Heidelberger Geschichtsverein

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Georg Gottfried Gervinus

*20. Mai 1805 Darmstadt

18. März 1871 Heidelberg (Grabstein auf dem Bergfriedhof)

Kaufmann, Buchhändler, Professor, Literaturhistoriker, Historiker, Politiker, Hofrat

anti-preußisch, Bismarck-Gegner

Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften (1845) und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (1863)

Vater: Georg Gottfried Gervinus (1765-1837), Gerber, Gastwirt, Lederhändler

Ehefrau: Viktorie Schelver (1820-1893), Tochter des Medizinprofessors Franz Josef Schelver



Buchhändlerlehre in Bonn

kaufmännische Ausbildung in Darmstadt

1825-1827: stud. an der Universität Gießen Geschichte, Philologie und Philosophie

1827-1829: stud. an der Universität Heidelberg Geschichte, Philologie und Philosophie

1835: a.o. Professor für Geschichte und Literatur an der Universität Heidelberg

1836: o. Professor an der Universität Göttingen

18. November 1837: Protestation gegen die Aufhebung der Hannoverschen Verfassung durch König Ernst August II. ("Göttinger Sieben")

1837: wird als Mitunterzeichner der Protestation gegen die aufgehobene Hannoversche Verfassung des Landes verwiesen

12. November 1839: Gervinus kauft die "Wirthschaft zum Steinbruch" ("Beim Jakob im Steinbruch") in der Neuenheimer Landstraße (heute: Neuenheimer Landstraße 38 ) um 4556 fl. Er läßt das Haus abreißen und ein neues bauen ("Villa Felseck")

1844: Honorarprofessor für Literaturgeschichte an der Universität Heidelberg. Wohnt lt. Adreßbuch "üb. d. Brücke im Meeserschen Hause" (Neuenheimer Landstraße 2)

1. Juni 1844: Gervinus verkauft die "Villa Felseck" um 17600 Gulden an Hofrat Professor Karl Theodor Welcker

Mai 1847: Gervinus wird Chefredakteur der von Karl Mathy und Friedrich Daniel Bassermann begründeten Deutschen Zeitung in Heidelberg (erscheint ab dem 1. Oktober 1848 in Frankfurt)

1848: Mitglied des Vorparlaments

http://www.bundesarchiv.de/foxpublic/files/DB50_Anhang.pdf (Liste der Mitglieder des Vorparlaments)

18. Mai-31. Juli 1848: Abgeordneter für Wanzleben (Sachsen-Anhalt) in der Frankfurter Nationalversammlung (Casino-Partei)

1848: wohnt "üb. d. Brücke bei Meeser" (Adressbuch 1848) (heute Neuenheimer Landstraße 2)

1849: tritt der Deutsch-Katholischen Gemeinde bei

1850: wohnt "üb. d. Brücke bei Fallenstein" (Adressbuch 1850) (heute Ziegelhäuser Landstraße 17)

1853: wegen demokratischer Publikationen („Einleitung in die Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts“) vom Mannheimer Hofgericht wegen Hochverrats zu zwei Monaten Festungshaft verurteilt, aus dem Universitätsdienst entlassen. Das Urteil wurde kurz darauf vom Oberhofgericht in Mannheim für nichtig erklärt, die Anklage aus nicht genannten Gründen zurückgezogen.

bis 1860 wohnt Gervinus "über der Brücke bei Fallenstein" (Adressbuch 1860; heute Ziegelhäuser Landstraße 17, im Obergeschoß), bekommt dort Hausverbot, wohnt dann Leopoldstraße 5

1860: Gervinus kauft einen Neubau in der Leopoldstraße 5 und bezieht ihn 1861

1863: auswärtiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

1866: Abreise nach Italien



19. Januar - 21. April 2006: Georg Gottfried Gervinus (Ausstellung im Universitätsmuseum Heidelberg)





> Villa Gervinus (Ziegelhäuser Landstraße 17) (heute: Max-Weber-Haus)

> Gedenktafel in der Friedrich-Ebert-Anlage 5

> Grabstein (Büste) auf dem Bergfriedhof (von Prof. Adolf Heer aus Vöhrenbach, 1849-1898)



vgl. Georg Weber, J. V. von Scheffel





Veröffentlichungen:

Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen, 5 Bde. (1835-1842)

Grundzüge der Historik (1837)

Einleitung in die Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts (1853)

Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts seit den Wiener Verträgen, 8 Bde. (1855-1866)

Shakespeare (1862)

G. G. Gervinus Leben. Von ihm selbst. (1860, 1893)

G. G. Gervinus, Historische Schriften. Geschichte der florentinischen Historographie bis zum sechszehnten Jahrhundert nebst einer Charakteristik des Machiavell. Versuch einer inneren Geschichte von Aragonien bis zum Ausgang des Barcelonischen Königstammes. Wien 1871. Neue Ausg. mit einem Nekrolog von Professor Dr. Karl Röder in Heidelberg und Gervinus Bildniss.



