Heidelberger Geschichtsverein e.V.  HGV

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Literatur zu Ottheinrich   

Otto Heinrich (Ottheinrich), Kurfürst von der Pfalz

*10. April 1502 Amberg/Oberpfalz

12. Februar 1559 Heidelberg (mit ihm erlischt die von Ludwig III. begründete Kurlinie Pfalz-Heidelberg)

Grabstätte: Heiliggeistkirche in Heidelberg (Grabinschrift bei Melchior Adamus, Apographum monumentorum Haidelbergensium. Heidelberg 1612, S. 10)

Wahlspruch: „cum tempore“



Großvater väterlicherseits: Kurfürst Philipp der Aufrichtige von der Pfalz (1448-1508)

Vater: Pfalzgraf Ruprecht der Tugendhafte (1481–1504), Sohn von Kurfürst Philipp der Aufrichtige von der Pfalz

Mutter: Elisabeth von Bayern-Landshut (1478–1504), Tochter von Georg dem Reichen (1455–1503)

Bruder: Pfalzgraf Philipp („der Streitbare“) (*1503) (Gemälde von Hans Baldung Grien, 1484/85 – 1545)

Ehefrau: Susanna von Bayern (seit 1529)

reg. 1556-1559



wächst in Neuburg/Donau auf unter Obhut seines Onkels, des späteren Kurfürst Friedrich II.

Dezember 1503: Der Landshuter Herzog Georg der Reiche (1455-1503) stirbt ohne männliche Nachkommen. Die ältere seiner beiden Töchter, Elisabeth, die mit dem Pfalzgrafen Ruprecht verheiratet war, soll mit ihren beiden Söhnen Otto Heinrich und Philipp („der Streitbare“) (*1503) die Nachfolge antreten. Das verstößt gegen das bestehende Erbrecht. Da der Münchener Herzog Albrecht der Weise auf seinem Erbrecht besteht, kommt es zum Landshuter (Bayerisch-Pfälzischer) Erbfolgekrieg (Bayerische Fehde).

Juli/August 1504: Das Heer des Landgraf Wilhelm von Hessen kommt vor Heidelberg, verheert die Gegend (Kloster Lorsch, Lampertheim, Schriesheim; 7. August 1504: Verbrennung Handschuhsheims und Neuenheims, Rückzug vor Heidelberg), erringt aber keine militärischen Erfolge.

30. Juli 1505: Durch den Kölner Spruch Gründung des Herzogtum Pfalz-Neuburg aus dem bayerischen Gebiet nördlich der Donau für die beiden Söhne Otto Heinrich (3) und Philipp („der Streitbare“). Da Ottheinrich und Philipp noch minderjährig sind, wird als vormundschaftlicher Regent zunächst ihr Großvater Kurfürst Philipp dem Aufrichtigen eingesetzt, ab 1508 ihr Onkel Pfalzgraf Friedrich II.

27?. Februar 1508: Kurfürst Philipp stirbt in Germersheim. Als vormundschaftlicher Regent für Ottheinrich und Philipp wird Pfalzgraf Friedrich II. eingesetzt.

1518: Teilnahme am Reichstag in Augsburg

1519/20: Reise nach Barcelona als Begleiter seines Onkels Friedrich, um Kaiser Karl V. die Wahlbotschaft zu überbringen

1520: bei der Krönung Kaiser Karls V. in Aachen

1521: Teilnahme am Reichstag in Worms

Frühjahr 1521: Ottheinrich (19) bricht zu einer Pilgerfahrt ins Heilige Land auf

3. Mai 1521: trifft in Venedig ein

5. Juni 1521: bricht in Venedig auf

10. Juli 1521: erreicht Jaffa. Es folgt ein vierwöchiger Aufenthalt in Palästina. Ottheinrich wird zum Ritter vom Heiligen Grab geschlagen

6. August 1521: wieder in Jaffa, um die Heimreise anzutreten

16. Dezember 1521: Ankunft zu Hause

22?. Juni 1522: die Pfalzgrafen Ottheinrich und Philipp werden mündig erklärt. Sie übernehmen gemeinsam (bis 1535) die Regierung über das 1505 geschaffene Herzogtum Pfalz-Neuburg. Das Schloß Neuburg wird um drei Flügel erweitert. Ottheinrich läßt östlich von Neuburg für seine Gemahlin das Jagdschloß Grünau errichten und im Inneren mit höfischen Jagdszenen, auch mit derb sinnlichen Wandmalereien ausschmücken.

1522-1523: Teilnahme an der Sickingensche Fehde, Ritterkrieg. Franz von Sickingen erhebt sich gegen die verbündeten Fürsten Erzbischof von Trier, Landgraf Philipp von Hessen, Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz

7. Mai 1523: Franz von Sickingen stirbt auf Burg Nanstein bei Landstuhl, nachdem er sich seinen Feinden ergeben hatte

13. Mai 1525: Pfalzgraf Ludwig zieht mit dem Erzbischof von Trier, dem Fürstbischof von Würzburg und Pfalzgraf Ottheinrich mit 1000 Reisigen und 2000 Fußknechten von Heidelberg aus und wirft den Aufstand der Bauern in seinem Gebiet nieder. Er läßt 28 Aufständische (auf dem Marktplatz zu Heidelberg?) enthaupten.

