Heidelberger Geschichtsverein e.V. HGV

www.haidelberg.de

Ruprecht II., Kurfürst von der Pfalz

*12. Mai 1325 Amberg

6. Januar 1398 Amberg (Grabstätte: Zisterzienserkloster Schönau)

reg. 1390-1398

Beiname: "der Harte"

Onkel: Ruprecht I.



1345: heiratet Beatrix von Sizilien-Aragon (1326-1365), Tochter des Königs Peter II. von Sizilien aus dem Hause Aragon und dessen Gattin Elisabeth von Kärnten. Aus der Ehe gehen sieben Kinder hervor:

Anna (Anna von der Pfalz, Anna von Bayern, 1346-1408, heiratet 1360 Wilhelm II. von Berg, 1380 Herzog von Berg, Kinder: Beatrix (1360-1395), Ruprecht (um 1365-1394)

Friedrich (1347-1395)

Johann (1349-1395)

Mechthild (1350-1378, heiratet 1378 Graf Sigost von Leuchtenberg)

Elisabeth (1351-1401, verlobt mit dem Burggrafen Albrecht von Nürnberg)

Ruprecht III. (1352-1410, heiratet 1374 Burggräfin Elisabeth von Hohenzollern-Nürnberg, 1358-1411)

Adolf (1355-1358)



1356: Das Reichsgesetz Kaiser Karls IV. (Goldene Bulle) legt die Sonderstellung der 7 Kurfürsten fest. Die Würde des ersten weltlichen Kurfürsten, das Amt des Erztruchseß, des obersten Richters und des Reichsverwesers werden erblich für die Pfalzgrafen bei Rhein. Das Kernland wird von nun an Kurpfalz genannt.

1360: Anna von der Pfalz (1346-1408, Tochter von Kurfürst Ruprecht II.), heiratet Herzog Wilhelm II. von Berg (1348-1408)

1365: Beatrix von Sizilien-Aragon (Ehefrau Ruprechts II, *1326) stirbt und wird in Kloster Schönau begraben

1368: nach der Erbeinigung zwischen Ruprecht I. und Ruprecht II. für den Erstgeborenen aus der pfälzischen Linie der Wittelsbacher werden Gebiete festgelegt, die über alle möglichen Teilungen die Obere Pfalz fest mit der Rheinpfalz verbinden sollten. Diese Bestimmung setzt Rupprecht II. als Kurfürst fort und bestimmt die Städte Amberg, Kemnath, Nabburg, Neunburg vorm Wald, die Burgen Murach und Waldeck (und Dilsberg?) zum Kurpräzipium. https://de.wikipedia.org/wiki/Kurpr%C3%A4zipium

15. Dezember 1368: Wilhelm und Anna von Berg verpfänden Burg und Stadt Kaiserswerth (bei Düsseldorf, Zollstation) an Annas Vater, Kurfürst Ruprecht II.

29. März 1382: Kurfürstin Elisabeth, Gräfin von Namur, Gattin Kurfürst Ruprecht I. des Älteren, stirbt (*um 1340; begraben in der Franziskanerkirche Heidelberg)

23. Oktober 1385: Papst Urbans VI. fertigt in Genua die Stiftungsbulle In supremae dignitatis aus. Der Papst genehmigt darin auf Bitte der drei Ruprechte die Errichtung eines studium generale in Heidelberg nach dem Muster und mit den Privilegien des Pariser Studiums und bestellt den Domprobst von Worms zum Promoventen (Voraussetzung für die Anerkennung der akademischen Grade einer Universität). Der Domprobst von Worms wird außerdem zum Kanzler der Universität bestimmt. (Die Stiftungsbulle wird am 24. Juni 1386 in der Burg Wersau dem Kurfürsten nach Bezahlung der Botengebühr übergeben). (vgl. 1803)

1385: Kurfürst Ruprecht I. (75) heiratet in zweiter Ehe Prinzessin Beatrix von Berg (1360-1395), Tochter des Herzog Wilhelm I. von Berg und dessen Gattin Prinzessin Anna, Tochter des späteren Kurfürsten Ruprecht II. von der Pfalz. Beatrix ist die Enkeltochter seines Neffen und Nachfolgers Ruprecht II. von der Pfalz. Die Ehe bleibt kinderlos.

26. Juni 1386: Kurfürst Ruprecht I., sein Neffe Ruprecht II. und dessen Sohn Ruprecht III. beschließen die Gründung einer Universität in Heidelberg

26. Juni 1386: Kurfürst Ruprecht I. (77), sein Neffe Ruprecht II. (61) und dessen Sohn Ruprecht III. (34) beschließen im kurfürstlichen Rat, eine Universität in Heidelberg zu gründen. Sie ist nach Prag und Wien die dritte Hochschule ihrer Art im römisch-deutschen Reich. Hauptgrund für die Gründung der Hohen Schule ist die Bekämpfung der Häresie.

