Heidelberger Geschichtsverein e.V.

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Sophie Berlinghof, geb. Kuhn


* 9. Dezember 1910 Heidelberg-Handschuhsheim


18. März 2002 Heidelberg


Widerstandskämpferin, Kommunalpolitikerin (KPD)


Mitglied des Kommunistischen Jugendverbands, der Roten Studentengruppe und der KPD


Studentin der Zahnmedizin


Vorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN/BdA) im Kreisverband Heidelberg



1931: Abitur, Studium der Zahnmedizin an der Universität Heidelberg


Dezember 1932: kandidiert bei den Wahlen zum Studentenparlament für die Liste der Roten Studentengruppe. Es wird öffentlich zum Boykott des Milchgeschäfts ihrer Eltern aufgerufen.


1933: wird wegen Unterstützung bzw. Mitgliedschaft in der Roten Studentengruppe zusammen mit 27 Kommilitonen und Kommilitoninnen von der Universität relegiert und vom „Weiterstudium an den deutschen Universitäten“ ausgeschlossen.


August 1933: wird nach mehreren Hausdurchsuchungen im Heidelberger „Faulen Pelz“ zwei Wochen in "Schutzhaft" genommen


1935: Heirat mit Hans Berlinghof


1943: wird kriegsdienstverpflichtet und weigert sich, in der Rüstungsindustrie zu arbeiten. Sie arbeitet in der Fabrik von Alfred Zwintscher, pharmazeutische Präparate, Römerstraße 48.


[11. Juni 1945: Neugründung der KPD]


1945: beteiligt sich an der Neugründung der KPD und dem Aufbau des VVN. Wird für die KPD Beisitzerin bei der Spruchkammer Heidelberg, verläßt diese jedoch bald darauf wieder.


7. Dezember 1947: Gemeinderatswahl (Vier Frauen erhalten einen Sitz: Agnes Beck, CDU (bis 1963), Sophie Berlinghoff, KPD (bis 1956), Ilse Krall, CDU (bis 1968), Hannah Walz (parteilos/DVP (bis 1980)), 1948 rückt Marie Vöttiner, SPD (bis 1968) nach, so daß bis zur Wahl im Januar 1951 fünf Frauen vertreten sind). Berlinghof ist bis 1956 Mitglied des Gemeinderats, dort im Wohnungs-, Sozial- und Wohlfahrtsausschuss tätig.


1955: Tod des Ehemanns


Eröffnet zusammen mit ihrer Schwester ein Obst-, Gemüse- und Südfrüchtegeschäft an der Tiefburg in Handschuhsheim. Die Tür ihres Geschäfts wird häufig mit Nazi-Losungen und Hakenkreuzen beschmiert. Sie führt das Geschäft bis 1983.


1956: Verbot der KPD


1956: Weil sie ein Flugblatt unterschrieben hatte, in dem stand, dass in Adenauers Vorzimmer ehemalige Nazis säßen, wird Anklage wegen Beleidigung gegen sie erhoben


Nach der Gründung der DKP wird Berlinghof in dieser Partei tätig.



Zitat:


Kommunisten hat man vor allen Dingen in den Wohnungsämtern eingesetzt, weil das das schwierigste Amt war. Man musste ja Wohnungen beschlagnahmen. Den Kommunisten hat man dieses Ressort übergeben und hat sie praktisch schon damals dadurch diffamiert. (…)" (Interview Sophie Berlinghof, unkorrigierte Transkription, Stadtarchiv Wiesloch, 685 1-23) https://heidelberg.vvn-bda.de/widerstand-gegen-den-faschismus-und-neubeginn-nach-der-befreiung-sophie-berlinghof/



Literatur:


Michael Buselmeier, Erlebte Geschichte erzählt 1994 – 1997. Wunderhorn, Heidelberg 2000, S. 179–194


Petra Nellen, Die Vergangenheit ist die Schwester der Zukunft: 800 Jahre Frauenstadtgeschichte in Heidelberg. Ubstadt-Weiher 1996


Interview mit Sophie Berlinghof, in: Schlagloch, Mai 1989, Nr. 8, 3. Jahrgang, S. 7


Interview mit Sophie Berlinghof, in: Doku-Film: Heidelberg im Nationalsozialismus - Verfolgung und Widerstand


https://de.wikipedia.org/wiki/Sophie_Berlinghof


https://heidelberg.vvn-bda.de/widerstand-gegen-den-faschismus-und-neubeginn-nach-der-befreiung-sophie-berlinghof/ (Widerstand gegen den Faschismus und Neubeginn nach der Befreiung: Sophie Berlinghof, VVN-BdA, 7. Mai 2020)