Literatur:

Regina Baar, Flucht ins Land der Schönheit. Briefwechsel zwischen Georg Gottfried Gervinus und Karl Hegel auf ihrem Weg aus den politischen Konflikten des deutschen Vormärz nach Italien und zurück (1837-1839) (Archiv und Museum der Universität Heidelberg, Schriften, Band 14). Ubstadt-Weiher 2008 – Buchvorstellung: Dienstag, 2. September, 18.30 Uhr, Universitätsarchiv, Akademiestraße 4-8, Freundeskreis für Archiv und Museum der Universität Heidelberg)

Michael Buselmeier, Literarische Führungen durch Heidelberg. Eine Kulturgeschichte im Gehen, Verlag das Wunderhorn, Heidelberg 42016, . 92f.,284f. et passim ("Er soll die 16jährige Helene Fallenstein, Max und Alfred Webers spätere Mutter, sexuell bedrängt und für ihr Leben traumatisiert haben" S. 285)

Patrick Heinstein, Klassikrezeption im romantischen Milieu: Schiller und Heidelberg (Teil III). Zwischen 1848er Revolution und Kaiserreich, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Jg. 16 (2012), S. 91ff.

Christian Jansen, Georg Gottfried Gervinus: Der Außenseiter als Hoffnungsträger. Eine Briefcollage aus den Jahren der Reaktion (1851-53), in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. V/2000, 181ff.

Christian Jansen, Bürgerliche Kulturgeschichte als Beziehungs- und Familiengeschichte. Biografisches zu Georg Gottfried Gervinus, Helene Fallenstein und Max Weber, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, VII (2002), S. 155-187

Werner Moritz (Hg.), Georg Gottfried Gervinus 1805-1871. Gelehrter - Politiker - Publizist. Katalog zur Ausstellung im Universitätsmuseum Heidelberg. Bearbeitet von Frank Engehausen, Susan Richter und Armin Schlechter (Archiv und Museum der Universität Heidelberg, Schriften, Band 9). Ubstadt-Weiher 2006? – Rezension: Ewald Keßler, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. 11 (2006/2007), S. 247ff.

Leonhard Müller, Georg Gottfried Gervinus zum 150. Geburtstage, in: Ruperto Carola 7. Jg. Nr. 17, Juni 1955, S. 69-72

Ingo Runde (Hg.), Heike Hawicks (Hg.), Max Weber in Heidelberg. Beiträge zur digitalen Vortragsreihe an der Universität Heidelberg im Sommersemester 2020 anlässlich des 100. Todestages am 14. Juni 2020. (Heidelberger Schriften zur Universitätsgeschichte, Band: 11) 1. Auflage. (Winter) Heidelberg 2022

Leena Ruuskanen, Der Heidelberger Bergfriedhof. Kulturgeschichte und Grabkultur. Ausgewählte Grabstätten. Heidelberg 1992, S. 182f.

August Thorbecke, Gervinus, Georg, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Band 9. Leipzig 1879, S. 77–86

Heribert Vogt, Eine Ikone des Heidelberger Liberalismus. Der Historiker und Politiker Georg Gottfried Gervinus starb vor 150 Jahren, in: Rhein-Neckar Zeitung | Heidelberger Nachrichten | FEUILLETON, Donnerstag, 18. März 2021, Seite 11

Franz Werner, Georg Weber 1808–1888. Schulmann, Familienmensch und Universalhistoriker in Heidelberg. (Mattes) Heidelberg 2021, S. 156, 208, 232, 236 et passim




Weblinks:

http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Gottfried_Gervinus

http://www.ub.uni-heidelberg.de/helios/fachinfo/www/gesch/Gesch_Erg/Gervinus.htm (Universitätsbibliothek Heidelberg)

http://www.ub.uni-heidelberg.de/helios/fachinfo/www/gesch/Gesch_Erg/Felseck