Heidelberger Geschichtsverein e.V. HGV

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Kreuz bei Abtei Neuburg

Kloster Neuburg - Zeittafel

1130: Anselm (von Nellingen?) gründet auf einem Bergsporn bei der Mündung des Mausbach in den Neckar in einer alten Burg als Propstei des Klosters Lorsch (unter Abt Diemo von Lorsch) ein Männerkloster, die "Cella zu Niwenburg". Eine Kirche zu Ehren des hl. Bartholomäus wird gebaut und 1144 vom Papst anerkannt

1144: die Bulle des Papstes Lucius II. bestätigt die Stiftung Anselms von 1130 und überträgt die Schirmvogtei dem Mutterkloster Lorsch

1165: Abt Heinrich von Lorsch besetzt die niedergegangene Cella zu Niwenburg von neuem mit Mönchen

1195: der Lorscher Abt Sieghard von Schauenburg errichtet auf Wunsch des Pfalzgrafen Konrad von Staufen in der Cella zu Niwenburg einen Nonnenkonvent nach der Benediktinerregel. Erste Äbtissin ist Kunegund (Cunegundis, Tochter des Pfalzgrafen?)

1224: Gerhard III. von Schauenburg Vogt von St. Bartholomäus (Kloster Neuburg)

1303: Die Nonnen des Kloster Neuburg werden erstmals als Zisterzienserinnen bezeichnet

28. April 1399: der Erzbischof von Mainz läßt für Handschuhsheim ein Weisthum erstellen (Bestandsaufnahme von mündlich überlieferten Rechtsfällen). Darin wird ein Ziegler namens Hamann Haarlass erwähnt, der im Haarlaß wohnt: „Item Hamann Haarlass ein ziegeler der jungfrauen scheffener von Nuenburg zuschen dem closter Nuenburg und dem nyedern zigelhus, daz wart geruget und furchbracht an dem geriecht zu Hentschußheim“

1429-1452: Agnes Ulner von Dippurg (Dieburg) Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Neuburg

1452: Agnes Ulner von Dippurg (Dieburg) stirbt [Grabplatte vor der Kirche]

1460: Kurfürst Friedrich I. veranlaßt die Rückkehr des Konvents des Nonnenklosters Neuburg zur benediktinischen Observanz

1478-1500: Margarethe Folin von Irmtraut Äbtissin des Nonnenklosters Neuburg. Reformen der Benediktiner (Bursfelder Kongregation), Wiederherstellung der Klostergebäude (Bauinschriften von 1480 und 1491)

1515: Katharina von der Pfalz, jüngste Tochter von Kurfürst Philipp (†1508) tritt in das Zisterzienserinnenkloster Neuburg ein (bis 1526 Äbtissin)

1526: Katharina von der Pfalz, Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Neuburg, stirbt (Grabplatte in der Kirche der Abtei Neuburg). Nachfolgerin: Sabina Gräfin von Zweibrücken und Bitsch

1535-1549: Anna von Frankenstein Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Neuburg. Sie erzwingt, daß die klösterliche Gemeinschaft dem alten Glauben treu bleibt

1554-1562: Pfalzgräfin Brigitta von Simmern-Sponheim Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Neuburg (öffnet der Reformation die Tore)

1562: Auflösung des Zisterzienserinnenklosters Neuburg nach dem Tod der Äbtissin Brigitta von Pfalz-Simmern

25. April 1576: Kurfürst Friedrich III. stellt die eingezogenen Kirchengüter unter die einheitliche Verwaltung der "Geistlichen Güteradministration". Diese Zentralbehörde führt die Aufsicht über eine Vielzahl von Unterverwaltungen, darunter auch die des Zisterzienserinnenklosters Neuburg

Dezember 1621: bayerische Truppen brennen die Mühlen bei Ziegelhausen nieder und berennen vergebens das ehemalige Kloster Neuburg

1629: das ehemalige Kloster Neuburg wird den Jesuiten übergeben

1632: die Schweden vertreiben die Jesuiten von Kloster Neuburg

1648: das ehemalige Kloster Neuburg wird den Reformierten übergeben

1672: Kloster Neuburg wird von Kurfürst Karl Ludwig zum (evangelischen) adligen Fräuleinstift („Fürst- Gräff- und Adeliches Fräulein und Jungfern Stifft“) gemacht (um 1681 eingegangen)

31. Oktober 1706: Kurfürst Johann Wilhelm übergibt den Jesuiten Stift Neuburg zur Erwirtschaftung ihres Unterhalts (1728 durch den Papst, 1737 durch den Kaiser bestätigt). Das Kloster wird restauriert und ausgebaut.

