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Heidelberger Geschichtsverein e.V.

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Emil Henk

*17. Dezember 1893 Heidelberg

10. Mai 1969 Heidelberg (begraben auf dem Bergfriedhof, Feld Q, Grab 2009 abgeräumt)

Wandervogel, Schriftsteller, Politiker, Unternehmer, Widerstandskämpfer, kath.

Mitglied des Reichsverbandes deutscher Schriftsteller

Kaufmann, Inhaber einer pharmazeutischen Großhandlung, der später von seinem Sohn Richard Henk weitergeführten „Firma Emil Henk OHG“


Erster Vorsitzender des Heidelberger Bundes für Volksbildung

Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes (1963)

Ehrenbürger der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (1965)


Wohnung: Kaiserstraße 33 (Adressbuch 1939)


Vater: Emil Henk, Fuhrunternehmer (väterlicher Betrieb: Henk & Niederheiser, Güterbestätterei, Am Güterbahnhof 23 - Adressbuch 1910)


Mutter: Ida, geb. Völcker


2 Brüder



Henk wächst in Bahnhofstraße 29, dann in Kaiserstraße 48, dann in Kaiserstraße 56 auf


Oberrealschule


1913: Abitur am Realgymnasium (Kettengasse).

Henk schließt sich der "Ortsgruppe West" des Wandervogels an (Spitzname: Henko). Im April 1913 beantragt er, auch Mädchen zu gemeinsamen Wandern zuzulassen. Abspaltung der Ortsgruppe „Am Gaisberg“. Ab September 1913 gehen Jungen und Mädchen gemeinsam auf Fahrt.


Studium der Nationalökonomie in München

1914: Kontakt zu Friedrich Gundolf (1880-1931)

Teilnahme am 1. Weltkrieg als Unteroffizier. Schwere Verwundung vor Verdun.

Henk tritt nach Kriegsende in Heidelberg dem Arbeiter- und Soldatenrat bei

3. Dezember 1918: Henk immatrikuliert sich in Heidelberg in Nationalökonomie. Er studiert außerdem Germanistik, Philosophie, alte Sprachen und Geschichte.

September 1919: Heirat mit Elise Charlotte Spengemann. Zieht nach Eberbach. Geburt des Sohnes Richard Henk.

Begegnung mit Friedrich Gundolf

1920: Erwerb des Hauses Kaiserstraße 33 durch die Eltern. Emil Henk wohnt dort mit seiner Familie.

Sommer 1920: Max Kommerell (1902-1944) kommt als Germanistikstudent nach Heidelberg (studiert bei Friedrich Gundolf)

1921: Kontakt mit der Gruppe Die Gemeinschaft (Wilhelm Fraenger, Theodor Haubach, Carl Zuckmayer). Freundschaft mit Carlo Mierendorff (1897-1943).

1923: Henk beendet das Studium ohne Abschluss (sein Name wird 1925 aus der Liste der Studierenden gestrichen)

1924: freier Schriftsteller in Positano (Italien)

1925/1929: Mitglied der SPD

1929: Heidelberg (Kaiserstraße 33)

12. Juli 1931: Friedrich Gundolf stirbt in Heidelberg. Henk schreibt einen Nachruf auf Gundolf.

1933: Henk leistet unter dem Decknamen Rechberg Widerstand gegen die Nazi-Diktatur

Juni 1933: Carlo Mierendorff wird im KZ Osthofen inhaftiert (kommt 1938 frei).

6. Mai 1934: Treffen mit Pfälzer Sozialisten am Asselstein bei Annweiler, um eine neue Parteiorganisation und ein Verteilernetz für antifaschistische Schriften aufzubauen ("Rechberg-Gruppe" bzw. "Asselsteiner")

4. Oktober 1934: Henk wird verhaftet und wegen Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt


29. März 1935: Henk wird wegen Mangels an Beweisen nur wegen Verstoßes gegen das Gesetz gegen die Neubildung von Parteien zu einer Zuchthausstrafe von 20 Monaten verurteilt, die er in Bruchsal verbüßt


Juni 1936: Henk wird aus der Haft entlassen, erhält aber die Auflage, seine Heimatstadt nicht zu verlassen.

