Heidelberger Geschichtsverein e.V. HGV www.haidelberg.de
Heidelberger Inschriften
von Oberstudienrat Dr. Karl Kollnig
Wer mit offenen Augen durch die Straßen und Gassen Heidelbergs wandert oder die bewaldeten Höhen über der Stadt aufmerksam durchstreift, dem fallen die zahlreichen Inschriften und Gedenktafeln auf, die an Häuserfronten und Gartenmauern, auf Steinsockeln und Bauresten angebracht sind. Wer sie studiert, dem wird ein gut Stück heimatliche Vergangenheit lebendig, der wird erinnert an denkwürdige geschichtliche Ereignisse und Baudenkmäler, vor allem aber an bedeutende Persönlichkeiten, an Dichter und Künstler, die zu Heidelberg in enger Beziehung standen, an Gelehrte, die den Ruhm Heidelbergs und seiner Universität in die Welt getragen haben, an Söhne und Bürger der Stadt, auf deren Wirken und Aufstieg wir stolz sein dürfen. Nicht in allen Fällen reicht der Glanz eines einst großen Namens bis in die Gegenwart hinein, wir finden auf solchen Tafeln gelegentlich auch einen Namen, dessen Träger längst nicht mehr im öffentlichen Bewußtsein lebt. Die Inschriften, die mir bei einer Reihe von Streifzügen durch die Stadt aufgefallen sind, sollen nachstehend im Wortlaut wiedergegeben werden, ohne daß dabei ein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden kann. Es handelt sich hier nicht um alte, vielfach lateinisch geschriebene Originalinschriften im wissenschaftlichen Sinn - sie zu sammeln, mag der gelehrten Forschung überlassen bleiben -, sondern um Inschriften auf Gedenktafeln, wie sie seit dem 19. Jahrhundert aus einem wiedererwachten historischen Verantwortungsbewußtsein heraus bis in die Gegenwart hinein angefertigt und angebracht wurden, um die Erinnerung an die heimatliche Vergangenheit, ihre Geschehnisse und Gestalten bei der Bevölkerung und zumal der Jugend wachzuhalten. Unberücksichtigt blieben daher auch die zahlreichen Epitaphe, wie sie in der Heiliggeistkirche, in und um die alte Handschuhsheimer Kirche und die Peterskirche, in neuerer Zeit auch auf dem Bergfriedhof und den anderen Heidelberger Begräbnisstätten zu finden sind.
Geschichtliche Ereignisse und Bauten
Auf der Kuppe des Heiligenberges errichteten die Kelten vor mehr als 2000 Jahren ausgedehnte Befestigungsanlagen, in denen Frauen und Kinder sowie das Vieh in Kriegszeiten und Gefahr Zuflucht nehmen konnten. Wer von der Mönchberghütte aus zur Waldschenke aufsteigt, findet verschiedene Gedenksteine, die auf die Überreste der heute noch deutlich erkennbaren keltischen Ringwälle aufmerksam machen:
(1) Vorgeschichtliche befestigte / Siedelung / äußerer Ringwall / angelegt von den Kelten gegen / die vordrängenden Germanen / etwa 100 Jahre vor Christus
Verschiedene Inschriften weisen auf die Tore des inneren Ringwalls hin, von dem es auf einem Stein links an der Fahrstraße kurz vor der Ruine des Stephansklosters heißt:
(2) Vorgeschichtliche befestigte
Siedelung
innerer Ringwall
angelegt von den Kelten gegen
die vordrängenden Germanen
etwa 100 Jahre vor Christus
In dem äußeren Ringwall war eine Wasserstelle, der heutige Bittersbrunnen, einbezogen:
(3) Bittersbrunnen
Wasserstelle innerhalb der befestigten
Siedelung
etwa 100 Jahre vor Christus
Die lebhafte Bautätigkeit in den letzten Jahren gerade im Stadtteil Neuenheim hat viele römerzeitliche Funde, Scherben und Steinreste ans Licht gebracht. In mühevoller Kleinarbeit konnte daraus ein deutliches Bild von dem Umfang und Verlauf der römischen Befestigungsanlagen und der bürgerlichen Niederlassung aus der Zeit von der Mitte des 1. nachchristlichen Jahrhunderts bis zum Einbruch der Alemannen um 260 gewonnen werden. Ein großer Naturstein auf dem nördlichen Neckarufer zwischen Werder- und Keplerstraße erinnert an die römische Pfahlbrücke und eine Inschrift auf der Ecke Jahn- und Posseltstraße an das frühe Neuenheimer Kastell:
(4)
Römer-Kastell
an der Heerstraße
Neuenheim - Ladenburg
etwa 70 bis 120 nach Christus
In das frühe Mittelalter und in die Blütezeit klösterlicher Kultur weist die Gedenktafel inmitten der Ruinen der Michaelsbasilika, die einst auf der nördlichen Kuppe des Heiligenberges errichtet wurde, zurück:
(5) Michaels-Kloster
von dem
Benediktinerkloster Lorsch
gegründet um 870.
Romanischer Umbau
um 1030 Gothische Änderungen
im 13. Jahrhundert Kloster von den Mönchen
verlassen um 1500
Gebäude hierauf verfallen
und als Steinbruch benützt.
