Heidelberger Geschichtsverein e.V. HGV

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Prinz Ludwig Wilhelm August von Baden



(nicht zu verwechseln mit Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, 1693 - 1706, oder mit Carl Wilhelm Markgraf von Baden-Durlach, Gründer der Stadt Karlsruhe, 1679 - 1738, oder mit Prinz Ludwig Wilhelm von Baden, 1865-1888)



*18. Dezember 1829 Karlsruhe

27. April 1897 Karlsruhe (Sarg in der großherzoglichen Grabkapelle im Schloßpark zu Karlsruhe)

badischer Prinz, badischer Politiker, preußischer General der Infanterie, Mitglied des Reichstags, Abgeordneter

evangelisch, jüngerer Bruder des regierenden Großherzogs Friedrich I. von Baden

Mitglied der Freimaurerloge Urania zur Unsterblichkeit in Berlin, Ehrenmitglied der Loge Carl zur Eintracht in Mannheim, Ehrenmitglied der Loge Zur edlen Aussicht in Freiburg


Vater: Großherzog Leopold von Baden (1790-1852, reg. 1830-1852)

Mutter: Sophie Wilhelmine von Holstein-Gottorp (Prinzessin Sophie von Schweden) (1801-1865), Tochter des abgesetzten Königs Gustav IV. Adolf von Schweden (1778-1837) und Enkelin von Leopolds Halbbruder Karl Ludwig von Baden (1755-1801)

Bruder: Großherzog Friedrich I. von Baden (1826-1907, reg. 1856-1907)

Darüber hinaus hat Wilhelm drei Brüder und drei Schwestern



30. März 1830: Großherzog Ludwig I. von Baden stirbt in Karlsruhe. Bis 1852 regiert Markgraf Leopold als Großherzog von Baden.


27. November 1847: Prinz Wilhelm wird zum Secondelieutenant ernannt


1849: Prinz Wilhelm wird zum Premierlieutenant ernannt, dient kurze Zeit im badischen Bundeskontingent


18. August 1849: der am 14. Mai 1849 geflohene Großherzog Leopold von Baden kehrt im Schutz von preußischem Militär und in Begleitung des preußischen Prinzen Wilhelm I. nach Karlsruhe zurück


22. November 1849: Eintritt Prinz Wilhelms von Baden als Premierlieutenant in das kgl. preußische 1. Garde-Regiment zu Fuß.

24. April 1852: Großherzog Leopold stirbt. Großherzog Ludwig II. regiert nicht wegen Erkrankung. Markgraf Friedrich I. von Baden wird Prinzregent, ab 1856 Großherzog von Baden.

5. September 1856: Großherzog Friedrich I. von Baden regiert bis 28. September 1907


1853: Prinz Wilhelm wird zur Gardeartillerie kommandiert, verbleibt dort, zuletzt in der Stellung als Kommandeur der Gardeartilleriebrigade, bis zum Ende seiner Dienstzeit im preußischen Heere. Zuletzt Generalmajor und Kommandeur der Gardeartilleriebrigade.


28. August 1857: Wilhelms Schwester Cäcilie (1839–1891) heiratet Großfürst Michael Nikolajewitsch Romanow (1832–1909)


1859-1860, 1863-1866 und 1893-1897: Prinz Wilhelm Präsident der Ersten Kammer der badischen Ständeversammlung

[7. April 1860: Großherzog Friedrich I. kündigt in seiner Osterproklamation ein liberales Reformprogramm an]

