Heidelberger Geschichtsverein e.V.         HGV

www.haidelberg.de

Ludwig Andreas Feuerbach

*28. Juli 1804 Landshut

13. September 1872 Rechenberg bei Nürnberg (Grab auf dem Johannisfriedhof in Nürnberg)

Philosoph, Materialist

katholisch getauft, protestantisch erzogen

entstammt einer angesehenen Gelehrtenfamilie

Vater: Anselm Paul Johann (Ritter von) Feuerbach (1775-1833) aus Frankfurt, Jurist, Begründer der modernen Strafrechtswissenschaft, 1808 geadelt

Mutter: Eva Wilhelmine Tröster (1774-1852)

Neffe: Anselm Feuerbach (Maler, 1829-1880)

Freundschaft mit Georg Herwegh, Friedrich Kapp, Jakob Moleschott



1823: stud. Theologie in Heidelberg (u.a. bei H. E. G. Paulus und Carl Daub)

1824: Berlin, hört Vorlesungen bei Hegel

1826: Bayern. Stud. Botanik, Anatomie und Physiologie in Erlangen

Juni 1828: wird in Philosophie promoviert („Über die Unendlichkeit, Einheit und Allgemeinheit der Vernunft“)

1828: Habilitation. Privatdozent in Erlangen

1830: „Gedanken über Tod und Unsterblichkeit“ (anonym, verboten)

1836: Bruckberg bei Ansbach

1837: heiratet Bertha Löw

1841: „Das Wesen des Christentums“

Juli 1841: die Hallischen Jahrbücher für deutsche Wissenschaft und Kunst werden wegen der preußischen Zensur in "Deutsche Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst" umbenannt und der Erscheinungsort nach Dresden verlegt. Die Zeitung ist das literarische Organ der Junghegelianer und ist bedeutend für den Vormärz. In ihr veröffentlichen u.a. Ludwig Feuerbach, Bruno Bauer, Eduard Zeller und Friedrich Theodor Vischer. Sie erscheinen bis 1843:

1841: Während eines Sommeraufenthaltes in Heidelberg entwickelt sich eine Liebesbeziehung zwischen dem 37jährigen Ludwig Feuerbach und Johanna Kapp, der 16jährigen Tochter seines Freundes und Gastgebers, Professor Christian Kapp (bis 1846)

1844: Johann Georg Christian Kapp (1798-1874), Honorarprofessur für Philosophie an der Universität Heidelberg, scheidet freiwillig aus der Universität aus („Niemand begrüßte diese Entscheidung enthusiastischer als Kapps Freund Feuerbach, der ihm mit süffisanter Ironie zur förmlichen Entlassung aus dem Carcer der Universität Heidelberg gratulierte. Der Freund passe sowenig wie er selbst in die Schranke einer officiellen Kommune dieser Zeit. Das Neckartal sei zwar allerdings herrlich, aber je enger das Thal, um so breiter machen sich nur die Hofräthe und übrigen Universitätspudel“, Jörn Leonhard)

Sommer 1845: reist von Heidelberg aus in die Schweiz, dann nach Köln und nach Westfalen

Dezember 1848-März 1849: Ludwig Feuerbach hält auf Einladung von Studenten im Rathaussaal Heidelberg 30 Vorlesungen über das Wesen der Religion. Die Universität hatte ihm für die Vorlesungen ihre Räume versagt, auf Bitten der Studenten stellt der Gemeinderat den Großen Bürgerausschußsaal zur Verfügung. Sein Publikum, etwa 250 Personen, besteht zu einem guten Drittel aus Studenten (darunter Gottfried Keller, der das Erlebnis im Grünen Heinrich verarbeitet), im übrigen aus Bürgern, Handwerkern und Arbeitern. - Wohnt Ziegelhäuser Landstraße 23/25 ("Weinberg ob der Bruck").