Auf der südlichen Kuppe des Heiligenberges errichteten die Mönche des Michaelsklosters im 11. Jahrhundert eine zweite klösterliche Niederlassung. Darüber besagt eine Inschrift an den niedrigen Mauerresten:
(6) Stefans-Kloster / erbaut um 1090 / Von den Mönchen verlassen und verfallen / um 1600
Der Aussichtsturm, der dicht daneben sich erhebt und einen wundervollen Blick über die Höhen des Odenwaldes, ins Neckartal und in die Rheinebene gewährt, wurde aus Steinen des einstigen Klosters erbaut. Er trägt an der Westseite folgende Inschrift:
(7) 1885
Errichtet an der Stelle und aus den Trümmern der
Klostergebaeude durch
den Verschönerungsverein
Neuenheim und Freunde
aus der Umgebung
Später als die kirchlichen Bauten auf dem Heiligenberg waren auf den Hangstufen des Königstuhls zwei Burgen entstanden, die eine auf dem Jettenbühl, die andere auf dem kleinen Gaisberg. Im Garten der Molkenkur steht ein mächtiger Naturstein mit einer Inschrift, die darauf Bezug nimmt:
(8) Hier stand
das
alte Heidelberger Schloß
urkundlich zum ersten Mal erwähnt
im Jahre 1225
als
obere Burg
im Jahre 1303
Durch Blitzschlag zerstört
am 25. April 1537
Besonders zahlreich sind die Heidelberger Erinnerungstafeln, die den Verlauf der mittelalterlichen Stadtbefestigung andeuten. Die ältere Stadtmauer begann beim Glockenturm des Schlosses, zog geradewegs den Berg herab auf den Neckar zu und war hier an der Ostseite durch mehrere Türme verstärkt. Darauf weisen die folgenden drei Inschriften hin:
(9) Hier stand der Eselspfadturm / der mittelalterlichen Stadtbefestigung / genannt nach den Eseln, welche das Mehl aus / der Herrenmühle nach dem Schloß trugen / erbaut im 13. Jahrhundert, zerstört 1689-1693
(Am Hause Eselspfad 1)
(10) Hier stand der Kaltetalturm der mittelalterlichen / Stadtbefestigung erbaut im 13. Jahrhundert / zerstört 1689-93 (Am Hause Karlstraße 22)
(11) Hier stand das innere Obertor / auch Jakobspforte genannt / der mittelalterlichen Stadtbefestigung / erbaut im 13. Jahrhundert - abgetragen 1750 / ersetzt durch das östlich der Herrenmühle gelegene / hintere oder äußere Obertor / und später durch das Karlstor (Über dem Gartentor des Hauses Hauptstraße 233)
Weiterhin führte die Stadtmauer den Neckar entlang über Leyertor, Tränktor, Judentor bis zum Mantelturm, bog von hier im rechten Winkel ab hinauf bis zum Hexenturm. Hier teilte sich die Mauer, eine kleinere zog auf das Keltertor zu, eine andere folgte dem Verlauf der heutigen Seminarstraße und Zwingerstraße und erreichte so das Schloß. Wo einst die genannten Tore sich befanden, geben verschiedene Inschriften an:
(12)
Hier stand das / Leyertor / der mittelalterlichen / Stadtbefestigung / benannt nach den / Löhern = Lohgerbern / die in der Leyergasse / wohnten / erbaut im 13. Jahrhundert / zerstört 1689-1693 (Am Hause Leyergasse 2)
(13)
Tränktor / Erinnerung an mittelalterliche / Stadtbefestigung (Obere Neckarstraße l, über dem Durchgang zum Neckarufer)
(14) Hier stand das / Judentor der mittelalterlichen Stadtbefestigung / erbaut im 13. Jahrhundert / zerstört / im 18. Jahrhundert (In der Lauerstraße, am Hause Dreikönigstraße 2)
Erneuerungsbedürftig ist die Inschrift auf dem Sandstein, der an den Überresten des Mantelturms zwischen Marstallstraße und Großer Mantelgasse angebracht ist:
(15) Hier stand der Mantel / oder / Frauenturm / der mittelalterlichen Stadtbefestigung / verwendet als Frauengefängnis / und daher „Käfig" genannt / erbaut / im 13. Jahrhundert / zerstört 1689-1693
Nach der Erweiterung der Stadt im Jahre 1392 wurde die Stadtgrenze bis zum heutigen Bismarckplatz nach Westen vorgeschoben und die Vorstadt mit Ausnahme der Neckarseite in die Befestigung durch starke Mauern und wehrhafte Türme einbezogen. Zu dieser jüngeren Stadtbefestigung gehört eine Reihe von Türmen, an die die folgenden Gedenksteine erinnern:
(16)
Hier stand als nordwestlicher / Eckpfeiler / der mittelalterlichen Stadtbefestigung / der / Roteturm / mit zahlreichen / Schießscharten / genannt nach seinem / roten Ziegeldach / erbaut / im 16. Jahrhundert / zerstört 1689-1693 (Ecke Sophienstraße und Neckarstaden)
(17)
Hier stand das Speyerer Tor / der mittelalterlichen / Stadtbefestigung / erbaut im 15. Jahrhundert / abgetragen 1752, / ersetzt durch / das weiter westlich gelegene / Mannheimer Tor 1752 / dieses wieder abgerissen 1856 / (Ecke Sophien- und Hauptstraße am Photohaus Bruckert)