1860: Reise in den Kaukasus


1863: Prinz Wilhelm scheidet aus preußischen Diensten aus

11. Februar 1863: Heirat im Winterpalast in Sankt Petersburg mit der Prinzessin Maria von Leuchtenberg (Maria Maximilianowna, 1841 Sankt Petersburg-1914 Sankt Petersburg, Fürstin Romanovskaja, Herzogin von Leuchtenberg, Tochter des Herzogs Maximilian von Leuchtenberg und der Großfürstin Maria Nikolajewna, älteste Tochter von Zar Nikolaus I.) (griechischer Konfession, zwei Kinder). Das Paar hat seinen Wohnsitz in Karlsruhe, wo es ein Palais in der Nähe des Residenzschlosses bezieht (Prinz-Wilhelm-Palais am Schlossplatz 23, im Zweiten Weltkrieg zerstört. Hier befindet sich heute das Amtsgericht Karlsruhe)

26. Juli 1865: Geburt der Tochter Sophie Marie Luise Amelie Josephine von Baden (26. Juli 1865 – 29. November 1939, verheiratet mit Herzog Friedrich II. von Anhalt, 1856-1918)


11. November 1865: Prinz Wilhelm wird der Oberbefehl der badischen Division im 8. Bundeskorps im Deutschen Krieg zwischen Preußen und dem Deutschen Bund (auf der Seite des Deutschen Bunds) übertragen.


3. Juli 1866: Schlacht bei Königgrätz. Preußen besiegt Österreich, das mit Baden verbündet ist


Gefechte im badischen Odenwald bei Hundheim am 23., bei Werbach am 24. und bei Gerchsheim am 25. Juli 1866. Alsdann kehrt die Division nach Baden zurück. - Gegner werfen Prinz Wilhelm vor, durch seine vorsichtige Führung die Schuld am Misserfolg des Feldzugs zu tragen. Auf eine zu Wien 1866 erschienene Schrift von Ernst Emmerling („Actenmäßige und interessante Enthüllungen über den badischen Verrath an den deutschen Bundestruppen“) antwortete der Prinz durch eine andere („Zur Beurtheilung des Verhaltens der Badischen Felddivision im Feldzuge des Jahres 1866“, Darmstadt und Leipzig 1866).


[26. Juli 1866: der Vorfriede von Nikolsburg (Mikulov/Mähren) beendet den Deutschen Krieg]


[31. Juli 1866: Baden tritt aus dem Deutschen Bund aus]


[1. August 1866: ein preußisches Bataillon rückt in Heidelberg ein]


[17. August 1866: Baden schließt ein Schutz- und Trutzbündnis mit Preußen. Für den Fall eines Krieges werden die badischen Truppen unter den Oberbefehl des Königs von Preußen gestellt]


Als nach Friedenschluß die badische Division nach preußischem Muster umgestaltet wird, tritt Prinz Wilhelm von seiner Stellung an der Spitze derselben zurück.


[18. August 1866: Gründung des Norddeutschen Bundes]


[23. August 1866: Prager Frieden. Österreich willigt in die Auflösung des Deutschen Bundes ein]


10. Juli 1867: Geburt des Sohnes Maximilian Alexander Friedrich Wilhelm von Baden (10. Juli 1867 – 6. November 1929, ∞ Prinzessin Marie Louise von Hannover, „Prinz Max von Baden“, Thronfolger im Großherzogtum Baden und der letzte Reichskanzler des Kaiserreichs)

18. Juli 1870: Mobilmachung der Truppen Badens

Bei Ausbruch des Krieges gegen Frankreich hat Prinz Wilhelm kein Kommando. Als im Oktober 1870 das Kommando der 1. badischen Infanteriebrigade durch Erkrankung des Generallieutenants von La Roche erledigt ist, bittet er, am Kampfe teilnehmen zu könnnen. Am 13. Oktober 1870 trifft er auf dem Kriegsschauplatz ein. Er nimmt an den Kämpfen beim Übergang über den Ognon am 22., an dem Gefecht bei St. Seine l’Eglise am 27. und an dem Angriff auf Dijon am 30. Oktober 1870 teil. Im Gefecht von Nuits-Saint-Georges erhält er eine schwere Verwundung im Gesicht, die seiner Tätigkeit im Felde ein Ende macht.

