Heidelberger Geschichtsverein e.V. HGV

www.haidelberg.de

Friedrich II., Kurfürst von der Pfalz ("der Weise", "Frédéric le Sage")

*9. Dezember 1482 Burg Winzingen bei Neustadt/Haardt

26. Februar 1556 Alzey (in der Heiliggeistkirche Heidelberg begraben)

reg. 1544-1556

Devise: „De Coelo Victoria“, vermutlich von „Ora pro gratia: et dabitur tibi de caelo victoria sancta“ (aus: Thomae a Kempis, De Imitatione Christi, Liber I.) (vgl. Tafel in der Stützmauer des Schloßaltans: "Churfürst Friedrich bawet mich 1552 D C V")

Vater: Kurfürst Philipp der Aufrichtige von der Pfalz


Mutter: Margarete von Bayern-Landshut



1505-1522: Vormund seiner Neffen Ottheinrich und Philipp im Fürstentum Pfalz-Neuburg


1507: Teilnahme am Krieg gegen Venedig

1518: Statthalter des Kurpräzipiums, Regent der Oberpfalz mit Sitz in Neumarkt https://de.wikipedia.org/wiki/Kurpr%C3%A4zipium

28. Juni 1519: der spanische König Karl I. von Habsburg wird in Frankfurt am Main durch 7 Kurfürsten (darunter Ludwig V. der Friedfertige von der Pfalz) zum römisch-deutschen König Karl V. gewählt

1519/20: Friedrich reist mit seinem Neffen Pfalzgraf Otto Heinrich (*1502) nach Barcelona, um König Karl V. die Wahlbotschaft zu überbringen

1522: Friedrich will um die verwitwete Königin Leonore von Portugal anhalten

1529: Friedrich dient als Reichsfeldherr von Ferdinand I. von Habsburg gegen die Türken vor Wien

18. Mai 1535: Heirat mit Dorothea von Dänemark und Norwegen (*10. November 1520; †31. Mai 1580), Tochter des (verjagten) Königs Christian II. von Dänemark und der Isabella, Tochter des Königs Philipp I. von Spanien, Nichte des Kaisers Karl V., in der Schloßkapelle zu Brüssel.

16. März 1544: Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz stirbt. Pfalzgraf Friedrich tritt mit 62 Jahren die Nachfolge seines Bruders Ludwig V. an und ist damit Kurfürst von der Pfalz. Läßt im Heidelberger Schloß den Gläsernen Saalbau bauen und führt die lutherische Reformation in der Pfalz ein.

Ostern 1545: Friedrich empfängt mit seiner Gemahlin in der Schloßkapelle das Abendmahl in beiderlei Gestalt

1546: mit der neuen Kirchenordnung wird der katholische Gottesdienst praktisch abgeschafft

1546: Friedrich wird vom Kaiser geächtet. Daraufhin unterwirft er sich dem Kaiser und rettet damit seinem Haus Besitzungen und Kurwürde


um 1550: Kurfürst Friedrich II. legt beim Wolfsbrunnen eine Gartenanlage mit Lusthäuschen ("Wolfshaus") und Forellenweiher an

2. Januar 1551: Kurfürst Friedrich II. erhält die Erlaubnis von Papst Julius III., das 1476 begründete Dominikanerkloster zu säkularisieren und darin das "reiche Spital" ("Churhospital") einzurichten. Friedrich hebt mehrere Klöster in seinem Land auf und nutzt das Klostergut zur Förderung der Universität Heidelberg. Das mittelalterliche Spital auf dem Neuen Markt (später "Kornmarkt") wird abgebrochen (vgl. 1556, 1708)

18. März 1551: Vertreter sämtlicher Pfälzer Linien versammeln sich in Heidelberg und erkennen vertraglich an, daß die Kur nach dem kinderlosen Tod von Friedrich II. zuerst auf Pfalzgraf Ottheinrich fallen solle

22. November 1551: Philipp III. von Hanau-Münzenberg (1526-1561) vermählt sich in Heidelberg mit Pfalzgräfin Helene zu Simmern (†5. 2. 1579), Tochter des Pfalzgraf Johann II.

