Heidelberger Geschichtsverein e.V. HGV

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Johann Casimir von Simmern, Pfalzgraf und Herzog von der Pfalz

*7. März 1543 Simmern

6./16. Januar 1592 Heidelberg (Grabstätte: Heiliggeistkirche in Heidelberg)

1559-1583 Landesherr von Pfalz-Lautern, 1583-1591 Verweser des Kurfürstentums für Friedrich IV. (Administrator der Kurpfalz)

Wahlspruch: "Constanter et sincere"

einer "der großen deutschen Söldnerführer vor dem Dreißigjährigen Kriege" (Deutsche Militärgeschichte in sechs Bänden 1648-1939, München 1983, Bd. 1, I, S. 25)

Bruder: Kurfürst Ludwig VI.



4. Juni 1570: Pfalzgraf Johann Casimir heiratet in Heidelberg während des Speyerer Reichstages die 17jährige Elisabeth von Sachsen (*18. Oktober 1552 in Wolkenstein; 2. April 1590 Heidelberg; lutherisch), Tochter von Kurfürst August von Sachsen (1526-1586) aus dem Haus der Wettiner.

Pfalzgraf Johann Casimir erhält die kurpfälzischen Ämter Lautern und Neustadt. Zunächst residiert er in der alten Kaiserpfalz.

nach 1571: Pfalzgraf Johann Casimir läßt neben der Barbarossaburg in Lautern ein Schloß bauen (um 1578 vollendet). Von hier aus regiert er sein Fürstentum Lautern. Nach dem Tod Johann Casimirs fällt das Fürstentum wieder an Kurpfalz zurück, ohne aber in Kurpfalz eingegliedert zu werden.

1575: Pfalzgraf Johann Casimir läßt die Burg Friedelsheim (bei Dürkheim) aufwändig um- und ausbauen. Er errichtet ein Renaissanceschloß.


15./16. August 1577: Pfalzgraf Johann Casimir besetzt Neustadt an der Hardt

1578/1589: Feldzüge in die Niederlande

12./22. Oktober 1583: Kurfürst Ludwig VI. stirbt in Heidelberg. Sein Sohn Friedrich ist erst neun Jahre alt. Daher übernimmt sein Onkel Johann Casimir die Regierung der Pfalz bis zu Friedrichs Volljährigkeit. Er führt von Oktober 1583 bis 1592 als Regent ("Administrator") die reformierte Lehre in der Kurpfalz wieder ein.

"Pfalzgraf Johann Kasimir begann [...] schon 1583 mit der Umgestaltung des alten Landesrettungswerkes, indem er die Untertanen in Listen erfassen ließ und jeden dritten Mann zum Ausschuß einzog. Die Dienstpflicht dauerte vom 20. bis zum 60. Lebensjahr. So entstanden 12 Fähnlein zu je 300 Mann, die 1588 bei einem drohenden französischen Einfall zu einem Landregiment [...] zusammengezogen [...] wurden. Die Kriegsgefahr ging diesmal vorüber, trotzdem wurde bis 1590 ein zweites Landregiment aufgestellt" (Deutsche Militärgeschichte in sechs Bänden 1648-1939, München 1983, Bd. 1, I, S. 89).

13. Mai 1588-1591: Grundsteinlegung des Collegium Casimirianum, Kollegiengebäude für die Universität Heidelberg an der Stelle des Dionysianum von 1396, durch Pfalzgraf Johann Casimir (1591 vollendet, 1693 zerstört, heute: Grabengasse 1)

Der Calvinist Johann Casimir versucht mit „unedler Härte“, den religiösen Widerstand seiner lutherischen Ehefrau Pfalzgräfin Elisabeth von Sachsen zu brechen

November 1589: Johann Casimirs Ehefrau Pfalzgräfin Elisabeth von Sachsen wird unter dem Vorwand des Ehebruchs und des Mordkomplotts gegen ihren Gemahl verhaftet. Pfalzgraf Johann Casimir betrachtet sich als von ihr geschieden.

