Heidelberger Geschichtsverein e.V. HGV

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Johann Metzger

Am 18. d. M. hat man in Karlsruhe einen Mann bestattet, dem einige Worte des Andenkens auch in dem Blatte der Stadt gebühren, in deren Mauern er am längsten in Segen gewirkt hat. Er hat nicht zu denen gehört, die um des Volkes Gunst mit verwerflichen Künsten gebuhlt, wohl aber unter die, welche unter die Volksmänner im edelsten und besten Sinne des Worts gezählt werden müssen.Der Bauernstand insbesondere verliert in ihm einen seiner Freunde und Wohltäter, der es wohl um ihn verdient hat, daß er auch der „Bauernvater“ genannt wurde.

Sein Verlust wird umso schwerer empfunden, als er seinem Alter nach noch lang hätte leben und wirken können. Er starb 63jährig. Manches begonnene Werk steht verwaist durch seinen Tod; eine sich immer weiter ausdehnende Wirksamkeit ist unterbrochen. Allein so viel des Schönen und Guten und Nützlichen hat er geschaffen, daß man immerhin von ihm sagen kann, daß sein Leben ein abgerundetes Ganzes bilde und nach allen Seiten hin das Bild edelsten menschlichen Wirkens darbiete. Boden dieser seiner Lebenswirksamkeit war die Natur, und seine Thätigkeit entfaltete sich mit gleicher Energie und gleichem Geschick nach zwei Seiten hin, in der Richtung des Schönen und des Nützlichen. Für beide hatte er Sinn und Anlage. Was er in Heidelberg und anderwärts Schönes geschaffen in der höheren Gartenkunst, ist bekannt; es ist ein Denkmal, das jedes Jahr mit dem Leben der Natur sich verjüngt, verschönt. Welchen Gewinn es dem Landmann brachte, durch Lehre in der Benutzung des Bodens, in allen Zweigen der Landwirtschaft, ist eben so bekannt. Er war von der Natur zu diesem Berufe wie geschaffen. Klaren praktischen Verstandes, festen Willens, einfachen, schlichten, biedern Sinns, war niemand geeigneter als er, dem Landmann mit Rath und That an die Hand zu gehen, in seine Eigenthümlichkeit einzugehen, für Verbesserungen ihn zu gewinnen, Vorurtheile zu beseitigen. Man sah dem Mann an, daß er es gut und ernst meine; er war kein Phrasenmacher und Projectemacher, schmeichelte nicht, sondern sprach auch ernste Worte, so freundlich, liebevoll, aufmunternd er sonst war. So ward sein Ruf wie seine Wirksamkeit immer größer, da unterbrach sie der Tod. Die Früchte seines Lebens aber blieben; sein geschriebenes Wort aber redet auch nach seinem Tode treulich und freundlich zum Herzen, klar und verständig zum Kopfe des Bauersmannes. So war er im Wort, im Leben, wie in der Schrift das Muster einer gediegenen Popularität, eines wahren Volksfreundes, und wenn der Landmann sich stets nichtswürdiger, windiger, lügenhaftiger Phrasenmacherei gegenüber das edle Bild eines ächten Volksfreundes und Volksmannes vergegenwärtigen will, so denke er im Geiste an seinen Metzger, und vergleiche, was dieser ihn lehrte, und was seine falschen Freunde ihm vorgaukelten. Nicht durch Raub und Plünderung die Güter der Erde sich anzueignen, lehrte er das Volk, sondern im Schweiß des Angesichts dem Boden die Frucht treuen Fleißes abgewinnen. Nicht gestohlenes Gut zu verprassen und zu vergeuden lehrte er es, sondern mit eignener Mühe Erworbenes weise zu genießen, nicht dem Augenblicke und seiner Lust zu fröhnen, lehrte er, sondern die Zukunft im Auge zu haben, und über sich selbst nicht Weib und Kind zu vergessen.

Metzger war ein durch und durch auch politisch ehrenwerter und verständiger Mann, und auch hier seinem Rathe zu folgen trug gute Frucht. Das Volk wählte ihn zuletzt wieder zu seinem Vertreter, und auch in der Ständeversammlung verfocht er stets sein Interesse mit Kraft und Nachdruck.

Metzger wußte auch die politische Wichtigkeit des Bauernstandes zu schätzen, und daher erkannte er die tiefe Bedeutung, welche die Hebung des Ackerbaues und die Sorge für einen kräftigen, wohlhabenden, gediegenen Bauernstand für den Staat habe; daher waren ihm seine schlechten Patrone, die den Bauern sittlich und materiell zu Grunde richteten, indem sie ihm statt auf Arbeit auf Raub anwiesen, tief verhaßt.

Möge der Bauer stets sich seines hohen Berufes im Staatsleben erinnern, wie er einer der Grundpfeiler der Gesellschaft ist, seiner ganzen Natur nach zum Arbeiten, Schaffen, Bauen, Erwerben, nicht zum Zerstören und Vergeuden; wie das Eigenthum nicht bloß für Andere, sondern für ihn selbst die Bedingung seiner Existenz ist, und die zerstörenden auflösenden Tendenzen der modernen Volksverführer wie das Gift für alle Stände, so auch des Bauernstandes sind, und daß er daher das Andenken seines im Tode von ihm betrauerten Freundes und Wohlthäters nicht besser ehren kann, als wenn er auch im praktischen Leben die Rathschläge befolgt, die dieser bei jeder Gelegenheit ihm gegeben hat.

(Heidelberger Journal Nr. 224, 23. 9. 1852, S. 1)

Dienstag, 8. Juli 2008, 19.30 Uhr: Mit Spaten und Feder. Johann Metzger (1789-1852): Landschaftsarchitekt, Gärtner und Gestalter des Heidelberger Schlossgartens (Eröffnung der Ausstellung des Heidelberger Geschichtsvereins in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Heidelberg im Universitätsmuseum; bis September 2008)