1726: Jesuiten errichten im Neuburger Hof (Schwabenheimer Hof, wo sie einen landwirtschaftlichen Betrieb haben) die „Stift-Neuburgische Kapelle“, der hl. Katharina geweiht)

1799: das ehemalige Kloster Neuburg wird zur Begleichung rückständiger Professorenbesoldungen dem Heidelberger Rotgerber Johann Peter Werle verpfändet

1804: Kloster Neuburg wird an den Regierungskommissär Philipp Ludwig Houth in Mannheim verkauft

1810: Karl Maria von Weber ("Oberon", "Freischütz") auf Stift Neuburg

14. November 1812: in der "Zeitung des Großherzogtums Frankfurt" Nr. 319 schreibt Regierungskommissär Philipp Ludwig Houth das Kloster Neuburg (als "eines zu einer großen Fabrikanlage vorzüglich geeigneten Objekts") zur Vermietung aus

1814: der Regierungskommissär Philipp Ludwig Houth verkauft das ehemalige Kloster Neuburg an den Waldeckschen Kammersekretär Karl Friedrich Penzel

5.-25. Juni 1815: Heidelberg ist Hauptquartier der Alliierten gegen Napoleon (Einzug der Monarchen: Kaiser Franz I. von Osterreich, Zar Alexander I. von Rußland, König Friedrich Wilhelm III. von Preußen, Kronprinz Ludwig von Bayern)

22. Juni 1815: Theodor Joseph Pernewitsch (Theodor Rudolph Perewicsch), Kutscher des russischen Großfürsten Michail, ertrinkt beim Haarlaß im Neckar ("Russenstein")

1822: Kammersekretär Karl Friedrich Penzel verkauft das ehemalige Stift Neuburg dem Darmstädter Handelsmann Louis Cavalli

1823: Karl Cäsar von Leonhard, Professor der Mineralogie in Heidelberg, führt den Begriff „Löss“ in die geologisch-mineralogische Literatur ein. Die von ihm erstmals als Lössaufschluss wissenschaftlich beschriebene Örtlichkeit, der Haarlass in Heidelberg, gilt seitdem als locus classicus et typicus.

1825: der Advokat und Privatier kaiserlicher Rat Johann Friedrich Heinrich Schlosser (1780-1851), Freund Goethes, und seine Frau Sophie Charlotte du Fay aus Frankfurt am Main erwerben das ehemalige Kloster Neuburg, wo sie die Sommer verbringen. Schlosser baut das Gebäude zu einem Treffpunkt für Literaten, Musiker und Kunstfreunde aus. Er besitzt eine umfangreiche Bibliothek und eine Sammlung von Erinnerungsstücken an Goethe (der Neuburg nie betrat). Er läßt die Klosterkirche durch Heinrich Hübsch neugotisch umgestalten (achteckiger Chor 1926 wieder entfernt). Er fördert insbesondere die Kunst der Nazarener und sammelt auf Neuburg einen Kreis von Künstlern, Wissenschaftlern, Geistlichen und Politikern um sich, darunter auch Angehörige des großherzoglichen Hauses.

2. Oktober 1833: Clemens Brentano kommt mit seinem Bruder Christian, Philipp Veit und Friedrich Overbeck nach Stift Neuburg

1837: der englische Dichter William Wordsworth (1770-1850) weilt auf Stift Neuburg

22. Januar 1851: Johann Friedrich Heinrich Schlosser stirbt in Frankfurt

12. Oktober 1852: Großherzogin Sophie von Baden (1801-1865) mit ihren Töchtern Marie Amalie und Cäcilie Auguste auf Stift Neuburg

24. Mai 1865: Sophie Charlotte Schlosser (geb. du Fay) stirbt. Ihre Nichte, Marie geb. du Fay (1819-1887), und deren Mann, der Frankfurter Senator Franz Freiherr von Bernus (1808-1884), erben Stift Neuburg (bis 1926 im Besitz der Familie Bernus)

1895: der Rotgerbermeister Karl Pirsch (1829-1899) verlegt seine Gerberei nach dem Haarlaß

15. Juli 1906: Feier des Hebbelvereins zum hundertjährigen Jubiläum der Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn auf Stift Neuburg

