Heidelberger Geschichtsverein e.V.

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Thomas Erastus (Thomas Lüber, Lieber, Liebler)

*7. September 1524? Baden/Aargau

†31. Dezember 1583 Basel

schweizer Arzt, Theologe (Zwinglianer), Gegner des Paracelsus , Humanist

befreundet mit Théodore de Bèze (1519-1605), Adam Neuser (1530-1576), Johannes Sylvanus (am 23. Dezember 1572 in Heidelberg hingerichtet)



1540?-1544: stud. Theologie in Basel

1542: erkrankt an der Pest (?)

1544-1552: geht wegen der Pest nach Bologna, dann nach Padua, stud. Philosophie und Medizin

1553: Arzt beim Grafen Henneberg, Sachsen-Meiningen

1558(-1580): Kurfürst Ottheinrich beruft Erastus als Leibarzt und Professor der Medizin an die Universität Heidelberg. Erastus wohnt im Kalten Tal, gegenüber dem ehemaligen Franziskanerkloster

1559: Kurfürst Friedrich III. macht Erastus zum Rat und Mitglied des Konsistoriums

Juni 1560: Heidelberger Disputation über das Abendmahl

1564: Disputation über das Abendmahl in Maulbronn

14. Mai 1571: Adam Neuser (1530-1576), , Pfarrer an St. Peter, 1570 wegen Ketzerei im Seltenleer auf dem Schloß eingekerkert, flüchtet von dort

1573-1575: Vorwurf des Arianismus/Antitrinitarismus gegen Erastus durch den italienischen Arzt Pigafetta. Eine Untersuchungskommission stellt die vollständige Unschuld des Erastus fest.

1577: lutherische Konkordienformel (Bekenntnisschrift, welche den Lehrbegriff der lutherischen Kirche festlegt). Kurpfalz schließt sich an. Kurfürst Ludwig IV. verlangt von den Professoren der Universität Heidelberg die Unterschrift unter die Formel. Verweigerer wie Erastus müssen die Universität verlassen.

1580: Basel

1583: Professor für Ethik in Basel





Veröffentlichungen:

Thomas Erastus, Kurtzer Bericht für den gemeinen Mann, wie er sich in disen sterbenden leuffen, ohne sondern kosten mit Preseruatiuen vnnd Remedien verwaren vnd halten soll / Durch: Thomam Erastum Medicum. Heidelbergae: Mayer, 1563 [87 A 1865]



Bild: Erastus, Portrait von Tobias Stimmer, 1582; Kunstmuseum Basel



Literatur:

A. Bonnard, Thomas Eraste et la discipline ecclésiastique (1894)

Christopher Burchill, The Heidelberg Antitrinitarians: John Sylvan, Adam Neuser, Matthias Vehe, Jacob Suter, Johann Hasler (= Bibliotheca dissidentium 11), Baden-Baden 1989

Gass, in: Allgemeine deutsche Biographie (1877)

Charles D. Gunnoe, Thomas Erastus and the Palatinate. A Renaissance physician in the Second Reformation. Leiden [u.a.] 2011 (Brill's series in church history; 48) ((ubh))

Lukas Ruprecht Herbert, Die akademische Gerichtsbarkeit der Universität Heidelberg: Rechtsprechung, Statuten und Gerichtsorganisation von der Gründung der Universität 1386 bis zum Ende der eigenständigen Gerichtsbarkeit 1867. Heidelberg 2018, S. 107ff.

Manfred Kuhn, Joachim Weinhardt, Die Verantwortlichkeit Friedrichs III. für das Todesurteil über Johannes Sylvanus († 23. Dezember 1572) und seine Motive, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt Nr. 27 (2023), herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein e. V., Nr. 27 (2022), S. 11-30

G.V. Lechler, R. Stehlin, in: A. Hauck's Realencyklopädie für prot. Theol. u. Kirche (1898)

Ruth Wesel-Roth, Thomas Erastus. Ein Beitrag zur Geschichte der reformierten Kirche und zur Lehre von der Staatssouveränität (Veröffentlichungen des Vereins für Kirchengeschichte in der ev. Landeskirche Baden, 15). Lahr 1954

http://en.wikipedia.org/wiki/Thomas_Erastus

http://www.heidelberg-fruehe-neuzeit.uni-hd.de/Kirche/Sylvanus/sylv_quelle1.htm (Brief von Johannes Sylvanus an Thomas Erastus, Heidelberg, Oktober 1570)

http://www.heidelberg-fruehe-neuzeit.uni-hd.de/themen/uni/texte/erastus01.html