25. November 1551: Graf Philipp I. von Leiningen-Westerburg (†1597) vermählt sich in Heidelberg mit Pfalzgräfin von Zweibrücken (1537-1577), Tochter des Grafen Simon VIII. zu Lichtenberg und Bitsch (Kurfürst Friedrich II. richtet die Hochzeiten aus, neuntägiges Fest mit Feuerwerk und Kriegsspielen auf dem Turnierplatz in der Vorstadt. Beschreibung durch Nikolaus Kistner)

1552: Erbauung der unteren Stützmauer des Schlosses am Burgweg

1555: Gründung des Sapienzkollegiums für arme, begabte Studenten

1556: Ottmar Stab aus Wiesloch, Hofprediger von Kurfürst Friedrich II., erteilt ihm das Abendmahl auf dem Sterbebett nach lutherischen Ritus

1556: Dorothea von Dänemark und Norwegen lebt nach dem Tod ihres Ehemannes im Pfalzgrafenschloss in Neumarkt in der Oberpfalz, wo sie als überzeugte Anhängerin Luthers die Einführung der reformierten Konfession verhindert


31. Mai 1580: Dorothea von Dänemark und Norwegen (*1520) stirbt in Neumarkt in der Oberpfalz kinderlos und wird in der Heiliggeistkirche in Heidelberg bei ihrem Ehemann begraben.




4. September 1937: das Heidelberger Gymnasium wird "Kurfürst-Friedrich-Gymnasium" benannt

1979: Beim Einbau einer Heizung in der Heiliggeistkirche wird die Fürstengruft aufgedeckt, 53 Kurfürstenschädel verschwinden, die Gebeine König Ruprechts werden nicht erkannt und 1996 anonym beigesetzt. Die Überreste der Kurfürstin Dorothea können unberührt und unzerstört geborgen werden.







Literatur:

Regina Baar, Religionspolitik Friedrichs II. von der Pfalz im Spannungsfeld von Reichs- und Landespolitik (Diss. Hist. Sem. Universität Heidelberg, 2011)

Regina Baar-Cantoni, Die Religionspolitik Friedrichs II. von der Pfalz im Spannungsfeld von Reichs- und Landespolitik. (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B: Forschungen, 188. Band). Stuttgart 2012 (Rezension: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, hg. vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. 17 (2013), S. 282ff.)

Karl Wilhelm Beichert, Wilhelm Kühlmann, Hermann Wiegand, mit Beiträgen von Teresa Baier, Kurt Schneider (†) und Harry C. Schnur (†), Der Jurist Nikolaus Kistner (Cisnerus), 1529–1583, und sein literarisches Werk im Kontext des pfälzischen Späthumanismus. Editionen und Untersuchungen. (Mattes Verlag) Heidelberg 2018


Peter Fuchs, Friedrich II. der Weise, in: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, S. 528–530


Adolf Hasenclever, Beiträge zur Geschichte Kurfürst Friedrichs II. von der Pfalz (V. Ein Gutachten Pfalzgraf Friedrichs über den Türkenkrieg 1531, VI. Zum Todesjahr des Hubertus Thomas Leodius), in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 82, 1930, S. 470-506

Arthur Kleinschmidt, Friedrich II. der Weise, in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 7, Leipzig 1877, S. 603–606

Hubert Thomas Leodius, Annalium de vita et rebus gestis illustrissimi principis Friderici II., electoris palatini libri XIV. Frankfurt 1624

Hans-Martin Mumm, Von Greetsiel (Ostfriesland) nach Heidelberg und zurück. Drei Episoden des 16. Jahrhunderts, in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins, Nr. 22 (2018), S. 157-173


Renate Neumüllers-Klauser (Bearb.), Die Inschriften der Stadt und des Landkreises Heidelberg. (Die deutschen Inschriften, 12. Heidelberger Reihe, 4) Stuttgart 1970, Nr. 260

Alfred Peltzer, Albrecht Dürer und Friedrich II. von der Pfalz, Straßburg 1905


Herbert Rädle (Hg.), Der Reichsfürst und sein Kaiser. Eine Lebensbeschreibung des Pfalzgrafen Friedrich II. (1482-1556), Neumarkt/Oberpfalz : Historischer Verein Neumarkt 1998


Hans Rott, Friedrich II. von der Pfalz und die Reformation, Heidelberg 1904 [Reprographie: Nendeln 1976]