(18) Hier stand der
Pulverturm
der mittelalterlichen
Stadtbefestigung
mit dem Vorwerk
Trutzkaiser
durch einen
Laufgraben verbunden
erbaut im 16. Jahrhundert
zerstört 1689-1693
(Ecke Friedrich-Ebert-Anlage und Sophienstraße am Europäischen Hof)
Der hier genannte „Trutzkaiser" war ein Festungswerk, das Kurfürst Friedrich I., der Pfälzer Fritz, auf dem Hügel des unteren Gaisbergs angelegt hatte. Steigt man beim Viktoria-Hotel in den Stadtwald auf, so kommt man an einem Gedenkstein vorbei:
(19) Vorwerk
Trutzkaiser
erbaut im 15. Jahrhundert
zerstört 1622
wiederhergestellt 1666
vernichtet 1689-1693
In der Friedrich-Ebert-Anlage ist nicht nur an einer Gartenmauer der Hinweis zu lesen:
(20)
Stadtmauer
erbaut 1601-1620
Zerstört 1689-1692
sondern wir werden auch auf zwei weitere Tore der jüngeren Stadtbefestigung aufmerksam gemacht:
(21) Hier stand das / Schießtor / der jüngeren Stadtbefestigung / genannt nach dem / davor liegenden steinernen Schießhaus / erbaut um 1600 / zerstört 1689-1693 / (Am Hause Friedrich-Ebert-Anlage 49)
(22) Hier stand das / Kuhtor / der jüngeren Stadtbefestigung / benutzt zum täglichen / Austrieb der Kühe / zur Weide / erbaut um 1600 / abgerissen und durch / das Klingentor / ersetzt um 1650
(In der Friedrich-Ebert-Anlage, an der Gartenmauer des Hauses Plöck 68)
Am Klingentor selbst steht auf zwei gleichlautenden, gemalten Schildern geschrieben:
(23) Klingentor / erbaut um 1650 / Turmbau abgetragen 1738
An der hohen Mauer gegenüber der Polizeidirektion am Schloßberg ließ der Verein Alt-Heidelberg eine mit dem Bilde des ehemaligen Keltertors geschmückte Gedenktafel anbringen. Ihr Text lautet:
(24) Hier stand bis zum Jahr 1877 / ein Tor mit Überbau, / das Keltertor / Verein Alt-Heidelberg
Und schließlich sei noch eine letzte Inschrift genannt, die von einem Tor der Heidelberger Stadtmauer berichtet. Sie befindet sich auf einem in die Hofmauer des Landgerichts in der Seminarstraße eingelassenen roten Sandstein:
(25) Hier stand das / Mark[t]bronnertor / der mittelalterlichen Stadtbefestigung / erbaut im 16. Jahrhundert / zerstört 1689-1693
Das großartigste Bauwerk inmitten der kurfürstlichen Residenzstadt war die um 1400 erbaute Heiliggeistkirche am Marktplatz. Auf ihren hochgelegenen Emporen stand einst die weltberühmte Palatina, eine Bibliothek, die von Kurfürst Philipp dem Aufrichtigen (1476-1508) begründet und von dem kunstsinnigen Ott-Heinrich (1556-1559) großzügig vermehrt worden war. Sie enthielt einzigartige Kostbarkeiten, wie die Evangelienharmonie Otfried von Weißenburgs oder eine Bilderhandschrift des Sachsenspiegels. Auf das spätere Schicksal der kostbaren Büchersammlung weist eine Tafel an der Südseite der Kirche hin:
(26) In dieser Kirche
stand die berühmte pfälzische
Universitäts- und Landesbibliothek
bis zu ihrer Wegführung nach Rom
durch Tilly im Februar 1623
Zu den eindrucksvollsten älteren Bauten Heidelbergs zählt neben der Schloßruine und der Heiliggeistkirche vor allem die alte Brücke, die sich über den Strom schwingt, „wie der Vogel des Waldes über die Gipfel fliegt" (Hölderlin) und durch die in dem vielgerühmten Städtebild besonders wirkungsvolle Akzente gesetzt werden. Eine auf der nördlichen Seite des imposanten Torturms angebrachte Tafel erzählt ausführlich die wechselvolle Geschichte der Brücken über den Neckar:
(27) Alte Brücke
Hier standen im Mittelalter - etwa seit 1300 - hölzerne, gedeckte Brücken, die vielfach durch Hochwasser, Eisgang oder Feuer vernichtet wurden. Auf dem nördlichen Brückenpfeiler, da wo sich heute das Standbild der Minerva befindet, erhob sich der Brückenturm - etwa seit 1400 -. In einer Nische dieses Turmes befand sich als Heidelberger Wahrzeichen ein steinerner Affe.
Darunter stand folgender Spruch:
„Was thustu mich hie angaffen?
Hastu nicht gesehen den alten Affen,
Zu Heydelberg sieh dich hin und her,
Da findestu wol meines gleichen mehr“
(Nach Merian) [Martin Zeiller 1622]
Der Brückenturm mit Affe wurde 1689 von den Franzosen gesprengt, die Holzbrücke verbrannt. Die letzte Holzbrücke fiel im Jahre 1784 einem gewaltigen Eisgang zum Opfer. Die heutige „alte Brücke" ist die erste Steinbrücke. Diese wurde 1786/88 von Bauinspektor Mathias Maier erbaut.
