Heidelberger Geschichtsverein e.V.

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Johann Gustav Wilhelm Moritz Heckscher


*26. Dezember 1797 Hamburg


7. April 1865 Wien


Jurist, Politiker, Justizminister


Vater: jüdischer Bankier



1808: sein Vater läßt ihn auf den Namen Johann Gustav Wilhelm evangelisch taufen


1811-1816: besucht die Gelehrtenschule des Johanneums (humanistisches Gymnasium in Hamburg)


1815: nimmt als Freiwilliger an den Befreiungskriegen teil


1816-1820: studiert an den Universitäten Heidelberg und Göttingen Rechtswissenschaften


1. März 1817: Gründungskommers der Heidelberger Burschenschaft (Initiator: Friedrich Wilhelm Carové (1789-1852) aus Koblenz) auf der „Hirschgasse“ (Neuenheim) als Teil der gesamtdeutschen Burschenschaftsbewegung


18. Oktober 1817: Teilnehmer am Wartburgfest


1. Dezember 1818: Stiftung des Corps Guestphalia (II) zu Heidelberg


Während seiner Studienzeit wird er Mitglied der Alten Göttinger Burschenschaft (1816), der Alten Heidelberger Burschenschaft (1817), ist Stifter des Corps Guestphalia Heidelberg (1818) und der Göttinger und Heidelberger Burschenschaft (1818)


1820: Heckscher wird in Göttingen promoviert


10. November 1820: Heckscher wird in Hamburg als Advokat immatrikuliert


Bereist Italien, Frankreich, England und Russland


Arbeitet bis 1853 als Anwalt in Hamburg, verfaßt mehrere politische und juristische Schriften und engagiert sich für die Gründung einer Universität und als Präsident der Anwaltsversammlung


31. März-3. April 1848: das Vorparlament, eine Versammlung von 574 Männern, die die Wahl der Frankfurter Nationalversammlung vorbereiten soll, tagt in der Frankfurter Paulskirche. Vorsitz: Carl Joseph Anton Mittermaier. Heckscher nimmt am Vorparlament teil, ist Delegierter im Fünfzigerausschuß.


18. Mai 1848-30. Mai 1849: Heckscher vertritt die Freie und Hansestadt Hamburg als Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung (Casino-Fraktion, rechte Mitte). Dort vertritt er eine Art der konstitutionellen Monarchie (starke monarchische Zentralgewalt mit einer Volksvertretung, die auf die Legislative beschränkt ist)


Juli 1848: Heckscher hat wesentlichen Anteil an der Gründung der provisorischen Zentralgewalt und ist u. a. Sprecher der Reichsverweserdeputation


15. Juli 1848: Heckscher wird zum ersten Reichsjustizminister der provisorischen Zentralgewalt unter Ministerpräsident Karl zu Leiningen berufen


9. August 1848: Heckscher übernimmt zusätzlich das Reichsaußenministerium. Nach dem Rücktritt Leiningens infolge der Ablehnung des Vertrags von Malmö zwischen Dänemark und Preußen am 5. September 1848 geht Heckscher bis zum Jahresende als Gesandter der Zentralgewalt nach Turin und Neapel.


Dezember 1848: Heckscher verläßt die Casino-Fraktion und stimmt fortan mit dem föderaler orientierten "Pariser Hof"


Anfang 1849: Heckscher bemüht sich als Delegierter mehrerer Ausschüsse nochmals vergeblich um eine großdeutsche Lösung.


30. Mai 1849: Auflösung der Frankfurter Nationalversammlung. Nach Auflösung des Frankfurter Parlamentes kehrt Heckscher wieder nach Hamburg zurück und ist weiterhin als Advokat tätig.

1853 bis zu seinem Tod 1865: hanseatischer Gesandter und hamburgischer Ministerresident in Wien



Literatur:


Jean Jaques de Chapeaurouge, Detlev Werner von Bülow (Hgg.): Geschichte des Corps Guestphalia zu Heidelberg 1818 − 1934 – 2007. (Thomas Helms Verlag) Schwerin 2019


Heiko Holste, Deutschlands erster Justizminister – Der Hamburger Rechtsanwalt Johann Gustav Moritz Heckscher, in: Neue Juristische Wochenschrift, Heft 11/2016, S. 760–764


Wolfgang Klötzer, Heckscher, Johann Gustav Wilhelm Moritz. in: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969


Helge Dvorak, Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 2: F–H. Winter, Heidelberg 1999, S. 269


Wolfgang Meyer, 54. Heckscher, Joh. Gustav Wilh. Moriz., in: Aus der Abiturienten-Matrikel des Johanneum 1804-27, Hamburg 1906, S. 26–27


Heinrich Best, Wilhelm Weege, Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49. Düsseldorf 1998, S. 172


Egbert Weiß, Corpsstudenten in der Paulskirche, in: Einst und Jetzt, Sonderheft 1990, München 1990, S. 23


Werner von Melle, Heckscher, Dr. Johann Gustav Wilhelm Moritz, in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 11, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 215–218


Sebastian Seiler, Das Complot vom 13. Juni 1849, oder der letzte Sieg der Bourgeoisie in Frankreich. Ein Beitrag zur Geschichte der Gegenwart. Hoffmann und Campe, Hamburg 1850, S. 34 ff.


https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Gustav_Heckscher#cite_note-2