1938: Ausschluß aus der Reichsschrifttumskammer


1939: Henk erwirbt einen Medikamentenhandel, den er um die Herstellung von Heilmitteln erweitert

1939: Mitglied des Kreisauer Kreises (Henk wird über die Beratungen informiert, ohne an ihnen teilzunehmen)


29. Juli 1944: Hochzeit des Sohnes Richard Henk (Trauzeuge: Theodor Haubach, 1896-1945))


1944/1945: Henk versteckt Gertrud Jaspers (1879-1974) dreimal in seinem Haus (im Oktober 1944 für zwei Wochen, im November für eine Woche und im Januar 1945 für wenige Tage)


31. März 1945: wenige Tage nach dem Einmarsch amerikanischer Truppen trifft sich in Henks Wohnung ein Kreis von Hochschullehrern, die dem Nationalsozialismus fernstehen. Anwesend sind auch hohe Beamte der Besatzungsmacht. Gewählt wird ein „Ausschuss zum Wiederaufbau der Universität“.


5. April 1945: politisch unbelastet gebliebene oder im dritten Reich entlassene Professoren bilden den "Dreizehnerausschuß" (Karl Heinrich Bauer, Ernst Engelking, Alfred Weber, Karl Jaspers, Karl Engisch, Gustav Radbruch, Renatus Hupfeld, Walter Jellinek, Wolfgang Gentner, Martin Dibelius, Karl Freudenberg). Sie bemühen sich um eine baldige Wiedereröffnung sowie um eine geistige und personelle Erneuerung der Universität Heidelberg


10. Mai-8. Juli 1945: Henk ist Amtsleiter für Unterricht und Kultus im Oberregierungspräsidium Mittelrhein/Saar


18. Mai 1945: Amtseinführung von Dr. Hermann Heimerich, ehemaliger Oberbürgermeister von Mannheim, als Oberpräsident für das neu geschaffene Verwaltungsgebiet Saar-Pfalz-Südhessen in den Räumen der Handelskammer Neustadt. Zusammen mit Heimerich werden sein Stellvertreter und Dezernent für Wirtschaft, der Mannheimer Rechtsanwalt Wilhelm Zutt, sowie Abteilungsleiter („Minister“) ernannt: der ehemalige badische Finanzminister Wilhelm Mattes (Finanzabteilung), Dr. Alexander Mitscherlich, Oberarzt und Dozent an der Universität Heidelberg (Gesundheitsfürsorge), der frühere Postrat Paul Machold (Post, Telefon und Telegrafenwesen), Adolf Rausch (Arbeitsfragen und öffentliche Wohlfahrt), Hermann Hussong, vor 1933 Dezernent der Stadt Heidelberg (Bau und Wiederaufbau), Emil Henk (Erziehung und religiöse Fragen), Dr. Hans Anschütz, Richter in Heidelberg (Öffentliche Sicherheit und Justiz), Dr. Dolf Sternberger (Presse).

5. Juli 1945: Nach Bekanntwerden der Vereinbarung über die Abtretung der Besatzungshoheit an die Franzosen und der bevorstehenden Übergabe des Territoriums an die französische Besatzungszone tritt die Regierung Hermann Heimerich zurück.

1946: Geburt der Tochter Camilla Henk

1946: Mitglied des Heidelberger Kreisverbands der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN)

Juni 1947: örtlicher SPD-Vorsitzender

1949-1969: Vorsitzender des Kuratoriums der 1947 gegründeten Stiftung "Hilfswerk 20. Juli 1944"

1950-1952: Abgeordneter des Landtags von Württemberg-Baden (SPD)

1951: Mitglied des Vorstands der Heidelberger Volkshochschule

1956-1960: Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg (Wahlkreis Heidelberg-Land)

1957-1969: Erster Vorstandsvorsitzender der Heidelberger Volkshochschule

1963: Großes Bundesverdienstkreuz

1965: Ehrenbürger der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg



1973: die Spedition Henk & Niederheiser beendet den Lastentransport mittels Pferdewagen


Dezember 2021: Anbringung einer Gedenktafel am Haus Kaiserstraße 33 („In diesem Haus lebte Emil Henk / 1893-1969 / Er war mutiger Widerstandskämpfer gegen Hitler und Verbindungsmann zu Kreisen der Widerstandsbewegung des 20. Juli 1944. / Nach dem Krieg setzte er sich für die Rehabilitation der Opfer des 20. Juli ein. / Er war maßgeblich beteiligt an der frühen Wiedereröffnung der Universität und der Gründung der Volkshochschule. / Als überzeugter Demokrat und Mann der ersten Stunde der SPD war er zwischen 1950 und 1960 Landtagsabgeordneter .“)



>Theodor Haubach, Carlo Mierendorff, Karl Jaspers, Greta Schellworth geb. Stange, Henry Goverts, Karl Jaspers



Veröffentlichungen:

Emil Henk, Die Tragödie des 20. Juli 1944. Ein Beitrag zur politischen Vorgeschichte. Heidelberg 1945 (2. erw. Auflage 1946) [B 4439-257-179]

Emil Henk, De Profundis. Desch Verlag, München, o. J.

