Heidelberger Geschichtsverein e.V.

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sog. Hölzerlips-Bande

In der Nacht zum 1. Mai 1811 berauben und ermorden sechs Räuber den Schweizer Kaufmann Hans Jakob Rieter (Jacob Rieder) aus Winterthur auf der Rückkehr von der Frankfurter Messe in der Postchaise an der Bergstraße zwischen Laudenbach und Hemsbach. Am 5. Mai 1811 stirbt Rieter in Heidelberg an den Verletzungen und wird im Kirchhof der Peterskirche beigesetzt.. Gedenkstein im Garten der Peterskirche

28. Juli 1812: Urteilsverkündung über die Hemsbacher Räuber in interner Sitzung und in Anwesenheit der Angeklagten im Heidelberger Rathaus (anwesend: Oberhofgerichtsrat Gambsjäger, der Mannheimer Stadtamtmann Ziegler sowie, als Beobachter, der Hofrichter von Schmiz und der Kreisdirektor von Manger)

31. Juli 1812, kurz nach 12 Uhr: Nach der öffentlichen Urteilsverkündung ("Blutgericht") auf dem Heidelberger Marktplatz werden vier Räuber auf dem Richtplatz vor der Stadt (etwa beim späteren Schlachthof in Bergheim) durch das Schwert hingerichtet: Georg Philipp Lang ("Hölzerlips"), dem 15 Fälle von Straßenraub sowie 21 Einbruchs- und Diebstahldelikte vorgeworfen werden, Philipp Friederich Schütz ("Manne Friederich", *1780), Veit Krähmer und Mathaeus Oesterlein ("Krämer-Mathes") aus Sindelfingen. Die zwei jungen Räuber Andreas Petry ("Köhlers Andres") und Sebastian Luz ("Basti") werden in letzter Minute durch ein Schreiben des Großherzogs Karl von Baden begnadigt, ihre Todesstrafen in lebenslange Zuchthausstrafen umgewandelt. - Der öffentliche Schuldspruch gegen die Räuberbande wird von Zeichenlehrer Friedrich Rottmann 1812 auf einer Radierung und auf einem Aquarell dokumentiert („Blut-Gericht über die Raub-Mörder Hölzerlips und Gesellen in Heidelberg“, Kurpfälzisches Museum Heidelberg)

http://www.artvalue.com/auctionresult--rottmann-friedrich-1768-1816-g-blut-gericht-uber-die-raub-mor-2346433.htm

http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/hd/km/kdm/juli03b.htm



Literatur:

Theodor Friedrich Dittenberger, Das Verhalten der zu Heidelberg am 31. July 1812 vier enthaupteten und zwei begnadigten Verbrecher während ihrer Vorbereitung zum Tode / von ihren Seelsorgern [Wolf, Dittenberger, G. Holdermann] selbst treu dargestellt. Heidelberg (Braun) 1812

Cyrille Fijnaut, Letizia Paoli, Organised Crime in Europe: Concepts, patterns and control policies in the European Union and beyond (Studies of Organized Crime). 2004

Ferdinand Kaemmerer, Kurzer Bericht von dem Leben der am 31. July 1812 in Heidelberg durch das Schwerdt hingerichteten sechs Raubmörder. Von D. Kämmerer. Heidelberg (Braun) 1812 (16 S.) [Mays (Brosch.) 16,12 RES]

Bruno König, Sebastian Lutz – Räuber der Hölzerlips-Bande, in: Unser Land. Heimatkalender für Neckartal, Odenwald, Bauland und Kraichgau. Heidelberg 2007, S. 95-102

Ludwig Pfister, Aktenmaessige Geschichte der Raeuberbanden an den beiden Ufern des Mains, im Spessart und im Odenwalde. Enthaltend vorzüglich auch die Geschichte der Beraubung und Ermordung des Handelsmanns Jacob Rieder von Winterthur auf der Bergstrasse. Nebst einer Sammlung und Verdollmetschung mehrerer Woerter aus der Jenischen oder Gauner-Sprache / vom Stadtdirektor Pfister zu Heidelberg. Heidelberg1812 [Reprint Berlin 1982]

Ludwig Pfister, Nachtrag zu der aktenmäßigen Geschichte der Räuberbanden an beiden Ufern des Mains, im Spessart und im Odenwalde. Enthaltend vorzüglich auch die Geschichte der weitern Verhaftung, Verurtheilung und Hinrichtung der Mörder des Handelsmanns Jacob Rieder von Winterthur. Heidelberg 1812 [Stadtarchiv Heidelberg B114a]

Ludwig Pfister, Merkwürdige Criminalfälle Mit Besonderer Rücksicht Auf Die Untersuchungsführung. Frankfurt a. M. 1814-1820

Wolfgang Seidenspinner, Hölzerlips und Schwarzer Peter. Zur Raub- und Bandenkriminalität im badisch-hessisch-fränkischen Grenzraum im frühen 19. Jahrhundert, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 129 (1981), S. 368-398

Wolfgang Seidenspinner, Odenwälder Räubersagen um den Hölzerlipsstein. Ein Interpretationsversuch, in: Badische Heimat 68 (1988), Heft 3. S. 355-368

Wolfgang Seidenspinner, Hölzerlips – eine Räuberkarriere. Zur Kriminalität der Odenwälder Jauner im frühen 19. Jahrhundert, in: Badische Heimat 68 (1988), Heft 3. S. 75-80

Harald Siebenmorgen (Hg.), Bettler, Landstreicher und Räuber. Das 18. Jahrhundert und die Bandenkriminalität, in: Schurke oder Held? Historische Räuber und Räuberbanden. Hg. von Harald Siebenmorgen (= Volkskundliche Veröffentlichungen des Badischen Landesmuseums Karlsruhe 3). Sigmaringen 1995. S. 27-38

Harald Siebenmorgen (Hg.), Schurke oder Held? Historische Räuber und Räuberbanden. Hg. von Harald Siebenmorgen (= Volkskundliche Veröffentlichungen des Badischen Landesmuseums Karlsruhe 3). Sigmaringen 1995. S. 259-260, 262-264 und 268-273 [Zwei Einführungstexte und 20 Katalognummern]

Hans Slama, Der Anfang vom Ende der Hölzerlips-Bande, in: Unser Land. Heimatkalender für Neckartal, Odenwald, Bauland und Kraichgau. Heidelberg 2007, S. 103-105

https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6lzerlips