Heidelberger Geschichtsverein e.V. (HGV)




Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt

herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein e. V.

Nr. 9 (2004/05)









ISBN: 3-924566-23-2

ISSN 1432 - 6116

Preis: 18 Euro

271 Seiten

Kurpfälzischer Verlag Heidelberg, Turnerstraße 141, 69126 Heidelberg, Tel.: 06221-314940

Email: kurpfaelzischerverlag@t-online.de

im Buchhandel erhältlich / Bestellungen beim Verlag

Redaktion: Jochen Goetze, Ingrid Moraw, Petra Nellen, Reinhard Riese; für den Vorstand: Hans-Martin Mumm und Norbert Giovannini

Gestaltung und Herstellung: Eva Giovannini

Druck: Neumann Druck, Heidelberg

Inhaltsverzeichnis

7 Vorwort

I. Aufsätze zur Stadtgeschichte

11 Jochen Goetze, „Gemeinsame Sache“. Kurpfalz, Hirschhorn und die Schicksale der Juden im 14. Jahrhundert

23 Rudolf Walter, Zur Kirchenmusikpraxis der Pfarrkirche Heiliggeist im 19. Jahrhundert

47 Frank Uwe Betz, Das Heidelberger Lager des Kultur- und Rundfunkamtes von 1936

57 Claudia Wolff, Ach Heidelberg. Über die Verstörung eines Stadtgefühls

II. Beiträge zu Baugeschichte und Topografie

79 Hans-Martin Mumm, Am jähen Steig. Altstraßen und Hohlwege im Stadtwald. Erwägungen zu den Verkehrsbeziehungen Heidelbergs in Mittelalter und früher Neuzeit

103 Thomas Foerster, Die historische Verkehrslage Heidelbergs im unteren Neckartal

121 Einhard Kemmet, Frühneuzeitlicher Wasser- oder Quellstollen in der Karlstraße 16 mit Kulturmüll vom Ende des 19. Jahrhunderts

129 Sigrid Gensichen, Tugenden von Carl Schäfer, Reflexionen eines Oberfinanzrats und ein heimgekehrtes Modell. Neues zum Heidelberger Schlossstreit

III. Miszellen

153 Harald Pfeiffer, Musizierende und komponierende Frauen in Heidelberg bis zum 19. Jahrhundert

163 Arno Erhard, Kloster Neuburg und die Familie von Fleckenstein

169 Hans-Martin Mumm, „Gegessen und gefaulenzt.“ Hans Christian Andersen in Heidelberg

173 Hans-Martin Mumm, Das Modell der Heidelberga. Elisabeth Götz, geb. Michelbach, Guido Schmitts Gemälde „Heidelberga“ (1886) und die „Heidelberga“ an der Stadthalle (1903)

179 Hans-Erhard Lessing, Der Längste im ganzen Reich! Badens Hofsalonwagen No. 1 aus Heidelberg

191 Kurt Tellenbach, Max Reger und seine Besuche in Heidelberg

201 Maike Rotzoll, Annette Hinz-Wessels, Petra Fuchs, Paul Richter, Gerrit Hohendorf, Anstaltspatient und Jude zur NS-Zeit. Das zweifach gefährdete Leben des Heidelbergers B. Oppenheimer. Spurensuche

IV. Berichte

221 Claudia Rink, „der punker“

225 Hansjoachim Räther, Die Handschuhsheimer Geschichtswerkstatt

229 Hansjoachim Räther, Berndmark Heukemes zum 80. Geburtstag

V. Rezensionen

235 Hartmut Hegeler, Stefan Wiltschko Anton Prätorius und das 1. Große Faß von Heidelberg (Reinhard Düchting)

236 Armin Kohnle, Frank Engehausen, Frieder Hepp, Carl-Ludwig Fuchs (Hrsg.) „... so geht hervor ein’ neue Zeit. Die Kurpfalz im Übergang an Baden 1803 (Jochen Goetze)

237 Hans-Erhard Lessing, Automobilität. Karl Drais und die unglaublichen Anfänge (Reinhard Riese)

239 Armin Schlechter (Bearb.), Vom Bodensee an den Neckar. Bücherschätze aus der Bibliothek des Zisterzienserklosters Salem in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Hans-Martin Mumm)

240 Anja-Maria Roth (Bearb.), Ein Franzose in Heidelberg. Stadt und Schloss im Blick des Grafen Graimberg (Jochen Goetze)