Januar 1590: Pfalzgraf Johann Casimir trifft sich mit dem Kurfürst von Sachsen Christian I. (1560-1591) in Plauen, um die Vereinigung aller protestantischen Mächte im Reich vorzubereiten. Danach besucht er Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach in Bayreuth, um mit ihm zu zechen.

7. März 1590: Pfalzgraf Johann Casimir wieder in Heidelberg

2. April 1590: Pfalzgräfin Elisabeth von Sachsen, inzwischen zur Calvinistin geworden, stirbt in Gefangenschaft ihres Mannes (vergiftet? Sie wird im Langhaus der Heiliggeistkirche begraben, später in den äußeren Chor umgebettet)

1591: Pfalzgraf Johann Casimir läßt im Faßbau des Schlosses das erste von drei großen Fässern erbauen (125.000 Liter).



>Haus zum Ritter, Heidelberg

>Charles Bélier



Zitate:

"Das große außenpolitische Ziel Johann Casimirs war die Einigung der Protestanten gegen den Kaiser. [...] Die konfessionspolitische Situation im Reich schlug um, als sich Kurfürst Christian von Sachsen dem Calvinismus öffnete. Johann Casimir kam mit ihm 1590 in Plauen zusammen und konnte dabei Sachsen aus der alten Loyalität gegen den Kaiser herauslösen [...]. All diese Pläne mußten scheitern, als 1591 bzw. 1592 Christian und Johann Casimir starben. So trat auch ein von Pfalz und Sachsen gemeinsam ausgerüstetes und in Frankreich einmarschiertes Heer nicht mehr in Aktion" (Meinrad Schaab, Geschichte der Kurpfalz. Band 2 Neuzeit, Stuttgart u.a. 1992, S. 60).



"Johann Casimir regierte in Heidelberg 1583 bis 1592. In dieser Zeit wurden Pläne für eine Union der protestantischen Fürsten vorangetrieben - eine spannende Vorgeschichte zum Prager Königtum Friedrichs V. Gleichzeitig wurde die Gesellschaft militarisiert durch Wehrerfassung und Paraden; der Landeshaushalt wurde durch den Unterhalt der Söldnerheere stark belastet. Heidelberg selbst war zu keinem Zeitpunkt militärisch bedroht." (Hans-Martin Mumm, 2017)



Literatur:

Friedrich von Bezold, Johann Casimir, Pfalzgraf bei Rhein, in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 14. Leipzig 1881, S. 307–314


Friedrich von Bezold, Briefe des Pfalzgrafen Johann Casimir mit verwandten Schriftstücken; in drei Bänden. München 1882–1903


Hans-Martin Mumm, Der Ritter am ,Ritter' und seine Frau. Ein neuer Blick auf eine berühmte Fassade, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. X, S. 156, 169f.

Renate Neumüllers-Klauser (Bearb.), Die Inschriften der Stadt und des Landkreises Heidelberg. (Die deutschen Inschriften, 12. Heidelberger Reihe, 4, Stuttgart 1970; Nr. 438f.

Volker Press, Johann Casimir, Pfalzgraf bei Rhein, in: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10. Berlin 1974, S. 510–513


Karl Scherer, Pfalzgraf Johann Casimir (1543–1592) und das Volkslied „Ein Jäger aus Kurpfalz“, in: Werner Kremp (Hg.), The Huntsman from Kurpfalz. Über den Zusammenstoß und die Zusammenarbeit von deutscher und amerikanischer Jagdkultur. Trier 2002, S. 29–64

Hans Weyland, Johann Casimir. Pfalzgraf bei Rhein, in: Pfalz und Pfälzer, Jg. 3, H. 2 (1952), S. 4

Tobias Widmaier, Ein Jäger aus Kurpfalz, in: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon des Deutschen Volksliedarchivs. 2008

Klaus Winkler, Die Erziehung Friedrichs IV. und ein kleines Gesangbuch, in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins, Nr. 22 (2018), S. 149-156

https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Kasimir_(Pfalz-Simmern)