Emil Henk, Haubach, Theodor, in: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8. Berlin 1969, S. 68f.



Literatur:

Manfred Bechtel, Eine Gedenktafel für den Widerstandskämpfer. Der Sozialdemokrat Emil Henk war bereits früh ein Gegner der Nazis – Jetzt weist ein Schild in der Weststadt auf sein Wirken hin, in: Rhein-Neckar Zeitung | Heidelberger Nachrichten, 20. Dezember 2021, Seite 6

dns, Warum gibt es keine Emil-Henk-Straße?, in: RNZ, 3. 11. 2015

Norbert Giovannini, „Was wir uns damals dachten und was daraus geworden ist.“ Eine Heidelberger Rede des Schriftstellers und Politikers Carlo Mierendorff (1932), in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins, Nr. 2 (1997), S. 209ff.

Henry Goverts, Emil Henk und unser Heidelberger Kreis, in: Richard Henk (Hg.), In Memoriam Emil Henk 1893-1969, Heidelberg 1970, S. 24-32

Hauspostille ... der Firma Emil Henk oHG, Heidelberg. - Heidelberg: Brausdr. Nr. 18.1976 – 20.1979 [Universitätsbibliothek Heidelberg]

Richard Henk (Hg.), In Memoriam Emil Henk. 1893-1969. Erinnerungen seiner Freunde. 1970 [mit Beiträgen von Carl Zuckmayer, Henry Goverts, Artur Egon Bratu, Willi Brundert, Fritz Saenger, Helmut Stahl, Edith Varro-Pfaelzer, Gerhard Hinz und Fabian von Schlabrendorff]

Richard Henk, Heidelberg - "unvergeßliche Stadt". Nach Originalen von Rudo Schwarz. Text von Richard Henk. Heidelberg (Brausdruck) 1977 (Hauspostille ... der Firma Emil Henk oHG, Heidelberg; 19) [2001 D 1398]

Richard Henk, Geliebtes Schwetzingen. Nach Pastellen von Franz Huth. Mit e. Einf. von Richard Henk. [Heidelberg] (Brausdruck) [1976] [2014 D 1502]

Hans-Martin Mumm, Emil Henk. Wandervogel, Georgeaner, Widerständler, in: Gaisberg-Rundblick Nr. 4. Jg. 6, August/September 2010, S. 18

Hans-Martin Mumm, Theodor Haubach und Emil Henk. Zwei Georgeaner im Widerstand gegen Hitler, in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins, Nr. 23 (2019), S. 117-136


Reinhard Riese, Dreipfeil gegen Hakenkreuz. Von der Erfindung eines Freiheitssymbols in Heidelberg, in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins, Nr. 23 (2019), S. 147ff.


Bernd Weidmann, in: Norbert Giovannini (Hg.), Ingrid Moraw, Reinhard Riese und Claudia Rink, Stille Helfer. Eine Spurensuche in Heidelberg 1933-1945. Heidelberg 2019, S. 159-186

Eike Wolgast, Die Universität Heidelberg 1386-1986. Berlin 1986, S. 167 (Zur Aktivität Henks 1945)

https://de.wikipedia.org/wiki/Emil_Henk

https://books.google.de/books?id=wPyjBgAAQBAJ&pg=PA33&lpg=PA33&dq=richard+henk+karl+jaspers&source=bl&ots=r5Ie-dFOz-&sig=44aSB0lFBU8CU32wwHoH2AKbZN8&hl=fr&sa=X&ved=0ahUKEwiWmYaYq4nXAhXKuBoKHfy0AOAQ6AEIQDAD#v=onepage&q=richard%20henk%20karl%20jaspers&f=false (Briefwechsel Karl Jaspers)

https://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/journal/geschichte-emil-henk-und-die-tragoedie-des-20/-/id=659282/did=24389676/nid=659282/uh8b31/index.html (Emil Henk und die Tragödie des 20. Juli 1944, Podcast)

https://de.what-this.com/7063724/1/emil-henk.html (Kurzbio von Emil Henk)

https://nordbaden.dgb.de/++co++c2a3d53e-970b-11eb-b68d-001a4a160123 (Wasserwege des Widerstands 1933...)

https://www.landtag-bw.de/contents/gedenkbuch/abgeordnete/VA_Henk%2c%20Emil~78.html (Landtag von Baden-Württemberg, Kurzbio und Foto von Emil Henk)