1529: Teilnahme am Reichstag in Speyer

18. Oktober 1529: Vermählung mit Susanna von Bayern, Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth, Witwe des Markgrafen Johann Kasimir von Ansbach (1502-1543). Sie bringt 3 Kinder in die Ehe, darunter Albrecht Alcibiades (1522–1557); Markgraf von Brandenburg-Kulmbach. Die Ehe bleibt kinderlos.

1530: Teilnahme am Reichstag in Augsburg

1535: Teilung des Fürstentums Neuburg zwischen Ottheinrich und Philipp

Dezember 1536: Ottheinrich reist zu seinem "Oheim", dem polnischen König Sigismund I. (über Prag) nach Krakau, um einen Schuldschein über 32.000 Gulden einzulösen. (Rückreise über Breslau, Berlin, Wittenberg und Leipzig nach Neuburg)

1541: Pfalzgraf Philipp tritt wegen übermäßiger Schuldenlast den Anteil seiner Herrschaft seinem Bruder Ottheinrich ab

1542: Pfalzgraf Otto Heinrich führt die lutherische Reformation im Herzogtum Pfalz-Neuburg durch

1543?: Tod der Gemahlin Susanna in München

1544: Staatsbankrott. Ottheinrich muß für drei Jahre auf die Herrschaftsausübung verzichten und das Land verlassen. Übergabe Neuburgs an die „Landschaft“ (Landstände) des Herzogtums

1544-52: Exil Ottheinrichs in Heidelberg und Weinheim. Er wohnt am Kornmarkt (später Hauptstraße 195, „Schwarzer Adler“, heute: Rathaus) und beginnt, zwischen Plöck, Märzgasse und heutiger Theaterstraße den Herrengarten anzulegen.

1546: Eroberung Neuburgs durch kaiserlich-spanische Truppen im Schmalkaldischen Krieg

1547: wegen der Pest in Heidelberg übersiedelt Ottheinrich nach Weinheim (kehrt 1551? wieder zurück)

4. Juli 1548: Pfalzgraf Philipp („der Streitbare“) stirbt in Heidelberg und wird in der Heiliggeistkirche begraben

um 1548: Ottheinrich plündert die Bibliothek des Klosters Lorsch

1552: Passauer Vertrag. Rückkehr Ottheinrichs nach Neuburg.

26. Februar 1556: Tod Kurfürst Friedrichs II. Ottheinrich wird mit 54 Jahren Kurfürst.

4./16. April 1556: Mit Regierungsantritt erläßt Kurfürst Ottheinrich eine neue Kirchenordnung und führt die lutherische Reformation in der gesamten Pfalz ein. Der katholische Gottesdienst wird abgeschafft. Bei der Kommunion darf nicht mehr nur die Hostie gereicht werden. Der gesamte Gottesdienst wird in deutscher Sprache gehalten. Norm der Lehre sind die Heilige Schrift und die Augsburgische Konfession. Bilder werden aus den Kirchen entfernt. Der Pfarrer trägt weiterhin den weißen Chorrock (vgl. 1546).

Um für einen Bibliotheksneubau auf dem Schloß Platz zu schaffen, läßt Ottheinrich seine Schloßbibliothek vorübergehend in die Heiliggeistkirche auslagern, in der sie dauerhaft verbleibt. Darüber hinaus verfügt er, daß seine Nachfolger jährlich auf der Frankfurter Messe für mindestens 50 Gulden Bücher dazu erwerben sollen. So legt er den Grundstein der Bibliotheca Palatina. Der Katalog der kurfürstlichen Bibliothek umfaßt etwa 6.400 Titel, darunter 4.800 Drucke, 500 Pergamenthandschriften und 600 Papierhandschriften.

siehe http://members.surfeu.de/metzger.z5p/Ottheinrich-Bibliothek.html (Wolfgang Metzger, Die Bibliothek Ottheinrichs und der Humanismus in der Pfalz)

Beginn der Arbeiten am Ottheinrichsbau auf Schloß Heidelberg

22. Oktober 1557: Philipp Melanchthon weilt auf Einladung des Kurfürsten in Heidelberg, um eine Neugestaltung der Universität durchzuführen

19. Dezember 1558: Kurfürst Ottheinrich wandelt die Universität Heidelberg in eine evangelische Landeshochschule um. Die Universität wählt den Katholiken Matthias Keuler zum Rektor. Als der Kurfürst diese Wahl annulliert, verlassen zahlreiche katholische Professoren die Universität.

12. Februar 1559: Ottheinrich stirbt in Heidelberg und wird in der Heiliggeistkirche beigesetzt

>Gemälde von Wilhelm von Kaulbach (Kurfürst Ottheinrich im Schloßhof, Kurpfälzisches Museum)

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