Auf der der Altstadt zugewandten Seite des Brückenturmes berichtet eine Inschrift von der denkwürdigen Erstürmung der Brücke während des zweiten Koalitionskrieges, ein Ereignis, das der Maler Friedrich Rottmann in dem bekannten reizvollen Bilde festgehalten hat. Eine schwache österreichische Besatzung wehrte an diesem Tage die Angriffe zweier französischer Kolonnen, die die Bergstraße heruntergekommen waren und in Heidelberg einzudringen versuchten, mit rühmlicher Standhaftigkeit ab.
(28) Diese Brücke verteidigte am 10. Oktober 1799
gegen den Ansturm der Franzosen
mit heldenmütiger Tapferkeit
und siegreichem Erfolg
das österreichische Ulanen-Regiment
„Fürst Schwarzenberg"
Überaus schmerzlich ist für jeden Heidelberger die Erinnerung an die letzten Tage des zweiten Weltkrieges, da die drei Neckarbrücken sinnlos gesprengt wurden. Eine schwarze Marmortafel an der Nordseite des Brückenturms gedenkt der Zerstörung und des raschen Wiederaufbaus der alten Brücke:
(29) Am 29. März 1945, einem der letzten Tage des großen Krieges, wurde diese Brücke, zusammen mit den anderen Neckarbrücken sinnlos gesprengt. Im Bewußtsein der Bedeutung der Brücke für das Bild und die Geschichte Heidelbergs haben die Bürger der Stadt den Wiederaufbau beschlossen und ausgeführt. Am 26. Juli 1947 konnte die Brücke dem Verkehr übergeben werden. Möge sie ein gütiges Geschick vor weiteren Zerstörungen bewahren.
Bevor der Neckar in sein kanalisiertes Bett gezwungen wurde, konnte er recht ungebärdig werden. Die größte Überschwemmung, von der wir wissen, erlebte Heidelberg Ende Februar 1784. Das Wasser reichte damals bis in die Hauptstraße herauf, 39 Gebäude wurden von den Fluten weggerissen, viele andere beschädigt, insgesamt belief sich der Schaden auf 95000 Gulden. Sehr nüchtern gibt eine Inschrift an dem Hause Untere Straße l Kunde von dieser Katastrophe:
(30)
Däglicher / Erinnerung des / 1784. Jahrs des 27. / Februarius Wasser-Höche
An verschiedenen Stellen der Stadt sind weiter denkwürdige Hochwasserstände des Neckars vermerkt, so am westlichen Tor des Marstalls für die Jahre 1817, 1824 und 1882, an einem südlichen Pfeiler der alten Brücke für 1885. Am Hause Lauerstraße 5 steht über einem Rundbogentor:
(31) Pfister-Mühle durch Hochwasser zerstört 30. Okt. 1824
Das für die jüngste Baugeschichte Heidelbergs wichtigste Ereignis war die Einweihung des neuen Bahnhofs im vergangenen Jahr auf einem bereits seit Jahrzehnten vorgesehenen Gelände. Eine Inschrifttafel in der großen und lichten Bahnhofshalle besagt:
(32) Der neue Bahnhof Heidelberg
wurde nach langer
durch zwei Weltkriege unterbrochener Bauzeit
am 5. Mai 1955
im Beisein des Herrn Bundespräsidenten
Prof. Dr. Theodor Heuß
eröffnet. Am gleichen Tage wurde
der Streckenabschnitt Bruchsal-Heidelberg
zum erstenmal elektrisch befahren
Bedeutende Persönlichkeiten
Auf dem Philosophenweg wurde Liselotte von der Pfalz, die als eine der liebenswürdigsten Verkörperungen unverwüstlichen pfälzischen Wesens in Heidelberg große Verehrung genießt, ein Gedenkstein auf gestellt, darauf steht geschrieben:
(33) Liselotte-Platz / Zur Erinnerung an / Elisabeth Charlotte / die Pfälzer Liselotte / Pfalzgräfin bei Rhein Herzogin v. Orléans / geb. in Heidelberg 27. Mai 1652 / gest. in St.Cloud 8. Dezember 1722 / Errichtet vom Gemeinnützigen Verein 1908
Die mannigfachen Beziehungen Goethes zu Heidelberg sind in ihren wesentlichen Etappen in einigen Inschrifttafeln festgehalten. Es war eine entscheidende Wende im Leben des Dichters, als er in Heidelberg im Herbst 1775 die begonnene Italienreise aufgab und dem Ruf des Herzogs Karl August, nach Weimar zu kommen, folgte. Die Angabe auf der Gedenktafel am Hause Hauptstraße 196:
(34) Von hier
aus dem Hause seiner mütterlichen Freundin
Dorothea Delph
reiste Goethe
der Einladung Karl August's folgend
am 4. November 1775
nach Weimar
ist allerdings unrichtig, denn die Delph hat dieses Haus erst 1782 erworben. Wo sie zuvor wohnte, ist nicht bekannt. Wir dürfen aber annehmen, daß Goethe bei seinen späteren Heidelberger Aufenthalten die Freundin in diesem Hause besuchte.
