Heidelberger Geschichtsverein e.V. (HGV)

Der Plättelsweg

Der Plättelsweg (Ried), 1724 erstmals genannt, 1716 "in der Burgsteig", Name wohl von lat. "platea", ist ein alter Paßweg, der vom Neckar über Haspelgasse, Kettengasse, den Schloßberg querend, an der Nordostseite der ehemaligen alten Burg auf der Molkenkur vorbei über die Plättelshöhe zwischen den Höhen des Königstuhls (Alter Hilsbacher Weg-Linsenteicheck) in Richtung Neckartal und Neckargemünd führte. Da das linke Neckarufer durch die hinter dem Karlstor weit vorspringenden Felsen nur schwer begehbar war, diente dieser Paßweg im Kriegsfall nicht nur als Rückzugsweg der Burg, sondern wohl auch als Fluchtweg der Heidelberger in das Hinterland. Zwischen Friesenweg und Alter Burg ist der Weg im Gelände noch sichtbar. Oberhalb der Molkenkur verläuft er in zwei Trassen bis zur Höhe des Königstuhls. Durch den Bau der Bergbahn wurde der Weg teilweise zerstört.

Paßhöhe Königstuhl-Plättelshöhe-Stockbrunnenberg (Sternwarte) Am Südwesthang des Klingenteichs zieht die wohl älteste und steilste Steige auf dieser Seite über einen Paß nach Neckargemünd, der Plättelsweg (13). Er beginnt als Fortsetzung des kurzen Buckels am Schloßeingang und zieht hinter der „Burgfreiheit“ hinauf zur Molkenkur. Dort setzt er sich im Halsgraben der Oberen Burg jenseits der Fahrstraße an der Molkenkur fort und zieht gleichlaufend mit der Bergbahn, von den Kammerforst-Steinbrüchen kurz unterbrochen, hinauf zur Vulpiushütte. Diese Paßhöhe hieß wegen ihres geringen Baumwuchses Plättelshöhe, und dieses führte zur Bezeichnung des Weges „Plättelsweg“. Bis hierher hat dieser seinen steilsten Verlauf. Jenseits der Höhe zog er einst als „Grüner Plättelsweg“, „Rittelsweg“ oder als „Hoher Weg“ in Richtung des alten Hilsbacherweges über die Kaltteichhütte, Kraussteinhütte, Linsenteichhütte und durch den Melacpaß auf die Uferstraße nach Alt-Neckargemünd östlich der Elsenz. Dieser Paßweg ist die kürzeste Verbindung zwischen Klingenteich und Linsenteich. Er ermöglicht es dem Wanderer, den großen Neckarbogen abzuschneiden, um in 2 Stunden wieder ins Tal zu kommen. Der Anfang des Plättelsweges lag einst sowohl unter dem Schutze des Schlosses als auch der Oberen Burg, und er wird wohl oft in Kriegszeiten als letzter Fluchtweg aus der Talenge in das Hinterland benützt worden sein. Vom Linsenteich heraufkommend zweigen an der Kaltteichhütte zwei Wege ab, die nicht über die Plättelshöhe führen, sondern um den Königstuhlhang herum. Es sind die obere und die untere Biersiedersteig, auf denen einst die Bierbrauer ihre Gerste aus dem Elsenztal in die Heidelberger Brauereien führten. Die obere Biersiedersteig (18) zieht über eine ehemalige Kohlplatte (Funkanlage) an der Schloßhanghütte (g) und der Heroldshütte (h) vorbei und mündet am Westhang in den Plättelsweg; die untere (15) durchquert oberhalb des Schlosses das Ziegelried und lenkt zur Stadt hinab. (...)“ (aus: Ludwig Merz, Alte Paßwege, Steigen und Hohlen im Stadtwald, in: aus Ruperto-Carola, XII. Jahrgang, Band 28, Dezember 1960, S. 307-313)

Plättelsweg (Ried) Alter Paßweg, der vom Burgweiler an der Kettengasse, an der Nordostseite der ehemaligen Burganlage der alten Burg auf der Molkenkur vorbei über die Höhen des Königstuhls in Richtung Neckargemünd führte. Da das linke Neckarufer durch die hinter dem Karlstor weit vorspringenden Felsen nur schwer begehbar war, diente dieser Paßweg im Kriegsfall nicht nur als Rückzugsweg der Burg, sondern wohl auch als Fluchtweg der Heidelberger in das Hinterland. Zwischen Friesenweg und Alter Burg ist der Weg im Gelände noch sichtbar. Oberhalb der Molkenkur verläuft er in zwei Trassen bis zur Höhe des Königstuhls. Durch den Bau der Bergbahn wurde der Weg teilweise zerstört.“ (nach Hans-Martin Mumm, Am jähen Steig. Altstraßen und Hohlwege im Stadtwald. Erwägungen zu den Verkehrsbeziehungen Heidelbergs in Mittelalter und früher Neuzeit, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. 9/2004, S. 79-101, vor allem S. 95f.)


Literatur:


Herbert Derwein, Die Flurnamen von Heidelberg. Straßen/Plätze/Feld/Wald. Eine Stadtgeschichte. Heidelberg 1940, Nr. 100, 703


Hans-Martin Mumm, Der Plättelsweg auf den Königstuhl. Eine von der Denkmalpflege vergessene Altstraße, in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtvereins Nr. 19 (2015), S. 193-204


Hans-Martin Mumm, Am jähen Steig. Altstraßen und Hohlwege im Stadtwald. Erwägungen zu den Verkehrsbeziehungen Heidelbergs in Mittelalter und früher Neuzeit, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. 9/2004, S. 79-101, vor allem S. 95f.


Debora Pape, Viele Wege führen nach Schönau. Die Transportverbindungen zwischen Heidelberg und dem Kloster Schönau, in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins, Nr. 23 (2019), S. 181ff.