Heidelberger Geschichtsverein e.V. HGV

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Ludwig III. („der Bärtige“), Kurfürst von der Pfalz

*23. Januar 1378

30. Dezember 1436 Heidelberg (in der Heiliggeistkirche begraben)

reg. 1410-1436

Stammvater der Kurlinie Pfalz-Heidelberg

Legt den Grundstock für die Bibliotheca Palatina, indem er seine Bibliothek der Universität vermacht

Vater: König Ruprecht I. (1352-1410)

Mutter: Elisabeth von Hohenzollern-Nürnberg, Tochter des Burggrafen Friedrich IV. von Nürnberg (1358-1411)

Ehefrauen:

1. Bianca von Lancaster (Blanche of England, ca. 1382-1409), Tochter König Heinrich IV. von England

2. Mathilde von Savoyen-Piemont (Mechthild von Savoyen, †14. Mai 1438, Söhne: Kurfürsten Ludwig IV. und Friedrich I.)



7. März 1401: der Heiratsvertrag zwischen Pfalzgraf Ludwig (25) und Blanca von Lancaster (9) wird in London geschlossen

August 1401: König Ruprecht I. läßt sich von seinen Söhnen Ludwig III. und Johann eidlich versichern, in ihren pfalzgräflichen und herzoglichen Landen auch in Zukunft keine Juden aufzunehmen oder zu dulden

6. Juli 1402: Heirat mit Blanca von Lancaster in Köln. Ein Großteil ihrer reichen Mitgift von 100.000 Gulden fließt in den Ausbau von Schloß Heidelberg.

22. Mai 1409: Pfalzgräfin Blanca von Lancaster (*1392, 17), Tochter König Heinrichs IV. von England und Gemahlin Pfalzgraf Ludwigs III., stirbt in Hagenau an Fieber und wird in feierlichem Zug nach Neustadt/Hardt überführt, wo sie in der dortigen Stiftskirche ruht.

18. Mai 1410: König Ruprecht I. stirbt auf der Reichsburg Oppenheim ("Landskron") und wird zu Heiliggeist in der Chormitte vor dem Hochaltar begraben - Teilung der Pfalz unter seine vier Söhne in vier Linien: Heidelberg-Kurpfalz (Ludwig), Pfalz-Neumarkt (Oberpfalz) (Johann), Zweibrücken-Simmern (Stephan) und Pfalz-Mosbach (Otto I.), von denen die Linien Mosbach und Neuburg noch im 15. Jahrhundert aussterben. Die pfälzischen Stammlande und die Kur gehen auf den ältesten Sohn Ludwig III. über.

20. September 1410: die Kurfürsten von Trier, Pfalz und Brandenburg wählen den Luxemburger König Sigismund von Ungarn zum römisch-deutschen König (-1437)

1410: der Chor der Heiliggeistkirche wird fertiggestellt (Langhaus 1410-1441)

26. Juli 1411: Elisabeth von Hohenzollern, Frau des Kurfürst Ruprecht III., stirbt und wird in der Chormitte vor dem Hochaltar zu Heiliggeist begraben. - Der Kirchenschatz (Reliquien, darunter ein Splitter vom Kreuz Christi) wird vom Schloß in den Chor der Heiliggeistkirche übertragen.

1413: Kurfürst Ludwig III. wandelt die Heiliggeistkirche zu einem weltlichen Kollegiatstift um und vereinigt sie mit der Universität. Seitdem verfügt die Universität über dreizehn Lehrstühle, je drei in der theologischen und juristischen Fakultät, einen in der medizinischen und sechs in der artistischen Fakultät. Damit ist die finanzielle Ausstattung der Universität weitgehend abgeschlossen.

23. Mai 1414: Dietrich von Bettendorf, bayerischer Ritter, Kammerjunker des König Ruprecht, Kämmerer des Pfalzgraf Ludwig III., 1410 Kammermeister, stirbt und wird in St. Peter beigesetzt (Grabmal heute im Kurpfälzischen Museum)

7. September 1414: König Sigismund wird auf dem Weg zum Konstanzer Konzil in der Heiliggeistkirche feierlich begrüßt

5. November 1414-22. April 1418: Konzil von Konstanz, einberufen von Gegenpapst Johannes XXIII. auf Betreiben des römisch-deutschen Königs Sigismund. Gastgeber: Fürstbischof Otto III. von Hachberg. Aufgaben: Wiedervereinigung der Kirche, Verbesserung, Beseitigung der Ketzerei. Absetzung dreier Päpste. Als Stellvertreter des Königs und Reichsrichter besitzt Kurfürst Ludwig III. von der Pfalz die richterliche und polizeiliche Gewalt über das Konzil.

1415-1417: Ritter Friedrich (I.) von Flersheim (1396/1473) begleitet den Kurfürsten Ludwig III. zum Konzil von Konstanz, hilft wahrscheinlich bei der Verbrennung des Reformators Jan Hus und nach eigener Bekundung 1416 bei der Verlegung des gefangenen und abgesetzten Papstes Johannes XXIII. von Heidelberg nach Mannheim.