Als im Jahre 1810 die Brüder Sulpiz und Melchior Boisseree von Köln nach Heidelberg übersiedelten und hier ihre aufsehenerregende Gemäldesammlung altdeutscher und niederländischer Meister der Öffentlichkeit zugänglich machten, da erhofften sie sich von dem Urteil Goethes einen starken Einfluß auf die Kunstmeinung weiter Kreise. Am 24. September 1814 traf Goethe in Heidelberg ein, blieb zwei Wochen lang im Hause der kunstbegeisterten Boisserees zu Gast und ließ die hier aufgestellten Bilder, unter denen sich Werke von Dürer, Lukas van Leyden, der Brüder van Eyck usw. befanden, auf sich wirken. Zwei Tafeln an der breiten Front des vornehmen Hauses Hauptstraße 209 (heute Landratsamt) halten diese Vorgänge fest:
(35) In diesem Hause befand sich
von 1810 - 1819 die berühmte
Sammlung altdeutscher Gemälde der
Brüder Sulpiz und Melchior Boisseree
(36) In diesem Hause hat Goethe
als Gast der Brüder Boisseree
vom 24. September bis zum 9. Oktober 1814
und vom 21. September bis zum 7. Oktober 1815 gewohnt
Im Herbst 1815 traf Goethe in Heidelberg mit seinem alten Freund von Willemer und dessen junger Frau Marianne zusammen, die in der Begegnung mit dem Genius zur Dichterin wurde. Die Leidenschaft jener Herbsttage klingt in den Suleika-Liedern des „Westöstlichen Divan" nach. Neun Jahre später, am 28. August 1824, dem Geburtstag Goethes, stand Marianne wieder auf dem Schloß in schmerzlicher Erinnerung. Da entstanden ihre wundervollen Verse, die auf der schon etwas beschädigten Gedenktafel im westlichen Schloßgarten zu lesen sind:
(37) An diesem Orte weilte
Goethe
mit Vorliebe sinnend und dichtend
in den Herbsttagen 1814 und 1815
Darunter steht:
Auf der Terrasse hochgewölbtem Bogen
War eine Zeit sein Kommen und sein Gehn;
Die Chiffer, von der lieben Hand gezogen,
Ich fand sie nicht, sie ist nicht mehr zu sehn.
O schließt euch nun, ihr müden Augenlider,
Im Dämmerlicht der fernen schönen Zeit
Umtönen mich des Freundes hohe Lieder.
Zur Gegenwart wird die Vergangenheit.
Marianne Willemer (Suleika)
aus ihrem hier entstandenen Gedicht
vom 28. August 1824
Zur Erinnerung an den 150. Geburtstag Goethes
den 28. August 1899
und die aus Anlaß desselben
in Gegenwart Ihrer Königlichen Hoheiten
[d]es Großherzogs Friedrich und der
[G]roßherzogin Luise von Baden
[sta]ttgefundene städtische Goethe-Feier
[mit der v]on Kuno Fischer gehaltenen Festrede
[a]m 29. Oktober 1899
Als Achim von Arnim und Clemens Brentano 1805 bzw. 1806 nach Heidelberg kamen und gemeinsam die Liedersammlung „Des Knaben Wunderhorn" herausgaben (1805-1808), begann die zweite Blüte der Romantik in Süddeutschland. Daran muß man denken, wenn man die Gedenktafel am Hause Hauptstraße 151 sieht:
(38) In diesem Hause wohnten
Achim von Arnim und Clemens Brentano
dichtend und sammelnd an
des Knaben Wunderhorn 1808
Begeistert von der landschaftlichen Schönheit Heidelbergs hat der Romantiker-Dichter Joseph von Eichendorff die Eindrücke aus seiner Jugendzeit - er studierte gemeinsam mit seinem Bruder an der Ruperto Carola - noch einmal in jenen berühmten Versen seines „Robert und Guiskard" aufklingen lassen, die in den Gedenkstein der Eichendorff-Anlage eingemeißelt sind:
(39) Eichendorff-Anlage / In dieses Märchens Bann verzaubert stehen / Die Wandrer still. - Zieh weiter, wer da kann! / So hatten sie's in Träumen wohl gesehen, / Und jeden blickt's wie seine Heimat an, / Und keinem hat der Zauber noch gelogen, / Denn Heidelberg war's, wo sie eingezogen.
Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857) studierte 1807-1808 in Heidelberg
Unvergängliche Verse zum Lob unserer Stadt danken wir auch dem schwäbischen Dichter Friedrich Hölderlin, dem zu Ehren am Philosophenweg ein Gedenkstein errichtet wurde, darauf geschrieben steht:
(40) Hölderlin-Anlage
Heidelberg
Lange lieb' ich dich schon,
möchte dich Mir zur Lust,
Mutter nennen,
und Dir schenken ein kunstlos Lied,
du der Vaterlandsstätte ländlich schönste,
So viel ich sah.
Friedrich Hölderlin (1770-1843)
Anfangsvers eines der schönsten Gedichte zum Preise Heidelbergs
Am Geburtshaus Gottfried Nadlers, des fröhlichen Klassikers der pfälzischen Mundartdichtung, trägt eine Sandsteintafel die folgende Inschrift:
(41) In diesem Hause / wurde der Pfälzer Mundartdichter / Karl Gottfried Nadler / am 10. August 1809 geboren
(Am Hause Augustinergasse 7)
Wie kein zweiter hat Nadler, der eine Zeitlang als Aktuar am Oberamt Heidelberg beschäftigt war und sich später als Rechtsanwalt niederließ, mit köstlichem Humor und drastischer Satire seine Mitbürger und Landsleute mit all ihren Vorzügen und Schwächen treffend geschildert. Der bereits 1847 verstorbene Verfasser des Gedichtbandes „Fröhlich Pfalz, Gott erhalts" hat auf dem Heidelberger Bergfriedhof seine letzte Ruhestätte gefunden.
