tel. 07135-930294)

http://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Heuss