1. Oktober 1386: Gründung der Universität Heidelberg nach Pariser Muster mit vier Fakultäten durch Ausfertigung der 5 Stiftungsurkunden. Die Fächer Theologie, kanonisches Recht, Medizin und Artes liberales werden zugelassen. Ruprecht I. gewährt den Mitgliedern der Universität Rechtschutz, sicheres Geleit, Steuer- und Zollfreiheiten, preiswerte Wohnungen und einen eigenen Gerichtsstand. Die Professorengehälter zahlt der Kurfüst in den ersten Jahren aus der kurfürstlichen Kasse. Die Universität hat zunächst keine eigenen Räume. Vorlesungen finden in Klöstern und Privathäusern statt. Einführung einer Mietpreiskommission, die aus Bürgern und Magistern besteht und den angemessenen Mietzins bestimmen soll.

18. Oktober 1386: mit einer feierlichen Messe in der Heiliggeistkirche wird die Universität Heidelberg eröffnet

1390: Ruprecht folgt 65jährig seinem Onkel in der Regierung der Kurpfalz nach. Er läßt alle Juden aus Heidelberg (13 Familien) und der Pfalz vertreiben. Er schenkt einen Teil ihrer Häuser und die Synagoge ("Judenerbe") der Universität für den akademischen Unterricht, als Kollegien, Bursen und Wohnungen für Professoren. Der Rest wird von Schloßbediensteten genutzt. Aus der Synagoge wird eine Marienkapelle gemacht, dann ein Collegium der Juristen und Mediziner. Kurfürst Ruprecht II. verpflichtet seine Erben, keine Juden in der Kurpfalz zuzulassen.

1390: Kurfürst Ruprecht II. läßt sich vom Papst von der Wallfahrt zum Heiligen Jahr nach Rom befreien und wendet das ersparte Geld der Universität zu

1392: Erweiterung der Stadt Heidelberg nach Westen von der Grabengasse bis zur heutigen Sofienstraße. In dieser Vorstadt siedeln sich die Bewohner des Dorfes Bergheim an.

1394: König Wenzel von böhmischen Rebellen gefangen. Ruprecht II. als Reichsverweser befreit ihn.

1395: Rupertinische Konstitution (Unteilbarkeit der Kurpfalz, Erbfolge durch den erstgeborenen Sohn)

6. Januar 1398: Ruprecht II., Kurfürst von der Pfalz, stirbt in Amberg (Grabstätte: Kloster Schönau)

16. Februar 1398: Pfalzgraf Ruprecht III., Sohn Ruprechts II., (44) Kurfürst von der Pfalz (1400-1410, als deutscher König Ruprecht I.)





Literatur:

Ludwig Häusser, Geschichte der rheinischen Pfalz nach ihren politischen, kirchlichen und literarischen Verhältnissen. 2 Bde. 1856 [BHGV], 1924 [82 A 3187::1 / 2]. Register von Friedrich Loos und Theodor Neubauer. Pirmasens 1971

Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. IV/1999, S. 178

Thorsten Huthwelker, Tod und Grablege der Pfalzgrafen bei Rhein im Spätmittelalter (1327-1508). (Heidelberger Veröffentlichungen zur Landesgeschichte und Landeskunde, 14). Heidelberg 2009 [2009 A 9954] - Rez.: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. 15/2011

Oskar Klausner, Die Familienzweige der pfälzischen Wittelsbacher: die ersten Wittelsbacher, die Kurlinie, die Seitenlinien. Hg.: Staatl. Liegenschaftsamt Heidelberg. Schwetzingen 1995 (ohne Zählung, überw. graph. Darst.) [Dek Klau]

Armin Kohnle, Kleine Geschichte der Kurpfalz. Karlsruhe 2005

Karl Kollnig, Die Kurfürsten von der Pfalz. Heidelberg 1993

Regesten der Pfalzgrafen am Rhein. Hg. von der Badischen Historischen Kommission. 1. 1214-1400 bearb. von Adolf Koch und Jakob Wille (Innsbruck 1894). 2. 1214-1508 bearb. von Graf L. von Oberndorff (Innsbruck 1912)

Volker Rödel (Hg.), Der Griff nach der Krone. Die Pfalzgrafschaft bei Rhein im Mittelalter. Ausstellungskatalog der Ausstellung der staatlichen Schlösser in Heidelberg (Schätze aus unseren Schlössern 4, 2000)

Karl-Heinz Rothenberger, Karl Scherer, Franz Staab, Jürgen Keddigkeit (Hg.), Pfälzische Geschichte, 2 Bde. Kaiserslautern 2001

Meinrad Schaab, Geschichte der Kurpfalz. Bd. 1: Mittelalter. Stuttgart 1999. Bd. 2: Neuzeit. Stuttgart 1992

Meinrad Schaab, Kurpfalz, in: Meinrad Schaab, Hansmartin Schwarzmaier (Hg.), Handbuch der baden-württembergischen Geschichte. Bd. 2. Stuttgart 1995, S. 247-333

Meinrad Schaab (Hg.), Ausgewählte Urkunden zur Territorialgeschichte der Kurpfalz 1156-1505. bearb. von Rüdiger Lenz. Stuttgart 1998

Johann Goswin Widder, Versuch einer vollständigen Geographisch-Historischen Beschreibung der Kurfürstlichen Pfalz am Rheine. 3 Bände. Frankfurt am Main, Leipzig 1786f. (unveränderter Nachdruck Neustadt an der Aisch 1995) [Dem]



http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/pfalz/kurfuersten/ruprecht2.htm