Auf den Aufenthalt des Dichters Nikolaus Lenau, der sich in Heidelberg als Privatdozent niederlassen wollte, doch bald in geistige Umnachtung verfiel und 1850 starb, weist eine Inschrift am Hause Hauptstraße 146, das früher das Gasthaus zum „König von Portugal" war, hin:
(42) Zur Erinnerung an
Nikolaus Lenau
der in diesem Hause
1831 und 1832 wohnte
errichtet an seinem hundertsten
Geburtstag dem 13. August 1902
von der Stadt Heidelberg
Die Romantik war bereits im Verebben, als Friedrich Hebbel am Samstag vor Ostern 1836 nach Heidelberg kam und bis zum Herbst hier mit ungemeiner Aufgeschlossenheit Jurisprudenz studierte. Eine nur schwer lesbare Inschrift am Hause Untere Straße 16 gedenkt des Dichters:
(43) In diesem Hause hat / der Dichter / Christian Friedrich Hebbel / im S.S. 1836 als stud. jur. / der Ruperto-Carola / von April-September gewohnt
Auch der niederdeutsche Dichter Fritz Reuter (1810-1874) weilte kurze Zeit in den Mauern der Neckarstadt:
(44)
Hier wohnte Fritz Reuter 1840 u. 1841
(Obere Neckarstraße 5)
Von allen Dichtern, die Heidelberg und seine Landschaft begeistert besungen haben, ist keiner in dieser Stadt so volkstümlich geworden wie Viktor von Scheffel. Sein „Alt-Heidelberg, du feine . . ." ist das bekannteste Heidelberglied; und mit seinen fröhlichen Trinkliedern vom Zwerg Perkeo, vom Rodensteiner, vom Enderle von Ketsch hat er sich in die Herzen der studentischen Jugend von Generationen hineingesungen. Sein Denkmal auf der Schloßterrasse, die seinen Namen trägt, wurde im zweiten Weltkrieg eingeschmolzen. Aber eine Tafel am „Scheffelhaus" in der Ziegelhäuser Landstraße 21 erinnert an Scheffels Heidelberger Zeit in den Jahren zwischen 1844 bis 1847:
(45) J. V. v. Scheffel / erlebte in diesem Hause / fröhliche Stunden im Geiste / geistesverwandter Gelehrter und Bürger Heidelbergs. / Hier fanden allwöchentlich / die feucht-fröhlichen Sitzungen des Vereins / „Der Engere" statt und hier entstand manches / Lied zum Lob und Preis Alt-Heidelbergs
Der große Schweizer Erzähler Gottfried Keller erlebte in Heidelberg den badischen Aufstand vom Mai 1849. Seine bösen Worte über die Heidelberger Bevölkerung: „Überhaupt ist hier ein lumpiges, liederliches Volk: alles lebt ganz und gar von den Studenten . . ." dürfen wir ihm nicht nachtragen, denn er hat andererseits in wundervollen Zeilen die alte Brücke besungen: „Schöne Brücke, hast mich oft getragen, wenn mein Herz erwartungsvoll geschlagen und mit Dir den Strom ich überschritt . . ." Er wohnte einige Zeit im Hause Neckarstaden 62, woran eine kleine Tafel erinnert:
(46) Hier wohnte / Gottfried Keller / von Mitte April 1849 bis 6. April 1850
Kaum allgemein bekannt ist der Verfasser des heute noch gesungenen Nationalliedes der Handschuhsheimer, den eine Inschrift am Hause Dossenheimer Landstraße 38 ehrt:
(47) In diesem Hause wohnte / in den Jahren 1886-1891 / der Dichter unseres Heimatliedes: / „An des Berges Fuß gelegen" / Pfarrer D. Albert Ludwig / Gewidmet vom Handwerkerverein Handschuhsheim
Adolf Schmitthenner, der mit Heidelberg aufs engste verbundene Meister volkstümlicher Erzählkunst, möge den Reigen der Dichter, für die Gedenktafeln errichtet wurden, beschließen. Am Tor des Pfarrhauses in der Heiliggeiststraße 17 lesen wir:
(48) Dem Dichter / Adolf Schmitthenner / Pfarrer bei Heiliggeist / zum Gedächtnis / 1854 - 1907
Geringer ist die Zahl der bildenden Künstler, an die wir bei einem Gang durch die Stadt erinnert werden, Mit Recht hat der aus Frankreich emigrierte Maler und Zeichner Karl Graf von Graimberg an würdiger Stelle im Schloßhof eine Gedenktafel erhalten. Denn dieser kunstsinnige Edelmann, der 1810 nach Heidelberg kam, rettete das seit 1689 zerstörte Schloß vor dem völligen Verfall. Ergriffen von der Schönheit des Bauwerks fertigte er davon Gesamtansichten und Detailzeichnungen an, die rasch Verbreitung fanden und das Interesse für die großartige Ruine weckten.
(49) Dem Andenken
an Karl Graf von Graimberg
geb. zu Schloß Paar in Frankreich 1774
gest. zu Heidelberg 1864
widmet diesen Denkstein in dankbarer
Anerkennung der Verdienste,
die er sich um diese Ruinen als Künstler
durch seine bildlichen Darstellungen
und als schützender Freund erworben hat.