18. Januar 1871: König Wilhelm I. von Preußen wird im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles zum deutschen Kaiser ausgerufen. Bei der Kaiserproklamation erbringt Großherzog Friedrich I. von Baden das erste Hoch auf Wilhelm I.

26. Februar 1871: Vorfrieden zu Versailles. Frankreich verliert Elsaß und Lothringen. Die Annexion Elsaß-Lothringens wird von den Nationalliberalen, dem Großherzog von Baden und den Königen von Württemberg und Bayern betrieben.

10. Mai 1871: Friede von Frankfurt am Main. Nach Friedensschluß wird Prinz Wilhelm zum Chef des 4. Badischen Infanterieregiments Nr. 112 ernannt.


1871-1878: Prinz Wilhelm gehört als badischer Abgeordneter der Reichspartei für den Wahlbezirk Karlsruhe-Bruchsal dem Deutschen Reichstag an.

22. März 1873: Prinz Wilhelm wird von Kaiser Wilhelm I. zum General der Infanterie ernannt


1878: Prinz Wilhelm bewirbt sich um ein Mandat im Wahlkreis Konstanz, wo er die dem zweitgeborenen Prinzen des großherzoglichen Hauses gebührende Herrschaft Salem innehat. Er unterliegt seinem liberalen Gegner und zieht sich vom politischen Leben zurück.


23. Februar 1888: Prinz Ludwig Wilhelm von Baden (*1865), der jüngere Sohn Großherzogs Friedrichs I. von Baden und der Großherzogin Luise (geborene Prinzessin von Preußen), stirbt in Freiburg im Breisgau


1890: Prinz Wilhelm nimmt seinen Sitz in der Ersten Kammer wieder ein


1893: Prinz Wilhelm übernimmt von neuem den Vorsitz der Ersten Kammer


18. Dezember 1895: Kaiser Wilhelm II. stellt ihn am 25. Jahrestag der Schlacht von Nuits à la suite des Leibgrenadierregimentes und verleiht ihm den Orden Pour le mérite, die höchste preußische Tapferkeitsauszeichnung

29. Juni 1896: Einweihung der großherzoglichen Grabkapelle im Schloßpark zu Karlsruhe


9. September 1896: 70. Geburtstag von Friedrich I., Großherzog von Baden



18. Oktober 1901: Enthüllung des Denkmals für Prinz Wilhelm von Baden in Karlsruhe




Ehrungen:

Bronzerelief am Sockel des Karlsruher Kaiserdenkmals von 1897 auf dem Kaiserplatz (zeigt Prinz Wilhelm zusammen mit General von Werder zu Pferde während des deutsch-französischen Krieges 1870/1871)

Prinz-Wilhelm-Denkmal (Karlsruhe, an der Hans-Thoma-Straße zwischen Orangerie und Ahaweg. Bildhauer: Hermann Volz (1847–1941), 1901 enthüllt)

Prinzenstein in Oberneudorf (bei Buchen) (Inschrift: "Hier schoß Prinz Wilhelm von Baden Der Heger der Odenwälder Auer und Birkwild-Jagd am 7. Mai 1895 seinen letzten Auerhahn")



Straßenbenennungen

Wilhelmstraße (Karlsruhe,1866 benannt)

Prinz-Wilhelm-Straße (Bruchsal)

Wilhelmstraße und Wilhelmsplatz (Heidelberg-Weststadt, 1887 benannt)

Prinz-Wilhelm-Straße (Mannheim-Oststadt, 1946 in Stresemannstraße umbenannt)



Literatur:

Hof- und Staatshandbuch des Großherzogtums Baden 1847, Seite 3

Ludwig Wilhelm August, Prinz und Markgraf von Baden, in: Badische Biographien (Hg.: Friedrich von Weech und A. Krieger), V. Theil. Heidelberg 1906, S. 11–14 https://digital.blb-karlsruhe.de/periodical/pageview/251140