1862: in der Buchhandlung Bangel & Schmitt erscheint die erste russische Übersetzung von "Das Wesen der Religion" (1851)

1869: Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP)



Zitate von Feuerbach:

Die Religion ist die Reflexion, die Spiegelung des menschlichen Wesens in sich selbst.“

Gott ist der Spiegel des Menschen.“

Gott ist das offenbare Innere, das ausgesprochene Selbst des Menschen.“

Das Höchste ist die Liebe des Menschen“.

Leiden für andere ist göttlich“.

Die Empfindung ist göttlichen Wesens“.



Zitate über Feuerbach:

Von Feuerbach datiert erst die positive humanistische und naturalistische Kritik. Je geräuschloser, desto sichrer, tiefer, umfangsreicher und nachhaltiger ist die Wirkung der Feuerbachischen Schriften, die einzigen Schriften seit Hegels Phänomenologie und Logik, worin eine wirkliche theoretische Revolution enthalten ist“. (Karl Marx, Ökonomisch-philosophische Manuskripte, 1844)

Feuerbachs Aphorismen sind mir nur in dem Punkte nicht recht, dass er zu sehr auf die Natur und zu wenig auf die Politik hinweist. Das ist aber das einzige Bündnis, wodurch die jetzige Philosophie eine Wahrheit werden kann. Doch wird's wohl gehen wie im sechzehnten Jahrhundert, wo den Naturenthusiasten eine andere Reihe von Staatsenthusiasten entsprach.“ (Karl Marx, Brief an Arnold Ruge, 1843)

Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus (den Feuerbachschen mit eingerechnet) ist, dass der Gegenstand, die Wirklichkeit, Sinnlichkeit, nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefasst wird; nicht aber als sinnlich menschliche Tätigkeit, Praxis; nicht subjektiv.“ (Karl Marx, Thesen über Feuerbach, 1845)

"Feuerbach ist unser größter Prophet, es gibt keinen anderen Weg zur Wahrheit als durch den Feuerbach. Er ist das Purgatorium der Gegenwart." (Karl Marx)


"Die Kritik der Religion ist in Deutschland durch Feuerbach im wesentlichen beendet." (Karl Marx, 1844)



>Gottfried Keller, Henriette Feuerbach



Veröffentlichungen:

Gedanken über Tod und Unsterblichkeit (1830)


Das Wesen des Christentums (1841)


Das Wesen der Religion (1851)


Gottheit, Freiheit und Unsterblichkeit vom Standpunkte der Anthropologie (1866)




Literatur:

Hans-Jürg Braun, Heinrich Mettler, Ludwig Feuerbach und Gottfried Keller, in: Hans-Jürg Braun (Hg.), Ludwig Feuerbach und die Fortsetzung der Aufklärung. Zürich 2004

Wolfgang Deppert, Beziehungen zwischen Philosophie und Dichtung am Beispiel von Feuerbachs Philosophie und Kellers Dichtung, in: Volker Mueller (Hg.), Ludwig Feuerbach – Religionskritik und Geistesfreiheit, Neustadt am Rübenberge 2004, S. 287–325

Alfred Kröner, Paul Johann Anselm und Ludwig Andreas Feuerbach als Exponenten des Bürgertums im 19. Jahrhundert. Leben und Wirkungen, in: „Aufklärung und Kritik“, Sonderheft 12/2007

Gustav Radbruch, „Die Feuerbachs. Eine geistige Dynastie“, in: Gustav Radbruch-Gesamtausgabe, S. 333 ff.

Theodor Spoerri, Genie und Krankheit. Eine psychopathologische Untersuchung der Familie Feuerbach. Basel 1952

Erich Thies, Ludwig Feuerbach. Zwischen Universität und Rathaus oder die Heidelberger Philosophen und die 48er Revolution (Schriftenreihe des Stadtarchivs der Stadt Heidelberg 2). Heidelberg 1990

http://www.ub.uni-heidelberg.de/helios/fachinfo/www/gesch/Gesch_Erg/Feuerbach_HD

http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Feuerbach