241 Friedrich Kluge, Adolf Kußmaul 1822 – 1902. Arzt und Forscher. Lehrer der Heilkunst (Reinhard Düchting)

242 Dagmar Hartmann, Henkenhaf und Ebert. Architekten der Stadthalle Heidelberg (Jochen Goetze)

243 Peter Blum, Nils Kroesen (Hrsg.), Kongresshaus Stadthalle. Das erste Jahrhundert (Jochen Goetze)

244 100 Jahre Weststadtkirchen. Ökumenische Festschrift zum Jubiläum 2003/2004 (Claudia Rinck)

246 Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919 (Dietrich Hildebrandt)

249 Susanne Himmelheber, Karl-Ludwig Hoffmann (Hrsg.) Neue Kunst – Lebendige Wissenschaft. Wilhelm Fraenger und sein Heidelberger Kreis 1910 bis 1937 (Ingrid Moraw)

248 Michael Thimann, „Caesars Schatten“. Die Bibliothek von Friedrich Gundolf. Rekonstruktion und Wissenschaftsgeschichte (Susanne Himmelheber)

254 Lutz Hachmeister, Schleyer – eine deutsche Geschichte (Dietrich Hildebrandt)

256 Gerhard J. Teschner, Die Deportation der badischen und saarpfälzischen Juden am 22. Oktober 1940 (Ingrid Moraw)

258 Erlebte Geschichte erzählt 1998 – 2000. Michael Buselmeier im Gespräch mit Hans-Georg Gadamer u. a. (Norbert Giovannini)

259 Oliver v. Mengersen u. a. (Hrsg.), Personen – Soziale Bewegungen – Parteien. Beiträge zur neuesten Geschichte. Festschrift für Hartmut Soell (Petra Nellen)

263 Neue Veröffentlichungen zur Stadtgeschichte

271 Verzeichnis der Autorinnen und Autoren

***

Vorwort

Die jährliche Aufgabe, ein Jahrbuch zusammenzustellen, hat wieder zu einem Ergebnis geführt, das sich sehen und lesen lassen kann. Es bleibt stets ein Abenteuer, weil erst wenige Wochen vor der Drucklegung der Inhalt vorliegt, nachdem Projekte zurückgestellt, modifiziert, andere überraschend dazu gekommen sind. Und trotzdem: Wie von unsichtbarer Hand gesteuert ergeben sich Zusammenhänge, überraschende Koinzidenzen, Parallelarbeiten und neue Perspektiven. Genau diese Zusammenstellung macht die Bedeutung eines Periodikums aus, das festhalten will, was in einem Jahr zur Stadtgeschichte gearbeitet wurde und sich zur gedruckten Dokumentation eignet.

Ein Mauereinsturz in einem Garten an der Karlstraße warf 2002 erneut die spekulative Frage auf nach dem geisterhaften Geheimgang vom Schloss zur Stadt. Einhard Kemmet, der den frei gelegten Stollen archäologisch erkundet hat, kann aber zeigen, dass es sich um einen Quell- und Entwässerungsstollen der frühen Neuzeit handelt. Interessante Nebenfunde sind über 100 Jahre alte Flaschen für „Bitterwasser“ und andere, damals teure Erfrischungsgetränke.

Der Geschichte des Mittelalters geht Jochen Goetze mit einer speziellen Fragestellung nach: Welchen politischen Hintergrund hatten die Judenverfolgungen im 14. Jahrhundert? Sein Ergebnis ist, dass es auch in Heidelberg, wenn auch nicht vielleicht im Zusammenhang mit der Pest von 1348, zu antisemitischen Auftritten der Bürgerschaft gekommen ist. Arno Erhard beleuchtet aus der Sicht einer adligen Familie die Bedeutung der Klöster in einer Residenzstadt.

Die Arbeiten von Thomas Foerster und Hans-Martin Mumm zum Straßennetz und zu den Verkehrsbeziehungen Heidelbergs in Mittelalter und früher Neuzeit sind unabhängig voneinander entstanden. Dass beide Autoren in der Neckartalfrage zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, ist ein gutes Zeichen und soll weitere Forschungen anregen.

Die Musikgeschichte nimmt in diesem Band eine wichtige Stellung ein. Rudolf Walter setzt seine Geschichte der katholischen Kirchenmusik in Heidelberg fort. Schon 1788 rühmte Freiherr Knigge in Hannover einen Bassisten, er sei „in einer guten Schule gewesen, nemlich als Sänger bey dem Chor der heil. Geist-Kirche in Heidelberg“. Harald Pfeiffer wirft einen Blick auf weibliche Musiktreibende, von Klara Dett bis Victoria Gervinus und viele andere. Beide Beiträge haben ihren Schwerpunkt im 19. Jahrhundert. Kurt Tellenbachs Darstellung der Beziehungen Max Regers zu Heidelberg ist – nebenbei – auch eine Würdigung der Stadthalle, die in diesem Jahr 101 Jahre alt wird.

