Heidelberger Geschichtsverein e.V. (HGV)

Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt

herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein e. V.

Nr. 6 (2001)

Kurpfälzischer Verlag Heidelberg, Turnerstraße 141, 69126 Heidelberg, Tel.: 06221-314940

Email: kurpfaelzischerverlag@t-online.de

im Buchhandel erhältlich / Bestellungen beim Verlag

ISBN 3-924566-17-8

€ 18.-

280 Seiten, broschiert



Vorwort

„Vorhang auf!“   mit der Wiedergabe der Beiträge in der Vortragsreihe des Geschichtsvereins von 2000 enthält die sechste Ausgabe dieses Jahrbuchs nach 1998 zum zweiten Mal ein Schwerpunktthema. War es vor drei Jahren die Erinnerung an die badische oder doch besser deutsche Revolution von 1848, ist es 2001 die Heidelberger Theatergeschichte, ohne dass es dafür irgendeinen terminlichen Erinnerungsdruck gegeben hätte. Schwerpunktthemen sind für ein Perlodikum deswegen nicht risiko- und nebenwirkungsfrei, weil das, was einen Teil des Publikums interessiert, den anderen völlig kalt lässt. Aber wie bereits 1998 bleiben einige Beiträge zu anderen Themen, die unser Produkt hoffentlich gemischt und interessant genug auf den Markt treten lassen.

„Der Heidelberger ging nicht wie der Mannheimer ins Theater. Er ging ,in de Wald'.“, befindet der Jurist Hugo Marx in seinen Erinnerungen an der Stelle, wo er seine Bemühungen um die Existenzsicherung des Heidelberger Stadttheaters in der Mitte der 20er Jahre beschreibt. Tatsächlich hat Heidelberg als 1720 verlassene Residenzstadt keine national bedeutende Theatertradition stiften können. Dafür war es schon früh eine Universitäts- und Wissenschaftsstadt, die beginnend im 15. Jahrhundert die darstellende Kunst aus oppositionellen oder affirmativen Motiven hervorgebracht und genutzt hat. Und es war das selbstbewusste, keineswegs nur akademische Bürgertum der Stadt, das sich im Vormärz ein privates Stadttheater hielt und ihm 1853 eine eigene Spielstätte errichtete. 1853 gilt seither als Stiftungsjahr, und insofern bewegt sich das Jahrbuch doch im Vorfeld eines Jubiläums: 2003 wird das Stadttheater 150 Jahre alt.

Die Veranstaltungsreihe hatte zur Grundkonzeption, dass die einzelnen Vorträge an Orten stattfinden, an denen Theater gespielt wurde oder wird. Die Kombinationen fügten sich teils thematisch, teils sonst zwanglos. Bei der redaktionellen Bearbeitung der Beiträge fiel es in einigen Fällen schwer, vom Vortragsstil völlig abzugehen, weil sonst die Atmosphäre und die Dichte der Wahrnehmung über alle Zeitschranken hinweg hätten unterdrückt werden müssen. Michael Buselmelers Monolog steht dabei als anmerkungsfrei-literarischer Text in spannender Konkurrenz zu den anderen, historiografisch orientierten Beiträgen.

Die weiteren Beiträge in diesem Band handeln mit einer Ausnahme von den letzten beiden Jahrhunderten. Nur die Frage nach der Rechtwinkligkeit oder dem Mangel an Rechtwinkligkeit im System der Straßen und Grundstücke führt in die Anfänge der Stadt und in die Zeit davor zurück, eine offenbar neue Fragestellung, da sich keine Literatur zu diesem Thema finden ließ. Die Themen „Zeitverwaltung“ und „Engelbräu“, „William T. Neel“ als biografisches Beispiel für den Idealismus der US-Besatzungsmacht und „Karl Drais“ als Fahrraderfinder werden ihr Interesse finden wie auch das Tagebuch von Barbara Schütz-Sevin als Quelle zur NS-Zeit der Universität. Der Bericht über das Stadtteilmuseum Rohrbach setzt die Reihe über museale und archivalische Einrichtungen fort.

Die Rezensionen und die Auflistung der Neuerscheinungen folgen dem bewährten Muster, nur mit dem Unterschied, dass die Besprechungen von der Redaktion zu striktester Kürze verpflichtet waren, weil nur so mit der erforderlichen Fülle umgegangen werden kann. Auch hier können wir nur die Appelle der Vorahre wiederholen, dass wir für alle Hinweise auf Bücher und Zeitschriftenaufsätze zur Heidelberger Geschichte dankbar sind.

Diese Ausgabe des Jahrbuchs Heidelberg ist die letzte, deren Preis in DM und die erste, deren Preis in Euro entrichtet wird. Verlag und Verein haben sich ohne lange Diskussion auf einen neuen Preis von 18,00 Euro verständigt; das entspricht einer Erhöhung um 0,6 %, die nach sechs Jahren niemanden aus der Bahn werfen kann.

Danken möchten wir der Autorin und den Autoren, der für drei weitere Jahre im Amt bestätigten Redaktion mit Jochen Goetze, Ingrid Moraw, Petra Nellen und Reinhard Riese, unserem Verleger Hermann Lehmann, Eva Giovannini für das Layout und dem Vertriebschef Hansjoachim Räther. Dem Publikum wünschen wir neue Erkenntnisse und gute Lektüre.

Heidelberg, im August 2001

Für den Vorstand des Heidelberger Geschichtsvereins

Hans-Martin Mumm, Norbert Giovannini

Inhalt

S. 11-19: Reinhard Düchting, Zimmertheater vor 500 Jahren. Die Anfänge des Heidelberger Theaterlebens

S. 21-36: Hans-Martin Mumm, Theater auf Aktien. Die Gründung des Stadttheaters 1853

S. 37-60: Thomas Schipperges, Musiktheater in Heidelberg im 19. und 20. Jahrhundert

S. 61-77: Oliver Fink, Ein Salzburg des deutschen Südwestens? Schlossfestspiele in Heidelberg

S. 79-93: Wilhelm Seeger-Kelbe: Das Theater im Bachlenz 1945 bis 1949

S. 95-115: Michael Buselmeier, Vorsprechen. Meine Theatergeschichte. Monolog

S. 117-135: Jochen Goetze, „... und täglich die Zeit holen gehen.“ Heidelberg im Wandel der Zeit-Messung

S. 137-162: Volker von Offenberg, Die Engel und der Brauerstern. Zur Firmengeschichte der Engel-Brauerei Heidelberg (1797–1967)

S. 163-185: Theodor Scharnholz, „Bill wollte viel für die Deutschen!“ William T. Neel als amerikanischer Militärregierungs- und Residenzoffizier in Heidelberg, 1948–1952

S. 187-202: Hans-Martin Mumm, Rechte und linke Winkel im Stadtgrundriss. Feldflur, Wege und Hausgrundrisse vor und nach der Stadtgründung

S. 203-217: Hans-Eberhard Lessing, Heidelbergs folgenreichster Student. Karl Drais zum 150. Todestag

S. 219-240: Petra Nellen, Norbert Giovannini, „Nacht über Heidelberg“. Heidelberger Studentin im Nationalsozialismus. Zu Barbara Sevins unveröffentlichter Autobiografie

S. 243-247: Gustav Knauber, Das Heimatmuseum Heidelberg-Rohrbach