Die Stadtgemeinde Heidelberg
1840 wurde Graf von Graimberg, der auch den Grundstock zu den Sammlungen des Kurpfälzischen Museums legte, das Bürgerrecht der Stadt Heidelberg verlichen. Auf dem Bergfriedhof fand er seine letzte Ruhestätte. Die Heidelberger Maler der Romantik, Fohr, Fries, Rottmann und Köster sind in Ausstellungen und Publikationen immer wieder gebührend gewürdigt worden. Den drei letzteren wurden auch Erinnerungstafeln gewidmet.
(50) Zur Erinnerung / an die Heidelberger / Maler Ernst Fries 1801-1833 / Bernh. Fries 1820-1879
(Am Hause Rohrbacher Straße 57, verschollen)
(51) In diesem Hause / wurde der Maler Karl Rottmann / Sohn des Zeichenmeisters Friedrich Rottmann / am 11. Januar 1798 geboren
(An der Nordseite des Handschuhsheimer Schlößchens)
Und am Eröffnungstage der Gedächtnisausstellung für Christian Philipp Koester wurde am Hause Untere Neckarstraße 30 eine Gedenktafel enthüllt, auf der zu lesen ist:
(52) In diesem Hause wohnte / von 1839 bis 1851 / der Maler Christian Philipp Koester / geb. zu Friedelsheim 13. 2. 1784 / gest. hier 27. 11. 1851
Hier sei noch eine kurze Inschrift eingefügt, die sich auf den Komponisten Robert Schumann (1810-1856) bezieht:
(53) Hier wohnte
Robert Schumann 1829 - 30
(Am Hause Hauptstraße 160)
Von den bedeutenden Professoren der Universität, deren Namen auf Erinnerungstafeln zu finden sind, wollen wir zunächst einige Juristen erwähnen, die im Laufe des 19. Jahrhunderts in entscheidender Weise den Ruhm der Hochschule gefördert haben. Dem Begründer des hervorragenden Rufs der Heidelberger Pandektenprofessur und Wiedererwecker der alten Musik ist eine Tafel am Hause Karlstraße 16 gewidmet:
(54) Anton Friedrich Thibaut
wohnte hier 1808-1840
Der berühmte Kriminalist Mittermaier war von 1821 bis 1867 Professor in Heidelberg, er wohnte während dieser langen Zeit in dem Hause Karlstraße 8:
(55) Zur Erinnerung an
Karl Joseph Anton Mittermaier
geb. in München 5. Aug. 1787
gest. in Heidelberg 28. Aug. 1867
Bewohner und Eigenthümer dieses Hauses
von 1821-1867
gestiftet von Stadt und Universität Heidelberg
5. Aug. 1887
In die Reihe der großen Heidelberger Juristen gehören auch v. Vangerow, der als Student zu Füßen Thibauts saß:
(56) C. A. v. Vangerow
1840-1870
(Märzgasse 18)
und der Staatsrechtslehrer Robert v. Mohl, der als Mitglied des Paulskirchenparlaments eine Zeitlang Reichsjustizminister war:
(57) Hier wohnte
Robert von Mohl
1841-1861
(Hauptstraße 78)
Auch der Professor der Rechte Bluntschli, ein Schweizer, hat an dem politischen Leben seines neuen Vaterlandes lebhaften Anteil genommen. Ihm ist eine Gedenktafel an der Ostseite des Hauses Plöck 68 gewidmet.
(58) Zur Erinnerung
an Joh. Kaspar Bluntschli
geb. 7. März 1808 in Zürich
gest. 21. Oktober 1881 in Heidelberg
Bewohner und Eigentümer dieses Hauses
von 1864 bis 1881
An die Wirksamkeit des Universalhistorikers Friedrich Christoph Schlosser erinnert eine Inschrift am Hause Grabengasse 9 hinter der Peterskirche:
(59) Der Geschichtsschreiber
und Lehrer an der Hochschule zu Heidelberg
Fried. Christoph Schlosser
bewohnte dieses Haus als Eigenthümer
vom Jahre 1819 - 1853
Georg Gottfried Gervinus war einer der mutigen Göttinger Sieben, seit 1844 lehrte er Geschichte an der Ruperto-Carola und später war er auch Mitglied des Paulskirchenparlamentes. Er wohnte in dem Hause Friedrich-Ebert-Anlage 5:
(60) Georg Gottfried Gervinus
bewohnte dieses Haus
in den Jahren 1860-1871
Wer über der Haustür Friedrich-Ebert-Anlage 41 die Inschrift auf der roten Sandsteintafel liest:
(61) Hier wohnte Richard Rothe
von 1861 bis zu seinem Tode 1867
muß wohl erst ein biographisches Lexikon nachschlagen, um zu erfahren, daß es sich hier um einen einst sehr bekannten evangelischen Theologieprofessor handelt, der den christlichen Sozialismus vorbereitete.
