Heidelberger Geschichtsverein e.V.

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Athanasius Gerster OSB (August Gerster)


*4. August 1877 Dogern/Kr. Waldshut


†15. März 1945 im Gefängnis von Bayreuth


römisch-katholischer Geistlicher, Märtyrer



kaufmännische Lehre


1898: Eintritt in die Benediktinerabtei Seckau (Österreich)


3. September 1900: Ablegung der die Ewigen Profess. Erhält den Ordensnamen Athanasius.


30. November 1906: Priesterweihe. Übernimmt im Kloster die Aufgaben des Kantors und Gartenmeisters.


April 1940: Aufhebung der Abtei und der Vertreibung der Mönche durch die Gestapo


1. Juni 1940: Versetzung in die Abtei St. Matthias in Trier


April 1941: Aufhebung der Abtei St. Matthias durch die Gestapo


Versetzung in die Abtei Gerleve. Aufhebung der Abtei Gerleve.


Versetzung in die Abtei Neuburg bei Heidelberg


Sommer 1944: Gerster äußert sich bei einer Bahnfahrt kritisch gegenüber der herrschenden NS-Ideologie und wird denunziert


Juli 1944: Gerster wird acht Tage lang von der Gestapo in Heidelberg vernommen


24. Juli 1944: Gerster wird zur Staatspolizeistelle Karlsruhe vorgeladen und anschließend in Haft genommen


November 1944: Gerster wird nach Berlin in die Untersuchungshaft des Volksgerichtshofes überstellt. Vergeblich bemühen sich die Abtei Neuburg und das Erzbistum Freiburg um die Freilassung Gersters.


Januar 1945: Gerster wird wegen Wehrkraftzersetzung zu drei Jahren Gefängnis verurteilt


Februar 1945: Gerster wird nach Bayreuth gebracht. Die Zelle teilt er mit dem späteren Präsidenten des Deutschen Bundestages, Eugen Gerstenmaier, der nach Kriegsende mehrfach über die gemeinsame Haft und die letzten Lebenswochen Gersters berichtet.


15. März 1945: Gerster bricht an seinem Arbeitsplatz in der Weberei zusammen. Wenige Stunden nach Einlieferung ins Lazarett stirbt er. Als Todesursache wird Unterernährung festgestellt. Auf Betreiben des Gefängnispfarrers Albert Sailer erfolgt die Beisetzung nicht auf dem Zuchthausfriedhof, sondern auf dem städtischen Friedhof.



22. August 2016: ein Stolperstein für Gerster wird vor der Kirche in Dogern verlegt


>das Gemeindehaus der Katholischen Kirchengemeinde St. Clemens in Dogern ist nach Athanasius Gerster benannt




Literatur:


Johann Großruck, Benediktinerstift Lambach im Dritten Reich 1938 – 1945. Ein Kloster im Fokus von Hitlermythos und Hakenkreuzlegende. Linz 2011, S. 667–673


Ulrich von Hehl, Priester unter Hitlers Terror. Eine biographische und statistische Erhebung. Paderborn 1996, Bd. I, S. 614


Benedicta Maria Kempner, Priester vor Hitlers Tribunalen. unveränderter Nachdruck der 2. Auflage von 1967. München 1996, S. 114


Helmut Moll (Hg.), Zeugen für Christus – Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts. Paderborn-München-Wien-Zürich 1999, Band I, S. 888-891, Bd. II, S. 726–729


https://de.wikipedia.org/wiki/Athanasius_Gerster


Mit Dank an Prof. Helmut Moll für die Informationen