Madern Gerthener (Gertener)
*um 1365
†1430
Stadtbaumeister der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main
der bedeutendste mittelrheinische Künstler der Spätgotik
Seine Architektur ist für den Mittelrhein und darüber hinaus bis zum Ende des 15. Jahrhunderts das maßgebliche Vorbild.
Sohn einer angesehenen Frankfurter Steinmetzfamilie. Sein Vater Johann gehört der Zunft an, die Familie lebt Mitte des 14. Jahrhunderts am Kornmarkt.
Nach dem Tode des Vaters 1391 übernimmt Madern Gerthener dessen Werkstatt und erwirbt in der nahe gelegenen Weißadlergasse 1396 den Karthäuserhof.
Um 1390 ist Gerthener mehrere Jahre auf Wanderschaft und lernt dabei vermutlich am Ulmer Münster und am Prager Veitsdom bei Mitgliedern der Baumeisterfamilie Parler.
Spätestens 1392 kehrt Gerthener nach Frankfurt zurück und tritt 1395 als Steinmetz in die Dienste der Stadt.
Vermutlich Ende der 1390er Jahre stieg Gerthener zum Stadtbaumeister Frankfurts auf, zuständig für die Bauaufgaben der Stadt, vor allem im Brückenbau und an den Verteidigungsanlagen.
1400 und 1427/8 errichtete er den Eschenheimer Turm und meißelte die beiden Wappenreliefs.
Gegen 1400 heiratete er die wohlhabende Bürgerstochter Adelheid Gulden zum Schußhan und dürfte spätestens seitdem eine gehobene Position in der Handwerkerschaft gehabt haben, protegiert durch die maßgeblichen Patrizierfamilien, bei denen er sich durch Grabmäler eingeführt hatte.
1408–11 und 1414–30 leitete Meister Madern an St. Bartholomäus (Kaiserdom) die Einwölbung des Querhauses und die Errichtung des Turmbaus, der nach seinem Tode gemäß seinem Plan bis 1514 weitergebaut wurde; die erhaltenen Aufrisse des Turms dürften aber von seinen Schülern stammen.
Die Zuschreibung von weiteren Frankfurter Kirchenbauten, der Schauseite der Liebfrauenkirche (um 1415–30) und des Chores von St. Leonhard (ca. 1426–34), an ihn basiert ausschließlich auf stilistischen Vergleichen.
Außerhalb der Stadt Frankfurt ist die Bauleitung der Oppenheimer Katharinenkirche 1414 belegt, eine Bezahlung durch König Ruprecht von der Pfalz 1407 ist nicht näher spezifiziert.
Die darüber hinaus meist angenommene Tätigkeit als Baumeister und Bildhauer in Mainz, Speyer und Heidelberg ist aus stilistischen Gründen wahrscheinlich.
1419 reiste Gerthener nach Straßburg, um gutachterisch für den Weiterbau des Münsterturms nach dem Tode von Ulrich von Ensingen Stellung zu nehmen.
Bauwerke
Hauptwerk: St. Bartholomäus (Kaiserdom), Turm, 1415–30
Heidelberg, Schloss, Eingang des Ruprechtsbaus, um 1423 (Zuschreibung)
Oppenheim, Katharinenkirche, Westchor, ab 1408
Wappen König Ruprechts und Engelschlussstein am Ruprechtsbau, Heidelberg, Schloss, um 1423 (Zuschreibung)
Literatur
Gerhard Ringshausen: Madern Gerthener. Leben und Werk nach den Urkunden. Diss. Universität Göttingen 1969.
Friedhelm Fischer: Gertener, Madern. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 331 (Digitalisat).
Ernst-Dietrich Haberland: Madern Gerthener "der stadt franckenfurd werkmeister". Baumeister und Bildhauer der Spätgotik. Knecht, Frankfurt 1992, ISBN 3-428-00187-7, S. 331
Gerhard Ringshausen: Madern Gerthener, Frankfurts großer Architekt und Bildhauer der Spätgotik (Studien zur Frankfurter Geschichte 62). Henrich Editionen, Frankfurt 2015. ISBN 978-3-9434-0735-8. Vgl. die ausführliche Rezension von Franz Bischoff in: Journal für Kunstgeschichte 19, 2015, S. 317–327.
Bettina Schmitt und Ulrike Schubert (Hrsg.): Madern Gerthener und der Pfarrturm von St. Bartholomäus: 600 Jahre Frankfurter Domturm. Verlag Schnell und Steiner, München 2015