Auch eine Reihe von hervorragenden Naturwissenschaftlern wird auf Heidelberger Inschrifttafeln genannt. So erinnert eine Inschrift an dem alten Chemischen Institut der Universität, Plöck 55, daran, daß Robert Bunsen, der große Chemiker, der 37 Jahre lang in Heidelberg wirkte, hier seine Dienstwohnung hatte:
(62)
In diesem Hause wohnte
der Chemiker
R. W. Bunsen
von 1855-1888
Und an dem prachtvollen Barockpalais zum „Riesen", Hauptstraße 52, wird in einer Inschrift der gemeinsamen Forschungserfolge Bunsens und des Physikers Kirchhoff, seines Freundes, ehrend gedacht:
(63) In diesem Hause hat
Kirchhoff 1859
seine mit Bunsen begründete Spektralanalyse
auf Sonne und Gestirne gewandt
und damit die Chemie des Weltalls erschlossen
Außerhalb der Fachwelt ist dagegen heute der großherzoglich badische Geheimrat und Professor der Chemie Hermann Kopp (1817-1892), dem am Hause Plöck 79 eine Erinnerungstafel gewidmet ist, nicht mehr bekannt. Im dritten Viertel des 19. Jahrhunderts jedoch waren seine Werke berühmt und selbstverständliches Rüstzeug der Studierenden.
(64) In diesem Hause
wohnte der Chemiker Hermann Kopp
von 1867-1892
Hier dürfen wir als vierten Naturwissenschaftler den Astronomen Max Wolf (1863-1932) nennen, der in Deutschland die Himmelsphotographie einführte und damit der astronomischen Forschung neue Möglichkeiten erschloß. Er war der Begründer der Landessternwarte auf dem Königstuhl. Als junger Student richtete er sich auf seinem Elternhaus, Märzgasse 16, eine kleine Sternwarte ein:
(65) In diesem Hause wurde der Astronom
Max Wolf
am 21. Juni 1863 geboren,
errichtete als Student seine Sternwarte,
machte 1884 - 1897 seine ersten Entdeckungen
und wies durch seine Aufnahmen des
gestirnten Himmels der Forschung
neue Bahnen
Ein volles Menschenalter wirkte der große Philosoph Kuno Fischer in Heidelberg (1872-1907). Lange Zeit wohnte er im Hause Plöck 50, an dem eine schwarze Tafel mit goldener Schrift berichtet:
(66) In diesem Hause
das sein Eigentum war, wohnte
Kuno Fischer von 1873-1887
An demselben Hause erinnert eine zweite Inschrift an Adolf Kußmaul, den berühmten Verfasser der „Jugenderinnerungen eines alten Arztes", der Privatdozent in Heidelberg war und später hier eine ärztliche Tätigkeit ausübte:
(67) Hier wohnte
Adolf Kußmaul
Ostern 1888 -28. Mai 1902
Längst verblaßt ist der Glanz des Namens von Karl Bernhard Stark, der die archäologische Sammlung der Universität begründete. In Dankbarkeit hat ihm eine frühere Generation an der Stätte seines Wirkens, am Hause Augustinergasse 7, eine Gedenktafel gewidmet:
(68) Hier wohnte und wirkte
als Gründer und Leiter des
Archäologischen Museums
Karl Bernhard Stark
1868-1879
Ebenso fern steht uns heute jener Stadtdirektor Freiherr von Fischer, dessen Verdienste um die Verschönerung der Stadt in einer wenig beachteten Inschrift an der Gartenmauer des Hauses Friedrich-Ebert-Anlage 4 gedacht wird:
(69) Dem Andenken
des Stadt-Direktors Frhr. von Fischer
der sinnig und beharlich
während kurzer Wirksamkeit
dem Entstehen dieser freundlichen Anlage
die thätigste Theilnahme widmete
MDCCCXXXI
Wir können in der Gegenwart nur schwer die Frage nach der Berechtigung der einen oder anderen Gedenktafel aufwerfen, denn wir wissen oft nicht, was eine Persönlichkeit den Zeitgenossen bedeutet haben mag. So wollen wir auch die Inschrift am Hause Hauptstraße 84 mit gebührender geschichtlicher Pietät betrachten:
(70) In diesem Hause
wohnte von 1856 - 1868
Henriette Feuerbach
die treusorgende Mutter
Anselm Feuerbachs
Mit berechtigtem mitbürgerlichem Stolz wird jeder Heidelberger die Inschrift, die an dem bescheidenen Hause in der engen Pfaffengasse 18 angebracht ist, lesen, denn hier begann der Lebensweg eines vorbildlichen Deutschen, des ersten Präsidenten der Weimarer Republik, Friedrich Ebert:
(71) Geburtshaus
des 1. Reichspräsidenten
der deutschen Republik
Friedrich Ebert
In einer stattlichen Anzahl von Gedenkinschriften hat Heidelberg seiner Verehrung und Dankbarkeit gegenüber Künstlern und Gelehrten sowie Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die mit Heidelberg besonders verbunden waren, Ausdruck gegeben. Die Inschriften zeugen von einem lebendigen Geschichtsbewußtsein bei den Bürgern der Stadt. Was aber nun in so edler Gesinnung geschaffen wurde, verdient, auch in der Gegenwart beachtet und gewürdigt zu werden, es verlangt Sorgfalt und Pflege, vor allem Schutz vor mutwilliger Zerstörung. Wer es unternimmt, in den Gassen der Altstadt und auf den bewaldeten Höhen unserer heimatlichen Berge nach solchen Gedenktafeln zu suchen, dem erschließen sich dabei manche verborgenen landschaftlichen und architektonischen Schönheiten unserer vielgepriesenen Stadt.