Jubiläum: Heidelberger Geschichtsverein bereitet sich auf 20. Gründungstag vor / 13. Jahrbuch erschienen

„Sind in ein Vakuum gestoßen“

Von unserem Redaktionsmitglied Michaela Roßner

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© Philipp Rothe

Die Entstehung der "Sozialpsychiatrischen Klinik Heidelberg" in den 1960er Jahren, das Deutsche Tuberkulose-Museum im Rohrbacher Schlösschen sowie das Schlosshotel: Das sind drei spannende Themen, die im gerade erschienenen Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins aufgegriffen werden. Die engagierten Stadthistoriker um Kulturamtsleiter Hans-Martin Mumm (Bild) bereiten aber auch das eigene Jubiläum vor: Im Dezember 1993 hatte sich der Verein in den Räumen der Volkshochschule gegründet.

"Wir werden das Jubiläum im kommenden Jahr begehen", berichtet Mumm. Rund 200 Mitglieder hat der Heidelberger Geschichtsverein heute. "Es sind auch akademisch geprägte Menschen, aber nicht nur", beschreibt Mumm die Gruppe. Hinzu kommt die Zusammenarbeit mit anderen geschichtlich ausgerichteten Interessengruppen und Vereinen, wie etwa dem Geschichtsverein Handschuhsheim sowie den Stadtteilvereinen Rohrbach und Kirchheim. Diese Vernetzung empfindet Mumm als sehr wertvoll - und weiter ausbaufähig.

Einen eigenen Vereinsraum besitzt der Geschichtsverein nicht. Impulse setzen die regelmäßigen Stammtische, die einmal im Vierteljahr als offene Arbeitskreise stattfinden. Wie es zu der Gründung kam? "Wir sind in ein Vakuum gestoßen", glaubt Mumm, zumal zu dieser Zeit der Lehrstuhl für Landesgeschichte an der Universität nicht besetzt gewesen sei.

Gute Quellenlage

Ansonsten bietet die Nähe zur Uni eine gute Quellenlage: "Da wird man in der Regel fündig", bestätigt Mumm. Und Material braucht der Geschichtsverein jede Menge: Allein das jährliche Jahrbuch bietet in jeder neuen Auflage eine Fülle von stadthistorischen Themen. Zudem werden bei Vorträgen und Stadtführungen immer wieder neue Aspekte aufgegriffen.

Etwa die Hälfte der Autoren des aktuellen Jahrbuchs sind auch Vereinsmitglieder, freut sich Mumm über einen breiten Kreis an Mitarbeitern.

Und worüber kann man im neuen Jahrbuch etwas lesen? Reinhard Riese verfasst den Aufsatz "Es mag ... nicht leicht sein, Sieger in einem solchen Lande zu sein, denn der Sieg bringt nicht nur Rechte, sondern auch ... Verantwortung für den Besiegten" und widmet sich damit Liselotte Mugdan und ihrem Schreiben vom Juli 1945 an die US-Militärregierung.

Ein eigenes Kapitel des Jahrbuches würdigt aktuelle Publikationen: "Der ehemalige Harmonie-Garten und die Theaterstraße in Heidelberg" von Petra Nellen etwa. Sabine Arndts "Laudatio" auf das Schlosshotel Heidelberg findet ebenfalls Widerhall.

"Der Schwerpunkt liegt auf dem 20. Jahrhundert, dicht gefolgt vom 19. Jahrhundert", fügt Mumm hinzu. Zwischen Mittelalter und Moderne hingegen sei eher eine Lücke zu verzeichnen. Aber vielleicht findet sich da ja auch noch ein neues Mitglied mit diesem Interessenschwerpunkt? Neue, sagt Mumm, seien immer herzlich willkommen. Bei solch einer Fülle von Themen, geht einem da nicht irgendwann einmal der Stoff aus? "Nein", sagt Mumm schmunzelnd. "Heidelberg ist von so vielen Künstlern, Wissenschaftlern und anderen Koryphäen besucht worden - da bewegen wir uns in einem unendlichen Raum" sieht Mumm einen unerschöpflichen Vorrat.

© Mannheimer Morgen, Dienstag, 08.01.2013