Karl Wilhelm Doll, Trauer-Rede bei der feierlichen Bestattung Sr. Großherzogl. Hoheit des in Gott ruhenden Prinzen Ludwig Wilhelm von Baden am 29. Febr. 1888. Karlsruhe (Braun) 1888


Ernst Emmerling, Actenmäßige interessante Enthüllungen über den badischen Verrath an den deutschen Bundestruppen in dem soeben beendigten preußisch-deutschen Kriege. Wien: Dittmarsch, 1866 ((Brauer 491)) https://www.google.de/books/edition/Actenm%C3%A4%C3%9Fige_interessante_Enth%C3%BCllungen/TkZhAAAAcAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=inauthor:%22Ernst+Emmerling%22&printsec=frontcover


Ernst Emmerling, Nochmals Der badische Verrath. Weitere Enthüllungen sowie Zurückweisung der wider die bekannte Broschüre erschienenen officiellen und officiösen Angriffe. Stuttgart: Kleeblatt, 1866 ((Brauer 844))


Frank Engehausen, Die politischen Parteien im Großherzogtum Baden und die deutsche Frage 1865-1871, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, 151 (2003), Seite 467-478

Frank Engehausen, Kleine Geschichte des Großherzogtums Baden 1806-1918, Karlsruhe 2005 (Sonderausgaben für die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg). Karlsruhe 2006 und 2012. 2. Aufl. Karlsruhe 2008. 3. Aufl. Karlsruhe 2012

Michael Epkenhans, Der Deutsch-Französische Krieg 1870/1871 (Kriege der Moderne). Ditzingen 2020

Theodor Fontane, Der Krieg gegen Frankreich 1870–1871. Gesamtausgabe in 2 Bänden, Bad Langensalza 1873

Martin Furtwängler, Die Begründung des modernen badischen Staates und das Problem der Einbindung des Adels, in: Eberbacher Geschichtsblatt 2009. Folge 108. Eberbach 2009

Georg Hiltl, Der Französische Krieg von 1870 und 1871. Bielefeld und Leipzig 1892

Armin Kohnle, Frank Engehausen, Frieder Hepp, Carl-Ludwig Fuchs (Hg.) „... so geht hervor ein’ neue Zeit. Die Kurpfalz im Übergang an Baden 1803. Heidelberg 2003

Armin Kohnle, Kleine Geschichte der Markgrafschaft Baden. Karlsruhe 2007

Ludwig Wilhelm August, Prinz und Markgraf von Baden, in: Badische Biographien (Herausgeber Friedrich von Weech und A. Krieger), V. Theil, Heidelberg 1906, S. 11–14

Karl-Heinz Lutz, Das badische Offizierskorps 1840-1870/71. (Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B, Forschungen, 135). Stuttgart 1997 (Zugl.: Freiburg (Breisgau), Univ., Diss., 1991)

Lothar Machtan, Prinz Max von Baden. Der letzte Kanzler des Kaisers. Eine Biografie. Berlin 2013

Bernhard von Poten, Wilhelm (Markgraf von Baden), in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB), Bd. 42, Leipzig 1897, S. 699–701

Bernhard von Poten, Wilhelm (Prinz von Baden), in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 42. Leipzig 1897, S. 701–703

Friedrich von Weech, Die Zähringer in Baden. 1881

Prinz Wilhelm von Baden. Eine Festgabe zur Enthüllung seines Denkmals in Karlsruhe am 18. Oktober 1901; dem badischen Volke, insbesondere den Kriegskameraden des Helden von Nuits gewidmet. Karlsruhe (Reiff) 1901 ((B 5196-33-20))


Wilhelm von Baden, Zur Beurtheilung des Verhaltens der badischen Felddivision im Feldzuge des Jahres 1866. Nach authentischen Quellen. Darmstadt und Leipzig 1866 (UBH : Brauer 1036)

http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_von_Baden_(1829%E2%80%931897)


https://www.deutsche-biographie.de/sfz60637.html#indexcontent (Deutsche Biographie)