29. Mai 1415: Baldassare Cossa (Papst Johannes XXIII.) wird vom Konzil abgesetzt und von Kaiser Sigismund dem Reichsvikar und Reichsrichter Kurfürst Ludwig III. als Gefangener übergeben. Er verwahrt ihn in Heidelberg (im „alten Affen“=Brückenturm, oder im Schloß?). http://www.ub.uni-heidelberg.de/helios/fachinfo/www/gesch/Gesch_Erg/Johannes_XXIII.htm

6. Juli 1415: Kurfürst Ludwig III. vollzieht die Verbrennung des böhmischen Reformators Jan Hus auf dem Konstanzer Konzil. Dies löst die Hussitenkriege aus.

30. Mai 1416: der böhmische Reformator Hieronymus von Prag wird in Konstanz verbrannt

Sommer 1416 bis Januar 1419: Kurfürst Ludwig III. hält im Reichsauftrag den resignierten und gefangenen Baldassare Cossa (Gegen-Papst Johannes XXIII.) in der Burg Eichelsheim bei Mannheim gefangen

1417: Heirat mit Mathilde von Savoyen-Piemont in Pignerol (Mechthild von Savoyen, †14. Mai 1438, Söhne: Kurfürsten Ludwig IV. und Friedrich I.)

7. März 1419: Mechthild von der Pfalz wird in Heidelberg geboren (†22. August 1482, Ehefrau von Graf Ludwig I. von Württemberg-Urach, Mutter von Graf Eberhard im Bart, 1445-1496) https://de.wikipedia.org/wiki/Mechthild_von_der_Pfalz https://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_I._(W%C3%BCrttemberg,_Herzog)


Frühjahr 1419: der resignierte und seit 1415 gefangene Baldassare Cossa (Papst Johannes XXIII.) wird gegen ein Lösegeld von 30.000 Dukaten vom Pfalzgrafen freigegeben

1420: Kurfürst Ludwig III. unterstützt seinen Schwager, König Heinrich V. von England, bei dessen Feldzug in Frankreich mit 15.000 Mann und trägt zur Eroberung von Melun bei

1420: Kurfürst Ludwig III. überträgt den Kirchensatz in Wieblingen dem Heidelberger Heiliggeiststift (vgl. 1418)

1420: Herzog Ludwig der Gebartete (Ludwig VII. von Bayern, 1368-1447) läßt am Osthang des Stadtberges von Neuburg/Donau ein gotisches Schloß errichten. Damit wird die Stadt Nebenresidenz der bayerischen Herzöge (vgl. 1505)

9. April 1420: Kurfürst Ludwig III. von der Pfalz bestätigt die Anordnung der Universität, dass das gegenüber dem Barfüßerkloster gelegene Haus, das ihr von Magister Wilhelm von Deventer, Lehrer der Arzneikunde, vermacht worden war, und das der Kurfürst in Stand setzte, auf ewige Zeiten zur Aufbesserung der Pfründe im Heiliggeiststift die Wohnung des Lehrers der Medizin sein solle http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/barth72?ui_lang=ger

1421: erfolgloser Feldzug des Kurfürsten Ludwig III. gegen die Hussiten

1421: Kurfürst Ludwig III. bestimmt, daß in der im Bau befindlichen Stiftskirche zum Heiligen Geist die Bücher der drei oberen Fakultäten aufgestellt werden. Sie sollen den Stiftsangehörigen, Magistern und Studenten jederzeit zugänglich sein. Er verfügt, daß wichtige Handschriften nach seinem Tode der Heidelberger Universität vermacht werden sollen.

1423: Kurfürst Ludwig III. erwirbt den Hof der Adelsfamilie Swende in Weinheim (vgl. 1537)

1. Januar 1424: Pfalzgraf Ludwig (IV.) wird in Heidelberg geboren (†13. August 1449)

Januar 1425: der ehemalige Priester Johannes von Drändorf wird in Heilbronn auf Veranlassung des Pfalzgrafen Ludwig III. gefangengesetzt. Auf dessen Antrag verfügt Johann II. von Brunn, Bischof von Würzburg, Drändorfs Überführung nach Heidelberg und seine Aburteilung durch Johann II. von Fleckenstein, Bischof von Worms, und mehrere Heidelberger Professoren (Johannes von Frankfurt, Nikolaus Magni, Konrad von Soest, Job Vener) im Haus des Speyerer Bischofs. Er bekennt sich als Anhänger der utraquistischen Lehre und wird nach Verhör und Folter zum Tode verurteilt.

17. Februar 1425: nach Verhör und Folter wird der ehemalige Priester Johannes Drändorf wegen angeblicher Verbindung zu den Hussiten vor den Toren Heidelbergs verbrannt

1. August 1425: Pfalzgraf Friedrich (I.) wird geboren (†12. Dezember 1476)


1426: ein Heidelberger Student, der in der Nähe des Festungswalles des Schlosses von Soldaten abgefaßt wird, wird als Spion standrechtlich gehenkt. Der Kurfürst drückt sein Bedauern über den Vorfall aus und befiehlt, bei schwerer Strafe dürfe nicht mehr darüber gesprochen werden.