1908: Alexander von Bernus (1880-1965), Adoptivsohn des Franz Freiherr von Bernus, erbt das ehemalige Kloster Neuburg (bis 1926 im Besitz der Familie Bernus)

Frühjahr 1913: Alexander von Bernus macht die Kunstsammlungen des Stift Neuburg der Öffentlichkeit zugänglich

17. Mai 1914: Eröffnung der Heidelberger Sommerspiele auf Stift Neuburg

1. September 1926: Erzabt Raphael Walzer OSB (1888-1966) aus Beuron kauft Stift Neuburg von Alexander von Bernus und führt es wieder klösterlichen Zwecken zu

30. November 1926: Benediktinermönche ziehen in der Abtei Neuburg ein

21. Dezember 1927: Erzabt Raphael Walzer weiht die Klosterkirche von Neuburg

11. Juli 1928: Papst Pius XI. erhebt Kloster Neuburg zur Benediktiner-Abtei (Abt 1929-1934: Adalbert Graf von Neipperg)

16. Juni 1929: Weihe des ersten Abts von Kloster Neuburg, Graf Adalbert von Neipperg, durch Weihbischof Burger, Freiburg

23. Dezember 1948: Graf Adalbert von Neipperg wird in Vršac (Werschetz/Banat) ermordet

1960: Einweihung der renovierten Klosterkirche der Abtei Neuburg

1961: Beginn der Efeuzucht in der Abtei Neuburg

1963-1966: Neubau des Konvents-, Küchen-und Pfortenbaus der Abtei Neuburg. Die Brunnenanlage vor dem ehemaligen Ökonomiegebäude wird zerstört.

19. Juli 1966: der Benediktiner Raphael Walzer OSB (*27. März 1888 Ravensburg als Josef Walzer), Erzabt der Erzabtei Beuron, der seit 1964 hier lebt, stirbt in der Abtei Neuburg

1986: Wahl des Trappisten P. Franziskus Heereman OSB zum Administrator des Kloster Neuburg

1988: Wahl und Weihe des Trappisten P. Franziskus Heereman OSB zum 4. Abt des Kloster Neuburg

Juli 1993: Bruder Ingobert Heieck von der Abtei Neuburg (*1935 Landau, Betreuer der Efeuzucht) stirbt

2004: Gründung des Vereins der Freunde der Benediktinerabtei Neuburg

7. April 2007: nach einem Bericht in der Oster-Ausgabe der RNZ soll die Benediktiner-Abtei Neuburg für 1,2 Millionen € renoviert werden. Das Geld kommt vom „Verein der Freunde“, von Sponsoren aus der Industrie, von privaten Spendern, von der Landesstiftung und vom Erzbistum Freiburg. „Für einen notwendigen Parkplatz, der mit 60 bis 80 Plätzen am Wingertsberg entstehen soll, hat der Abt auch schon ein paar Spendenzusagen notiert“ (RNZ)

1. Juli 2007: die Landwirtschaft der Abtei Neuburg wird für 20 Jahre an die Klosterhof Neuburg KG verpachtet

Januar 2010: die Kirche der Abtei Neuburg wird für 800.000 € renoviert und umgebaut. Am 24. August 2010 soll der Umbau abgeschlossen sein

14. Juli 2011: die Neugestaltung der Klosterkirche nach den Plänen des Architekten Christian Taufenbach wird mit der Hugo-Häring-Auszeichnung des Landesverbandes Baden-Württemberg im Bund Deutscher Architekten prämiert

12. September 2012: „Für eine begrenzte Zahl an Großveranstaltungen soll künftig ein Bedarfs- oder Überlaufparkplatz auf der Wiese unterhalb des Klosters [Stift Neuburg] zur Verfügung stehen.“ (Stadtblatt, 12. 9. 2012, S. 7)

28. August 2013: der 67-jährige Abt P. Franziskus Heereman OSB feiert in der Klosterkirche sein silbernes Abtjubiläum

2014: die Gemeinschaft der Abtei Neuburg hat 17 Mitglieder

https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/nbdpfbw/article/viewFile/15038/8919 (Emil Lacroix, Die Benediktinerabtei Neuburg bei Ziegelhausen (Kr. Heidelberg). Erweiterung und innere Ausgestaltung der Klosterkirche, in: Nachrichtenblatt der Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Jg. 5 / Nr. 2 (1962) S. 36-39)