Das 19. Jahrhundert ist der Quellenfülle wegen stets vertreten. Hans Christians Andersen, 1805 vor 200 Jahren geboren, wird mit seinen Heidelbergbesuchen neu entdeckt. Die Produktionen der Fuchsschen Waggonfabrik, denen Hans-Erhard Lessing seit Jahren nachgeht, leiten schon zum 20. Jahrhundert über. Die Stadthalle ist für weitere Entdeckungen gut; die Vorgeschichte der Heidelberga über ihrem Hauptportal reicht bis in das Jahr des Universitätsjubiläums 1886 zurück und markiert eine spannungsvolle Beziehung zwischen der Stadt und der ihren Namen tragenden Universität.

Das 20. Jahrhundert ist vertreten mit dem Beitrag von Frank-Uwe Betz über ein HJ-Jugendlager von 1936 beim Bierhelder Hof. Ein Autorenteam unter der Verantwortung von Maike Rotzoll stellt erste Ergebnisse vor über die Forschungen zu den Tötungsprogrammen der Nationalsozialisten gegen die Insassen psychiatrischer Anstalten; das Heidelberger Schicksal von B. Oppenheimer steht exemplarisch für Tausende andere Schicksale. Mit Claudia Wolffs Rundfunkfeature von 1981 wagen wir uns erstmals an die allerjüngste Stadtgeschichte heran; interessiert hat uns an dieser Quelle der frische Blick auf die Oppositionsbewegung der späten 70er und frühen 80er Jahre.

Mit dem „Punker“ in Rohrbach und der Geschichtswerkstatt in Handschuhsheim stellen sich zwei Stadtteilinitiativen vor mit unterschiedlichen Impulsen und Interessensschwerpunkten. Hansjoachim Räther gratuliert Bernmark Heukemes zum 80. Geburtstag und würdigt das Leben des Archäologen. Der Abschnitt zu neuer Heidelbergliteratur zeugt wieder von der reichhaltigen Buch- und Aufsatzproduktion, deren Fülle wir sicherlich immer noch nicht vollständig überblicken.

Die Herstellung des neuen Jahrgang war wie immer nur möglich durch die Mitwirkung vieler Köpfe und Hände. Danken möchten wir den Autorinnen und Autoren, der Redaktion, den Anzeigenkunden, der Herstellerin Eva Giovannini, der Druckerei, dem Verleger Hermann Lehmann, dem Buchhandel und Hansjoachim Räther für den Vertrieb. Den Leserinnen und Lesern wünschen wir neue Erkenntnisse und Vergnügen.

Am 13. Dezember 2003 verstarb hochbetagt der Stadthistoriker, Lehrer und Lehrerbildner Ludwig Merz. Mit unermüdlichem Engagement, pädagogischem Gespür, Humor und erzählerischem Talent hat Ludwig Merz über Jahrzehnte die Stadtgeschichte erforscht und dargestellt. Es gibt kaum eine Initiative zur Dokumentation historischer Stätten in unserer Stadt, die nicht mit seinem Namen verbunden wäre. Dafür ist Ludwig Merz vielfach geehrt worden, unter anderem mit der Ehrenbürgerschaft der Pädagogischen Hochschule, an der er lehrte, dem Bundesverdienstkreuz und der Bürgermedaille der Stadt Heidelberg.

Ludwig Merz vermittelte Geschichte durch Vortrag, Gespräch, Zeichnungen und Skizzen und eine Fülle kurzer Texte. Über 150 Artikel sind 1998 aus Anlass seines 90. Geburtstages in einer vorläufigen Bibliographie zusammengetragen worden. Darunter ist vieles, in das Ludwig Merz familien- und autobiographisches Erleben und Wissen eingebunden hat. Dem Heidelberger Geschichtsverein war Ludwig Merz seit seiner Gründung eng und vorbehaltlos verbunden. Als Autor des Jahrbuchs, als Teilnehmer zahlreicher Veranstaltungen, als kundiger und freundlicher Berater verkörperte er mit wachem Interesse für Neues auch die alte Generation der Heimatforschung und deren liebevolle und sorgfältige Hinwendung zum Detail, zur Anekdote und dem unspektakulären Alltag der großen und kleinen Leute. Wie werden ihn in dankbarer Erinnerung behalten.

Heidelberg, im August 2004

Für den Vorstand des Heidelberger Geschichtsvereins

Hans-Martin Mumm, Norbert Giovannini