1426/27: Kurfürst Ludwig III. unternimmt eine Pilgerfahrt ins Heilige Land (über Venedig). Ritter Friedrich (I.) von Flersheim (1396/1473) begleitet ihn nach Jerusalem, wo er zum Ritter vom Heiligen Grab geschlagen wird.

19. Februar 1427: Kurfürst Ludwig III. kommt als kranker Mann nach Heidelberg zurück


27. Februar 1427: Pfalzgraf Ruprecht wird geboren (†26. Juli 1480)

1427: die1350 erstmals erwähnte Feste Schwetzingen kommt in den Besitz des Kurfürsten Ludwig III. von der Pfalz (vgl. 1470)

23. August 1430: Kurfürst Ludwig III. stiftet in Schlierbach in der Aue beim Gutleuthof die Laurentiuskapelle ("… in litore Neckais ... extra muros oppidi Heidelberg … domui leprosorum vicina vulgariter in der Auwe nuncupatam"), geweiht dem Erlöser, der Maria und dem hl. Laurentius, sowie eine Meßpfründe. Zum Gutleuthof gehören Scheuer, Stallung und anderes Zubehör sowie etwa 100 Morgen Ackerland, 20 Morgen Wiese und fünf Morgen Wald.

1431: Kurfürst Ludwig III. läßt westlich der Heiliggeistkirche ein großes Stiftsgebäude (Kapitelhaus und Amtswohnung des Dekans, Kanzlei und Archiv) errichten

1432: Die Kirche von Heiliggeist wird zur Stiftskirche erhoben und mit 12 Pfründen ausgestattet, die mit 14 Hochschullehrern besetzt werden. Damit ist die Grundfinanzierung der Universität Heidelberg zunächst abgeschlossen

1435: Pfalzgraf Ludwig III. und sein Sohn Ludwig (IV.) stiften ein Kloster bei Schlierbach (nicht verwirklicht)

24. März 1436: Kurfürst Ludwig III. vermacht der Universität seine Bibliothek (152 Bücher). Er legt damit den Grundstock für die „Bibliotheca Palatina“.

1436: Elisabeth, Tochter Ludwigs III., Schwester Friedrichs des Siegreichen, tritt in das Franziskanerinnenkloster in Besançon ein

30. Dezember 1436: Ludwig III. („der Bärtige“), Kurfürst von der Pfalz, Stammvater der Kurlinie Pfalz-Heidelberg (*23. Januar 1378, reg. 1410-1436) stirbt in Heidelberg (in der Heiliggeistkirche begraben)



1436-1449: Kurfürst Ludwig IV. Er ist, als sein Vater Ludwig III. stirbt, 12 Jahre alt. Bis 1445 regiert als Vormund sein Onkels, Pfalzgraf Otto I. von Pfalz-Mosbach.

17. Dezember 1438: Gemäß dem Testament Kurfürst Ludwigs III. von 1421 nimmt die Universität Heidelberg seine Bibliothek (155 Handschriften) in Empfang. Sie wird auf den Emporen der Heiliggeistkirche zur Benutzung für die Professoren (nicht Studenten) aller Fakultäten aufgestellt (Grundstock für die „Bibliotheca Palatina“)



Literatur:

Christoph Freiherr von Brandenstein, Urkundenwesen und Kanzlei, Rat und Regierungssystem des Pfaelzer Kurfuersten Ludwig III. (1410 – 1436). Göttingen 1983 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte; 71) [85 A 9925]


Hartmut Geißler, Friedrich von Flersheim. Das Leben von Pfälzer Rittern im 15. Jahrhundert. BoD 2022


Renate Neumüllers-Klauser (Bearb.), Die Inschriften der Stadt und des Landkreises Heidelberg. (Die deutschen Inschriften, 12. Heidelberger Reihe, 4) Stuttgart 1970, Nr. 90

Max Perkow, Das Schicksal einer zehnjährigen Prinzessin. Aus dem Buch Heidelberger Geschichte: Vor 560 Jahren „aus politischen Gründen“ verheiratet, in: Heidelberger Tageblatt, 6. 8. 1962

Pfalzgraf Ludwig III. bestellt den Steinmetzen Hans Marx zum Werkmeister der Stiftskirche zum hl. Geist (1423), in: Archiv für die Geschichte der Stadt. Eine Vierteljahresschrift, hg. von Hermann Wirth. 3 Bände. Heidelberg 1868-1870, S. 63




Weblinks:

https://heinz-wember.de/gen/wittelsbacher/pics/LudwigIIIPf1378.htm

https://heinz-wember.de/gen/wittelsbacher/pics/LudwigIIIPf1378foto.htm (Bild)

https://de.wikipedia.org/wiki/Mechthild_von_der_Pfalz